In hochkarätiger Besetzung trafen sich ÖVP-Bäuerinnen und -Bauern zur Herbstkonferenz des Tiroler Bauernbundes im Saal der LLA in Lienz. Minister Norbert Totschnig brachte den bundespolitischen und europäischen Rahmen ein, Bauernbundobmann LHStv. Josef Geisler stellte den regionalen Mehrwert der Landwirtschaft in den Mittelpunkt und der Osttiroler Bezirksbauernobmann LAbg. Martin Mayerl konzentrierte sich in seinen Ausführungen auf die – aus seiner Sicht – überzogenen Tierschutzforderungen und die Rolle der Bauern auf dem Weg zur Energieautonomie Tirols.

Totschnig sprach sich für eine Fortführung bewährter Programme wie ÖPUL und der Bergbauernförderung aus. Diese müssten praxistauglich, transparent und rechtssicher umgesetzt werden. „Unsere Bäuerinnen und Bauern leisten enorm viel – 365 Tage im Jahr. Dafür brauchen sie faire Wettbewerbsbedingungen, ausreichende Mittel und flexible Spielräume.“ Die Zwei-Säulen-Struktur der GAP (Gemeinsame Agrarpolitik der EU) bleibe dafür unverzichtbar und müsse vollständig erhalten bleiben, um langfristige Planungssicherheit zu gewährleisten.
Totschnig, neben Landwirtschafts- auch Umweltminister, kritisierte europaweite Bemühungen zum Erhalt der Artenvielfalt und berichtete von einem Durchbruch bei der Überarbeitung der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) in Brüssel vergangene Woche. Auf Botschaftsebene einigten die EU-Mitgliedstaaten sich auf eine einjährige Verschiebung der Anwendung, gezielte Vereinfachungen – insbesondere für Klein- und Kleinstbetriebe – sowie eine Revisionsklausel, die umfassende Anpassungen ab 2026 ermöglicht. „Dieser Erfolg war nur möglich, weil wir über viele Monate hartnäckig Druck gemacht haben. Die ursprüngliche EUDR hätte heimische kleine und mittelgroße Betriebe überrollt.“
Für Josef Geisler sind die Bauern generell die Träger und Schöpfer ländlicher Lebensqualität: „Unsere Bauernfamilien sind keine Bittsteller, sondern Leistungsträger. Sie sichern nicht nur Lebensmittel, sondern ganze Regionen. Sie investieren in Stallbau, Maschinen und Dienstleistungen, schaffen Arbeitsplätze und halten die Wertschöpfung im Land. Ohne sie gäbe es weder gepflegte Kulturlandschaft noch eine lebendige ländliche Wirtschaft.“
Der Applaus war ihm ebenso sicher wie Martin Mayerl, der die Feindbilder der Landwirte konkret benannte: „Es ist ein wichtiges Anliegen, eine praktikable Regelung für den Wolf, Biber und Fischotter in der Novelle des Jagdgesetzes zu schaffen. Diese Bemühungen dürfen nicht durch überzogene Tierschutzforderungen – wie eine 24-Stunden-Betreuung auf der Alm – ad absurdum geführt werden. Das betrifft nicht nur die Alm, sondern auch den Talbereich. Während der Handel Lebensmittel zu Dumpingpreisen verkauft, ringen wir weiterhin um praxistaugliche Tierschutzstandards in unseren Ställen. Deshalb ist es für die Tiroler Landwirtschaft wichtig, die Kombinationshaltung verlässlich abzusichern."
Mayerl sprach sich zudem gegen pauschale Netzentgelte für PV-Einspeiser aus. Eine solche Regelung würde jene bestrafen, die Verantwortung übernehmen und aktiv zum Gelingen der Energiewende beitragen. Für Tirol sei klar: „Wir brauchen Planungssicherheit statt neuer Hürden, die Entlastung der Netze durch gezielte Speicherförderungen und einen starken Rückhalt für regionale Energiegemeinschaften. Hohe Netzentgelte dürfen den erfolgreichen Weg in Richtung sauberer, unabhängiger Energie nicht verstellen.“
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