Zwischen den Lobeshymnen auf die Isel als Wildflussidyll blieb eine Stimme bislang ungehört: jene des Kiesbank-Grashüpfers (Chorthippus pullus), dessen Lebensraum nicht mehr so unberührt ist, wie es scheint.
Der Kiesbank-Grashüpfer ist eine unscheinbar gefärbte Heuschreckenart mit grauer Grundfarbe und kurzen Flügeln. Auffällig sind bei beiden Geschlechtern einzig die rot gefärbten Hinterschienen. Sein bevorzugter Lebensraum sind periodisch überschwemmte Schotterbänke mit einem verhältnismäßig dichten Bewuchs. Die Art ist als „stark gefährdet“ eingestuft und kommt in ganz Österreich nur noch zerstreut vor.
Aus Osttirols Gewässern waren bisher einige historische Nachweise bekannt – darunter die Isel, die Drau, die Schwarzach und der Frauenbach in Lavant. Sämtliche Funde liegen jedoch mehr als ein Jahrzehnt zurück, und wie es scheint hat sich die Bestandssituation grundlegend geändert.


Nach drei Jahren der beharrlichen Suche konnte der Kiesbank-Grashüpfer an der Isel und ihren Zubringern nicht mehr nachgewiesen werden. Diese ernüchternde Bilanz beschränkt sich jedoch nicht nur auf das Schutzgebiet. Auch an allen anderen Flüssen Osttirols muss die Art als verschollen eingestuft werden. Der einzige Lichtblick ist ein für die Art untypisches Restvorkommen, außerhalb eines Gewässers. Leider ist das verbliebene Habitat klein und insgesamt wurden dort nur zwei Individuen entdeckt.
Trotz der in den letzten Jahrzehnten durchgeführten Aufweitungen an Osttirols Gewässern sind geeignete Habitate nur noch selten vorhanden. Auch die Isel ist in weiten Teilen von einer starken Längsverbauung geprägt, welche die Entstehung ausgedehnter Schotterbänke verhindert. Diese historisch bereits weit zurückliegende Grundproblematik, bedingt noch heute die schlechte Habitatsituation für den Kiesbank-Grashüpfer.
Jährlich stattfindende Baggerungen in den Gewässern und die dadurch verursachte Beeinträchtigung der verbliebenen Reliktvorkommen, stellen ein zusätzliches Problem für die Art dar. Damit die Lebensräume des Kiesbank-Grashüpfers nicht weiter an Qualität verlieren und die Population erhalten bleibt, wären gezielte Schutzmaßnahmen notwendig.
Im Bereich des Natura-2000-Gebiets „Osttiroler Gletscherflüsse Isel, Schwarzach und Kalserbach“ kann man auf positive Entwicklungen hoffen. Sollte der Gesang des Kiesbank-Grashüpfers endgültig verstummen, geht ein einzigartiger Teil der Osttiroler Wildflüsse verloren.
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Aaaauuwehh... Sehr schlechte Nachricht. Schönes Wochenende!
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