Am 20. November übermittelte uns Dolomitenstadt-Leser Georg Wimmer ein Schreiben an die Felbertauernstraße AG, in dem er als Vielfahrer seine Unzufriedenheit mit der autoPass-Spur bei der Mautstelle am Südportal und andere unliebsame Erlebnisse bei der Fahrt über den Felbertauernpass schildert.
Nur einen Tag später kam die erklärende Antwort von FAG-Vorständin Elisabeth Kreuzer an Wimmer. Wir veröffentlichen auch ihr Schreiben und fragen unsere Leser:innen, darunter tausende Nutzer:innen dieser Passstraße:
Wie bewerten Sie die Mautabwicklung? Wir freuen uns über Kommentare.
Sehr geehrte Damen und Herren,
seit mehr als 50 Jahren befahre ich den Felbertauern, in den vergangenen 20 Jahren mit Dienstautos und Jahreskarten. Seit die Brenner- und Tauernautobahn saniert werden, hat der Verkehr am Felbertauern spürbar zugenommen und die Wartezeiten haben sich vervielfacht. Daher – und aufgrund letzter Erfahrungen – möchte ich von meinem Ärger bezüglich der autoPass-Spuren bei der Felbertauern-Mautstelle berichten.
Es hat lange gedauert, bis endlich eine moderne Videomaut eingeführt wurde; diese aber leider halbherzig. Video-Spuren sollten eigentlich eine Erleichterung und Beschleunigung der Abfertigung für alle (!) Autofahrer bringen, also unnötige Staus und Wartezeiten vermeiden helfen. Bevor ich später auf andere Maut-Einrichtungen verweise, bei denen diese Absicht ausgezeichnet realisiert ist, möchte ich berichten, warum AutoPass zeitweilig (viel) mehr Ärger als Nutzen bringt.
Vorfall 1 - 19. November 2025: Bei der Ankunft an der Mautstelle aus Richtung Süden sind 2 Fahrspuren mit der grünen Ampel freigegeben. Beide bieten die blaue Zusatzinformation "autoPass". Sie signalisieren also, dass man als Inhaber einer Mautkarte quasi ohne Stopp durchfahren kann. Auf der linken Spur befindet sich ein Sattelzug mit litauischem Kennzeichen. Auf der rechten Spur steht ein Toyota mit Innsbrucker Kennzeichen. Daher reihe ich mich in der rechten Spur ein, in der Hoffnung, dass der Innsbrucker eine Mautkarte besitzt und zügig passieren wird.
Doch das Mauthäuschen ist unbesetzt und die Fahrerin hat offensichtlich keine Mautkarte und auch keine Möglichkeit, die Maut mittels Kredit- oder Bankomatkarte zu bezahlen. Nach einiger Zeit winkt die Fahrerin und signalisiert: bitte zurückfahren, da keine Weiterfahrt möglich ist! Nun folgt die unangenehme Retourfahrt, bis ein Einreihen auf die linke geöffnete Spur möglich ist. Derweil haben sich weitere Autos in die Reihe gestellt und nun heißt es wieder warten, da die (einzige) autoPass-Spur auch von Zahlern befahren werden muss! Die Mautnerin reagiert ziemlich unhöflich, als ich ihr den Missstand erkläre.
Vorfall 2 - Oktober 2025: Bei der Ankunft aus Richtung Norden bei der Mautstelle ist nur eine Spur geöffnet und diese ist als AutoPass-Spur gekennzeichnet. Unter die wartenden Pkw drängen sich noch andere, die wohl eine „falsche“ Spur gewählt haben. Ein Ausweichen auf eine „echte Videospur“ für Karteninhaber ist nicht möglich, eine „Normalspur“ ist nicht offen. Wieder also heißt es warten und sich in Geduld üben, bis einige Zahler in der Reihe ihre Maut beglichen haben.
Vorfall 3 - Sommer 2024: Eine Meute von mindestens 100 Harley-Davidson-Fahrern ist auf dem Weg in den Süden. Bereits beim Elisabeth-See kommt es zu einer ersten Staubildung. Die Kolonne bewegt sich nur sehr langsam vorwärts. Ständig wird man rechts und links von brüllenden Harleys überholt. Der Lärm und Gestank macht – insbesondere in den Galerien – aggressiv. Gnadenlos wird „überholt“ bzw. von links und rechts geschnitten. Hupt man, weil man sich bedrängt fühlt, wird einem der Mittelfinger gezeigt.
