Der Regen hat sich verzogen, die Sonne ist zurück, der Herbst endgültig da und das Bootshaus des Kayak Clubs in Lienz wirkt schon etwas verlassen. Die Drau fließt ruhig vor sich hin und ihr Rauschen ist wohl das bestmögliche Hintergrundgeräusch für dieses Gespräch mit der beeindruckenden Osttiroler Künstlerin Fanny Zinell.

Wir treffen uns nicht ohne Grund zuerst an diesem Platz, bevor wir dann gemeinsam in ihr Atelier fahren. Vor Kurzem war Fanny Zinell eine von nur vier Kanutinnen aus reinen Frauenteams, die den „Dolomitenmann“, den „härtesten Teamwettbewerb der Welt“ in Angriff nahmen.
Und das, obwohl sie erst ein halbes Jahr vorher nach einer Krebserkrankung eigentlich eine Reha machen hätte sollen. Sie entschied sich stattdessen für ihren Lieblingssport und einen eigenen Trainingsplan, doch noch völlig ohne Absicht, beim Dolomitenmann mitzumachen. Diese Option ergab sich erst einen Monat vor dem Start und Fanny sagte spontan zu.
Über diese Entscheidung spricht sie genauso besonnen, reflektiert und achtsam wie über ihre Erkrankung, das Paddeln, das Malen, ihre Pläne für die Zukunft und ein paar sehr prägende Gedanken.
Einer davon stammt aus ihrem Dolomitenstadt-Interview vor drei Jahren, doch könnte auch heute nicht passender sein: "Verletzlichkeit kann auch etwas unfassbar Gutes sein." Ein anderer ist in ihrem Atelier als ein Zitat von Steve Jobs an die Wand gepinselt: "Here`s to the crazy ones. (...) The ones who see things differently. (...)" und ein dritter ist Teil eines ihrer Bilder, den sie irgendwo als eine alte Regieanweisung gefunden hatte: "Make it exist first, you can make it good later."
Diese Sätze passen genauso zu Fanny wie ihr buntes Auto mit dem Kajak auf dem Dach, ihre Frauenbilder in einem Atelier, das sie sich mit Natalie Istenich teilt, oder ihr strahlendes Lachen voller Lebensfreude und - ja, Weisheit. Sehr viel Weisheit für eine junge Frau mit 28 Jahren.
Der Dolomitenstadt Podcast ist ein akustisches Magazin, das die Redaktion von dolomitenstadt.at in Lienz zusammenstellt. Das Themenspektrum ist breit und beschränkt sich nicht nur auf die Region. Wir stellen spannende Projekte vor, widmen uns den Künsten und der Kunst des Lebens, schauen in Kochtöpfe und über den Tellerrand, greifen heiße Eisen an und diskutieren die Themen unserer Zeit mit Menschen, die etwas zu sagen haben. Zu finden auch auf Spotify und bei Apple Podcasts.
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