Zivilschutz war am 4. Oktober nicht nur bei einer bundesweiten Sirenen- und Alert-Übung das Thema, sondern auch bei einer Großübung im 33 Kilometer langen Koralmtunnel, dem Herzstück der neuen Koralm-Bahnstrecke zwischen Graz und Klagenfurt. Laut ÖBB waren mehr als 150 Personen von Feuerwehr, Polizei, Rettung, Behörden und ÖBB im Einsatz. Weitere 50 Protagonist:innen stellten Fahrgäste dar, die aus dem Tunnel evakuiert werden mussten.
Die Annahme: Wegen eines technischen Defekts kam ein Zug etwa sieben Kilometer im Koralmtunnel zum Stehen. Zusätzlich erschwerten Rauchentwicklungen und verletzte Personen den Einsatz. Die Übung verlief planmäßig. Erstmals war auch der nagelneue „ÖBB Servicejet“ zum Einsatz – ein Rettungszug der neuesten Generation. Er ist auf beiden Seiten des Koralmtunnels stationiert, kann einen doppelten Railjet abschleppen, rund 300 Personen evakuieren, verfügt über Löschwassertanks und hat eine Schutzbelüftung.
Umfassendes Sicherheitskonzept
Der Rettungszug und die Übungen sind Teile eines umfassenden Sicherheitskonzeptes. „Rund 15 Prozent der gesamten Investitionskosten entlang der Koralmbahn flossen in die Sicherheit“, schreiben die ÖBB in einer Aussendung. Dazu zählen Notausgänge, Löschwasserleitungen, Belüftungen, Branddetektoren, Zufahrtsmöglichkeiten für Einsatzkräfte und Kommunikationssysteme.






Speziell der Koralmtunnel gehöre mit seinen zwei Röhren zu den modernsten und sichersten Eisenbahntunnels der Welt, sagen die Betreiber. Beide Röhren sind alle 500 Meter über so genannte Querschläge miteinander verbunden. Zusätzlich wurde in der Tunnelmitte eine rund einen Kilometer lange dritte Röhre als unterirdischer Evakuierungs- und Rettungsbereich errichtet.
Europaweites Zugsicherheitssystem
Ein weiteres Kernstück der betrieblichen Sicherheit ist das Zugbeeinflussungssystem ETCS (European Train Control System). Es ist ermöglicht grenzüberschreitenden Schienenverkehr durch einheitliche Standards, indem es nationale Zugsicherungssysteme ersetzt und Funktionen wie Geschwindigkeits- und Abstandskontrolle per Funk und ortsfester Technik kombiniert, um Sicherheit und Effizienz zu steigern.
Zusätzlich sorgen Prüfeinrichtungen – sogenannte Zuglaufcheckpoints – vor Einfahrt in den Tunnel dafür, dass alle Züge auf technische Defekte wie zum Beispiel überhitzte Bremsen überprüft werden. Weiters ist der Koralmtunnel so ausgestattet, dass er immerzu mit Strom versorgt wird. Fällt in einem Bundesland die Stromversorgung aus, kann er von anderer Seite weiter versorgt werden. Maßnahmen der Blackout-Vorsorge ermöglichen einen Bahnbetrieb für ca. 6 Stunden und ein schnelles Wiederhochfahren nach Beendigung des Blackouts. Im Tunnelinneren sind darüber hinaus alle maßgeblichen Anlagenteile redundant verbaut.
Am 14. Dezember geht die Koralmstrecke fahrplanmäßig in Betrieb und verkürzt die Fahrzeit zwischen den Landeshauptstädten mit der schnellstmöglichen Verbindung auf rund 41 Minuten.
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