Die Sperrlinie ist den „Silberrücken“ egal, sodass es auch zu kurzen Staus in umgekehrter Richtung kommt. Es gibt keine regelnde Polizei oder Einweiser, die sich um das Chaos kümmern. In dieser Tonart und über eine Zeitstrecke von beinahe zwei Stunden geht es weiter, bis endlich die südliche Mautstelle in Sicht ist. Und was meinen sie, ist dort zu sehen? Eine „normale“ Spur und zwei autoPass-Spuren, an denen sich Motorradfahrer und Autofahrer um die Zufahrt streiten. Alle, wirklich alle, wissen, dass Motorradfahrer keine Jahres-Mautkarten besitzen und unendlich lange brauchen, bis Münzen und Scheine aus der Lederkluft herausgekramt sind. Die Wartezeit an der autoPass-Spur beträgt wiederum etwa 20 Minuten.
Mir ist klar, was mit einer „autoPass“-Spur bezweckt werden soll: freie und flüssige Durchfahrt für jene, die eine Mautkarte haben oder im Genuss eines LZ-Kennzeichens sind. Falls es wirklich einmal klemmt und Autofahrer weder die Symbole kennen noch schriftkundig sind, wäre die Möglichkeit des bargeldlosen Zahlens eine Option, um das Chaos an einer solchen Spur zu verhindern. Das funktioniert zum Beispiel am Brenner ganz wunderbar.
Ich will ihre guten Absichten nicht bestreiten, die Sie mit der Einführung der autoPass-Spur umsetzen wollten. Leider aber ist die autoPass-Spur ein Hybrid, der spätestens dann nicht mehr funktioniert, sobald verstärkter Verkehr einsetzt und nicht klar geregelt ist, wer diese Spur wie benutzen darf. Bitte nehmen Sie mein Unverständnis und meine Verärgerung ernst.
Es sollte doch kein Problem sein, immer eine autoPass-Spur offen zu halten und klar auszuweisen (Leuchtschrift), dass diese nur von Karten-Besitzern (die LZ-Kennzeichen wissen das ohnehin) genutzt werden darf.
Und noch ein letzter Vorschlag zur Verbesserung: eine Fahrspur sollte mit Kartenzahlung bzw. bargeldlos benutzbar sein; das funktioniert an jeder Mautstelle in Italien und natürlich auch am Brenner. Die Kosten dafür können doch wahrlich nicht der Grund sein, warum Sie eine großartige Verbesserung nicht einführen.
Gerne und mit großem Interesse erwarte ich Ihre Stellungnahme. Vielen Dank, dass Sie sich dafür Zeit nehmen.
Mit freundlichen Grüßen!
Dr. Georg Wimmer
Sehr geehrter Herr Dr. Wimmer,
wir danken Ihnen für Ihre Mitteilung und die detaillierte Schilderung Ihrer Erfahrungen an unserer Mautstelle. Ihre Rückmeldungen werden durch unsere Betriebs- und Mautstellenleitung sorgfältig geprüft.
Die Einführung der autoPASS-Spuren ist Teil eines laufenden Automatisierungsprozesses. Aufgrund der besonderen Lage unserer Mautstelle – in unmittelbarer Nähe zum Tunnelportal und auf alpiner Höhenlage – ergeben sich im Vergleich zu anderen Mautanlagen zusätzliche sicherheitsrelevante Fragestellungen. Die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer hat für uns oberste Priorität und bestimmt maßgeblich die Umsetzung von Anpassungen.
Wie Sie zutreffend festgestellt haben, wurde zu Beginn dieser Woche eine Testphase der autoPASS-Spuren durchgeführt. Diese erfolgte bewusst in verkehrsärmeren Zeiten, da das Verhalten der Fahrzeuglenker nicht vorhersehbar ist und wir zunächst Erfahrungen sammeln müssen. Wie Sie festgestellt haben, ist die Verkehrslenkung im Bereich der Mautstelle herausfordernd und im Falle einer Fehleinreihung schwer zu korrigieren. Die notwendigen Hinweise auf die ausschließliche Nutzung für die automatische Abfertigung wurden in größtmöglichem Ausmaß gesondert angefertigt, sind aber offensichtlich für einige Verkehrsteilnehmer noch nicht eindeutig genug.
Situationen, die im Rahmen eines außergewöhnlich hohen Verkehrsaufkommens im heurigen Sommer entstanden sind, liegen nicht im unmittelbaren Einflussbereich der Felbertauernstraße. Die Zusammensetzung des Verkehrs sowie dessen Menge können wir nicht beeinflussen. Die Besetzung der Mautstelle wurde unsererseits in diesen Zeiten deutlich erhöht.
Wir arbeiten kontinuierlich daran, die Prozesse zu verbessern und die Abfertigung möglichst nutzerfreundlich zu gestalten. Bis zum kommenden Sommer sind weitere Anpassungen vorgesehen, die den Verkehrsfluss erleichtern sollen. Uns ist bewusst, dass es durch Umstellungen zu Auswirkungen kommt, die nicht immer vorhersehbar sind – insbesondere auf Gebirgsstrecken und in Tunnelnähe, wo das Nutzerverhalten nicht immer logisch oder planbar verläuft.
Wir bedauern die von Ihnen geschilderten negativen Erfahrungen und versichern Ihnen, dass wir uns bemühen, die Abläufe weiterzuentwickeln.
Mit freundlichen Grüßen
Mag. Elisabeth Kreuzer, MBA, MAS
Kaufmännische Vorständin/Vorstandssprecherin
FELBERTAUERNSTRASSE AG
9 Postings
Leider zeigt sich immer öfter, dass schon kleinste Unannehmlichkeiten für viele Menschen kaum mehr zumutbar sind. Und anstatt Situationen einfach einzuordnen, wird sofort nach einem Schuldigen gesucht. Dabei kann die Felbertauernstraßen AG wirklich nichts dafür, wenn jemand die Hinweise ignoriert und sich falsch einreiht – oder wenn eine größere Motorradgruppe meint, die Verkehrsregeln gelten nur eingeschränkt für sie.
lg.euer Gerry
Nicht meine Erfahrung, im Gegenteil: freundliches Personal und die neue Videomaut macht die Durchfahrt leichter.
Die Felbertauernstrasse ist wohl eine der besten Gebirgsstrassen die ich kenne und top in Schuss. Ich pendle wöchentlich von München nach Lienz und bin von Anfang an Testperson für den autoPass. Natürlich wäre es fein, wenn die autoPass Besitzer eine eigene Spur hätten. Aber es muss einem auch klar sein, daß dies ein Prozess ist, der gut durchdacht werden muss. Gut Ding braucht eben Weile. Ich vermeide es zu Stosszeiten zu fahren. Mit früh morgens und spät abends fährt man tadellos, ohne Wartezeiten, drüber und durch. Die Situation mit den Harleyfahrern war einfach Pech. Und ein Ratscher mit den Mautlern ist immer nett. In der Ruhe liegt die Kraft, sehr geehrter Dr. Wimmer.
Mein Lösungsvorschlag:
"Gelassenheit"
....ich fahre schon 40 Jahre übern Felber...Top Strasse , konnte mich nie beschweren....
mein Gott, muß der Herr Wimmer a gstresster Mensch sein!! beantrage hiermit bei der Felbertauern AG an eigenen Fahrstreifen für diesen Herrn und zwar durchgängig von Mittersill nach Matrei!! also Probleme hama heut zu Tage ...........
Es werd lei gejammert, gsumpert und getschäntscht. Soll er übern Brenner fohrn wenn do so supa isch
Wenn dieser Dr.Wimmer sonst kein Proplem hat wird wohl bald Weihnachten kommen.....
Leider typisch für unsere Zeit, dass niemand mehr auch nur kurze "Behinderungen" in Kauf nehmen möchte! Außerdem muss es anscheinend immer einen Schuldigen geben: was kann die Felbertauernstraßen AG dafür, wenn sich jemand (trotz Hinweisschildern) falsch einordnet oder wenn eine "Horde Harley Fahrer" sich regelwidrig benimmt ....
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