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Foto: iStock/bazilfoto

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Der Wolf ist in Tirol künftig fast vogelfrei

Eine Novelle des Jagdgesetzes rückt auch Luchs, Goldschakal, Kormoran und Gänsesäger vor das Zielfernrohr.

Schritt für Schritt nähert sich das Tiroler Jagdgesetz einem vor allem von Bauernorganisationen angepeilten Ziel: wo ein Wolf auftaucht, darf er von jedem Jagdschein-Besitzer zu jeder Zeit mit modernsten Waffen und ohne größeres rechtliches Risiko abgeschossen werden. Das ist, grob gesprochen, Inhalt einer Gesetzesnovelle, die der Landtag auf Initiativantrag der Regierungsparteien und vermutlich mit allen Stimmen außer jenen der Grünen in seiner Dezembersitzung beschließen wird.

Dringt man durch das Dickicht der juristischen Formulierungen bleibt unter dem Strich: Wölfe müssen nicht mehr konkreten Rissereignissen zugeordnet werden. Bis zu acht Wochen nach einem „Schadereignis“ darf im Umkreis von zehn Kilometern jeder Wolf geschossen werden.

Es muss aber gar kein Schaden entstehen, damit diese Regelung greift. Auch ein „Risikoereignis“ – das nicht näher definiert wird – reicht als Abschusslegitimierung, oder die vorbeugende „Verhütung erheblicher Schäden“. Schießen dürfen nicht nur Berufsjäger, sondern künftig alle Personen, die eine gültige Tiroler Jagdkarte besitzen und über eine ganzjährige Jagderlaubnis in Tirol verfügen.

Auch die Diskussion über den Erhaltungszustand der Population – ein gewichtiges Argument auf europäische Ebene – wird in Tirol pragmatisch abgekürzt. Ist der Erhaltungszustand gut, darf er nicht verschlechtert werden, ist er aber schlecht, darf er nur nicht verschlechtert werden. In anderen Worten: Wo kein Wolf mehr übrig ist, muss auch keiner übrig bleiben.

Leicht hämisch liest sich die Wahl der Waffen: „Die Verbote bei der Ausübung der Jagd nach § 40 Abs. 1 lit. f hinsichtlich der Verwendung künstlicher Lichtquellen, von Visiervorrichtungen für das Schießen bei Nacht mit Bildumwandler oder elektronischem Bildverstärker und von Infrarot oder elektronischen Zielgeräten gelten dabei nicht, doch ist so weit wie möglich auf das Wohl der Tiere Bedacht zu nehmen.“ Übersetzt: Wölfe dürfen mit Hightech-Waffen gejagt werden, sollten sich als Opfer aber möglichst wohl fühlen.

Alle hier aufgezählten Maßnahmen gelten auch für Bären, Luchse und Goldschakale. