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AK für Netzentgelte von Stromerzeugern

Erzeuger tragen nur rund 6 Prozent der Kosten, die Stromverbraucher jedoch 94 Prozent.

In der Debatte um Netzentgelte für Strom-Einspeiser wirbt die Arbeiterkammer (AK) für die Pläne der Bundesregierung. Es sei nur gerecht, dass jene, die das Netz nutzen, auch dafür zahlen. Derzeit würden die Erzeuger nur rund 6 Prozent der Kosten tragen, die Stromverbraucher jedoch 94 Prozent. Mit mehr Verursachergerechtigkeit werde das Stromnetz effizienter genutzt, was den Ausbaubedarf reduziere, sagte der AK-Energieexperte Joel Tölgyes zur APA.

Netzentgelte würden dazu dienen, Verursachergerechtigkeit ins System zu bringen und erwünschte Anreizwirkungen zu erzielen. „Bei den Verbraucher:innen werden die schon länger sehr stark diskutiert: Da geht es dann beispielsweise um zeitabhängige Netzentgelte, die dazu dienen sollen, dass das Netz dann stärker genutzt wird, wenn gerade ausreichend Kapazitäten vorhanden sind“, so Tölgyes.

AK-Energieexperte Joel Tölgyes plädiert für zeitabhängige Netzentgelte. Foto: A. Rauchenberger/E-Control

Auch stärker leistungsabhängige Entgelte gingen in die Richtung: Sie sollen jene Verbraucher stärker zur Kasse bitten, die besonders viel Strom auf einmal beziehen. „Denn für den Netzausbau ist die momentan gleichzeitige Nutzung des Netzes ausschlaggebend, ähnlich wie bei einer Straße: Ausgebaut wird dann, wenn die Straße verstopft ist, weil zu viele Autos gleichzeitig unterwegs sind“, erklärte der Experte.

Netzentgelte sorgen für effizientere Netznutzung

In der „alten“ Energiewelt sei es sinnvoll gewesen, bei der Netznutzung vor allem bei den Stromverbrauchern anzusetzen. Heute gehe die Netznutzung jedoch zunehmend von der Erzeugung aus. „Das bedeutet, dass wir künftig die Anreize für eine effiziente Netznutzung stärker auf der Erzeugerseite platzieren müssen, um eine möglichst effiziente Netznutzung anzureizen. Diese Anreize könnten etwa dafür sorgen, dass Windräder bei der Standortwahl auf das vorhandene Netz achten - also dort hingestellt werden, wo schon ein gut ausgebautes Netz vorhanden ist. Auch der Bau von Speichern gleich neben Erzeugungsanlagen kann angereizt werden, sodass der Strom erst dann in das Netz eingespeist wird, wenn gerade kein Stau vorhanden ist“, so Tölgyes.

Der Arbeiterkammer-Experte kann die Kritik an den Plänen der Regierung, ein Netzentgelt für eingespeisten Strom einzuführen, nicht nachvollziehen und kritisiert, dass die Erzeuger dagegen mobilisieren. In einer Studie von Aurora für Oesterreichs Energie sieht Tölgyes methodische Unschärfen beim Vergleich mit anderen Ländern. Am Ende gehe es nämlich um die Frage, ob eine äußerst profitable Branche für die von ihr benutzte Infrastruktur entsprechende Beiträge zahlen soll. „Wir sind der Meinung, dass eine solche Beteiligung dringend notwendig ist“, so Tölgyes.

Ärger bei Hausbesitzern

Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) hatte sich mit seinem Entwurf für ein neues Stromgesetz (ElWG) den Ärger vieler Hausbesitzer zugezogen, die auf ihrem Dach eine Photovoltaikanlage installiert haben. Nach vielen ablehnenden Stellungnahmen zum Begutachtungsentwurf erklärte auch Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP): „Hände weg von privaten Photovoltaik-Anlagen.“

Der Gesetzesentwurf wird momentan überarbeitet, im Gespräch sind Ausnahmen für sehr kleine PV-Anlagen. Laut „Standard“ sieht ein neuer Vorschlag eine Befreiung bis zu einer Einspeiseleistung von etwa 3,68 Kilowatt vor. In vergangenen Jahren wurden allerdings meist deutlich größere Anlagen errichtet.
Unklar ist, wie hoch die Netzentgelte pro eingespeister Kilowattstunde (kWh) tatsächlich ausfallen sollen, diese sollen erst später von der für Energie zuständigen Behörde E-Control festgelegt werden. Die Strombranche kritisierte dies kürzlich als „Blackbox“, das für große Unsicherheit bei Investitionen sorge.

Einspeisetarife unter 6 Cent pro Kilowattstunde

Selbst geringe Netzentgelte im einstelligen Cent-Bereich könnten für die Betreiber von PV-Anlagen zu einem Verlustgeschäft werden. Die Vergütung der Ökostrom-Abwicklungsstelle OeMAG lag heuer zwischen März und September nur noch bei 6 Cent oder darunter. Viele Stromanbieter zahlen weniger als die OeMAG, der Verbund vergütete PV-Strom im August nur noch mit 2,19 Cent pro kWh, bei der Energie AG waren es im Juni gar nur 0,11 Cent.

16 Postings

Der Graukofler
vor 10 Stunden

Bei den derzeitigen Einspeisetarifen, was will man uns noch wegnehmen? Jahrelang wurden PV Anlagen beworben und auch Förderungen für die Errichtung bezahlt. Wenn das Ganze zu einem Verlustgeschäft wird, werde ich meine Einspeiseleitung zum Stromabnehmer kappen.

 
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    karlheinz
    vor 6 Stunden

    @Graukofler ich möchte Sie fragen ob Sie Ihre Anlage aus Überzeugung oder nur wegen der Förderung installiert haben. Viele taten es vermutlich wegen Letzterem. Also es dürfte Ihnen bis dato wohl kein Schaden entstanden sein.

     
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Honk
vor 20 Stunden

gehtscho, dann machma das mit den AK-Beiträgen auch so. nicht von den Arbeitern, die das service ja 'nur' nutzen, sondern von den Erzeugern der Probleme wird jetzt kassiert. Also von jedem Familienbetrieb mit mindestens einer Halbtagskraft 10.000, - AK Beitrag pro Monat, damit die fleissigen Robin Hoods dort nicht verhungern müssen.

 
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chiller336
vor 22 Stunden

klingt für mich fast a bissl so, dass die großen stromproduzenten ihren markt durch die einspeiserei der privaten "gefährdet" sieht bzw um geringere erträge fürchten. bleibt im endeffekt nur eins - abwarten auf die entwicklung leistbarer und umweltfreundlicher speicher ... salzbatteriene etc. mit genug speicher kann man sich auch über mehrere tage autark halten ... was im weiteren sinn auch die frage aufwirft ob man weitere kraftwerke überhaupt benötigt? ich vermute allerdings dass in einem staat österreich dann auch eine quasi haushaltsabgabe für netzgebühren kommt, a la orf mit seinen rundfunkgebühren ... selbst wenn man nicht mal ein tv gerät zu hause hat

 
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oha
vor 23 Stunden

Für den eingespeisten Strom wird ohnedies Netzgebühr bezahlt, und zwar von dem der den Strom verbraucht. Und das passiert sicher in der unmittelbaren Umgebung vom Einspeiser.

 
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steuerzahler
gestern

Ich hätte gerne den Strom von der Energie AG um 0,11 Cent! Würde sogar das Doppelte bezahlen

 
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Tirolerbua
gestern

Windräder stehen also künftig dort, wo das Netz stark ist – nicht dort, wo der Wind weht. Klingt nach einer sehr effizienten Energiewende.

Und private Betreiber? Zahlen längst Netzentgelte – beziehen ja auch Strom aus dem Netz. Aber gut, man kann’s ja trotzdem nochmal „gerechter“ machen.

