Zweimal wurde die Gültigkeit des Interdiktes über die Kriegergedächtniskapelle in Lienz von Bischof Paul Rusch in Abrede gestellt und von seinem Nachfolger Reinhold Stecher hinsichtlich seines Zustandekommens zumindest als fragwürdig apostrophiert. „Teufelswerk“ nannte es Bischof Glettler in seiner Festansprache am 8. September anlässlich der Feier zum 100-jährigen Jubiläum der Einweihung des Denkmals.
Erwartungen, ein ähnliches Spektakel wie damals, mit 10.000 Besuchern und im Beisein von Landeshauptmann Franz Stumpf und Bundespräsident Michael Hainisch, zu erleben, wurden mit einer deutlich schlankeren Variante bedient: Gemeindevertretungen inklusive der Bürgermeister von Sexten, Toblach und Innichen, Schützenabordnungen und mit Bischof Glettler und den Dekanen Troyer (Lienz) und Pittl (Matrei) Repräsentanten der diözesanen Hierarchie nahmen daran teil.



Bezirkshauptfrau Bettina Heinricher, die zusammen mit Bürgermeisterin Elisabeth Blanik per Einladung durch die Tiroler Landesregierung noch ihrer Freude über das zahlreiche Kommen der Zivilbevölkerung Ausdruck verlieh, besuchte indessen die Weltausstellung in Osaka. Sie ließ sich genauso entschuldigen wie der Landeshauptmann, der seinen Vorvorgänger in einer Doppelrolle entsandte: Herwig van Staa ist auch Vorsitzender der Landesgedächtnisstiftung Tirol, welche die Renovierung des Bezirkskriegerdenkmals finanziell unterstützt. Der Bundespräsident hatte sich schriftlich entschuldigt.
Die Feier vor den in den vergangenen Wochen frisch gestrichenen Arkaden, deren Rückseite noch immer bestätigt, dass von einer Sanierung nur sehr bedingt die Rede sein kann, stand ganz im Zeichen des Friedens: „Wir leben in einer Zeit, in der die Logik der Aufrüstung nahezu kritiklos akzeptiert wird, nicht zuletzt bestärkt durch die weltweiten Aktienerfolge“, fand Bischof Glettler deutliche Worte. „Dringender als Waffen braucht es eine Investition in die Friedenstüchtigkeit von uns allen!“
Den Kunstskandal um die bildliche Ausstattung der Kriegergedächtniskapelle durch Albin Egger-Lienz, der damals wie heute für Kopfschütteln sorgte, brachten zwei Kinder der Volksschule Lienz Nord in einem berührenden Rollenspiel auf die bestechende Formel: „Kunst ist nicht immer nur schön anzusehen. Manchmal muss man genau hinschauen und die Geschichten dahinter entdecken.“

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