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Mattle mahnt Tempo bei Betriebsübergaben ein

Der Staat soll „nicht übermäßig hingreifen, wenn ein Betrieb übergeben wird.“

Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) macht im Verbund mit WK-Präsidentin Barbara Thaler Druck auf die Bundesregierung in Sachen Betriebsübergaben. Mattle präsentierte am Dienstag fünf „Vorschläge“, die sich teils aber auch schon im Regierungsprogramm wiederfinden, wie die Erhöhung des Freibetrages für Veräußerungsgewinne. Zusätzlich wurden etwa auch ein „Betriebsübergabe“-Sondersteuersatz, ein „Lohnnebenkosten-Vorteil“ sowie ein „Nachfolge-Beteiligungsfonds“ eingemahnt.

Der Staat solle „nicht übermäßig hingreifen, wenn ein Betrieb übergeben wird“, lautete der Tenor von Mattle und seiner Parteikollegin Thaler. Letzterer war offenbar das Tempo bei der Anhebung des Freibetrages für Veräußerungsgewinne zu gering. Dieser soll ab 2027 von 7.300 Euro auf 45.000 Euro angehoben werden. „Das könnte man auch schon nächstes Jahr machen“, so Thaler bei einer Pressekonferenz mit dem Landeschef in Innsbruck.

Bei den Lohnnebenkosten drängten Mattle und die Tiroler Kammerchefin auf eine Gleichstellung von Betriebsübernehmern mit Neugründern. Auch diese sollten von dem „Vorteil“ profitieren, denn Neugründer müssten schließlich für Beschäftigte keine Dienstgeberanteile zum Wohnbauförderungsfreibetrag sowie keine Beiträge zur Unfallversicherung entrichten.

Wer einen Betrieb übergibt oder übernimmt, sollte dafür belohnt werden, meint Landeshauptmann und Ex-Unternehmer Anton Mattle. Foto: Expa/Groder

Weiters im Visier der beiden Tiroler ÖVP-Politiker sind die „sehr hohen Steuersätze“ bei Übergaben. Veräußerungsgewinne sollten deshalb über den Freibetrag hinaus mit einem Sondersteuersatz von 20 Prozent „mit Endbesteuerungswirkung“ belegt werden. Werden die Gewinne in Altersvorsorgeprodukte der Unternehmensübergeber investiert, sollten sie gänzlich steuerfrei sein.

Neue Form der Finanzierung für Kapital eingemahnt

Es brauche eine neue Form der Finanzierung für die Kapitalbildung von Übernehmern. Betriebsnachfolger sollten mit einem „Nachfolge-Beteiligungsfonds“ unterstützt werden. Man höre immer wieder, dass potenzielle Betriebsübernehmer Folgendes sagen, so Thaler: „Wir müssten so viel investieren, wir können die Firma nicht übernehmen.“ Dem müsse noch mehr entgegengewirkt werden. Ebenso wie mit der Möglichkeit der Abschreibung von Investitionen in den ersten drei Jahren.

Betriebsübergaben steigen

Unterdessen verdeutlichten Zahlen der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) vom Dienstag, dass die Zahl der Unternehmer, die einen Nachfolger für ihren Betrieb suchen, seit Jahren stetig steigt. Von 2020 bis 2029 werden für rund 51.500 Betriebe Nachfolger gesucht. Knapp die Hälfte der Unternehmen werden innerhalb der Familie übergeben, allerdings mit rückläufiger Tendenz. Erfolgreiche Übergaben führen meist zu mehr Umsatz, höheren Investitionen und in rund einem Drittel der Fälle zu mehr Arbeitsplätzen.

Die „sehr hohen Steuersätze“ bei Betriebsübergaben sind Barbara Thaler ein Dorn im Auge. Foto: Expa/Groder

Im Vorjahr wurden 7.792 Betriebe an Nachfolger übergeben - um 4,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Seit 2020 wechselten rund 35.000 Betriebe den Eigentümer. Knapp ein Drittel (30 Prozent) davon entfiel auf die Sparte Gewerbe und Handwerk, mehr als ein Viertel (26,4 Prozent) auf Tourismus und Freizeitwirtschaft und ein Fünftel auf den Handel.

Spitzenreiter Gastronomie

Von den Branchen her dominierte die Gastronomie, gefolgt von Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie. In der Rangliste folgen etwas überraschend Fußpflege, Kosmetik und Massage. Erst danach kommen der Versand-, Online- und stationäre Handel sowie die Hotellerie.

Knapp 692.000 Arbeitsplätze hängen an den 51.500 Betriebsübergaben, mit denen im Zeitraum 2020 bis 2029 zu rechnen ist, gibt Lukas Sprenger, Bundesgeschäftsführer der Jungen Wirtschaft, zu bedenken. Damit betrifft das Thema Betriebsübergabe in diesem Zeitraum 23 Prozent aller Arbeitgeberbetriebe und 22 Prozent aller Beschäftigten in Arbeitgeberbetrieben.

Drei Fünftel der übernommenen Betriebe (61 Prozent) konnten den Umsatz steigern, etwa zwei Drittel investierten mehr als ihre Vorgänger und 36 Prozent stellten zusätzliches Personal ein, teilt die WKÖ weiters mit.

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