 
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steuerzahler
gestern

Das ist doch nur eine Milchmädchenrechnung. Bezahlen wird immer der Endkunde und zwar für alles. Wenn die Erzeuger für Netznutzung zahlen müssen, kommt das halt auf den Strompreis drauf. Es wird niemand Strom erzeugen und dann aus lauter Nächstenliebe für die Verteilung bezahlen. Dieser Vorschlag ist nur Schaumschlägerei, dient ausschließlich zur Selbstdarstellung.

 
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Joe B. Tolliver
gestern

Wer die Netzinfrastruktur benützt soll dafür auch zahlen. Was ist daran so schwer zu verstehen?

 
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    karlheinz
    gestern

    @Ja Joe B. Tolliver, dieser Meinung bin ich auch. Die privaten Stromanbieter benützen das Netz gleich, halt in umgekehrter Reihenfolge als der Verbraucher. Wer liefern will soll zahlen gleich wie die Lieferanten auf der Straße. Für Letztere gibt es glaublich auch keine Begünstigungen auf den Verkehrswegen.

     
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      Joe B. Tolliver
      gestern

      Hinzu kommt, dass die Lieferanten auf der Straße selbst zum Teil nicht unerhebliche Kosten haben. Sonne und Wind schicken hingegen, wie wir seit L. Gewessler wissen, keine Rechnung.

       
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      wolf_C
      gestern

      ... es ist ein Unterschied ob der Transport über 500m oder 500km weit geleistet wird, von dem her müßte der Bezugsnetzentgelt ein wenigfaches kosten wie jetzt; Liebherr zb profitiert von den privaten Solaranlagen ...

       
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    ozzy
    gestern

    Zahle gerne einen Beitrag für die Netzinfrastruktur, möchte aber auch für meinen "grünen, guten Strom" einen angemessen Preis bekommen und nicht verarscht werden. Wollen wir die Klimaziele erreichen, dürfen wir die Erzeuger nicht bestrafen, sonst wird das nichts.

     
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      senf
      gestern

      Gerechter Preis? Das geht, einige Energiegemeinschaften machen es vor! Mit der Definition "angemessener Preis" tu ich mir schwer, erklär uns das näher! Bitte auch für jede aus der Sonne gewonnene und verlorengegangene Kilowattstunde.

       
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      senf
      vor 23 Stunden

      Wieso kommen Stromabnehmer die keine Möglichkeit haben PV-Strom einzuspeisen eigentlich dazu, das weitläufige Stromnetz zu finanzieren und diejenigen, die von Bodenflächen gesegnet sind, zudem über den Steuerzahler haufenweise Förderungen für ihre Anlagen bekommen, das Netz dann gratis nutzen zu lassen? Da scheint sich doch eine besondere Ansicht breit zu machen.

      Ja und Herr Wolf_c soll uns doch ein Modell vorstellen, wie die Laufmeterberechnung für den Stromaustausch funktionieren soll oder könnte, nur herumgscheidln allein ist halt doch zu wenig. Liebherr "profitiert von PV-Strom" aus der nahen Umgebung, aber was ist dann, wenns schneit und die Sonnenenergie aus dem Rosental in Kärnten oder aus Rust im Burgemland aushelfen muss. Wie schnell hier im Bezirk Lienz von manchen geschossen wird ist schon erstaunlich - die Treffsicherheit leider nicht!

       
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      wolf_C
      vor 9 Stunden

      ... schau Senf, das ist so ähnlich wie mit dem Tauernbachwerk: Das bringt energietechnisch nix, es läuft 2-3Monate, und der Rest der Zeit???(dafür gibt es Kohle für die Manager und den Aktionär im Gegenzug zur kaputten Natur und für viel Beton)Da ist ja das Sonnenpotential des Talbodens ein gnadenloser Überfluß dagegen; und des weiteren macht es schon einen Unterschied ob der Handwerker sein Teil von Dölsach bis Lienz liefert oder von Dölsach bis zB Rust ... wenn die Politik und die Energiewirtschaft zsammt der WKO wieder einmal bewußtseinstechnisch und praktisch hinten!aus!!sind!!! sollen es halt nit schon wieder die Klienten ausbaden müssen, und denen noch die Gehälter zahlen durch willkürliche Gebühren ...

       
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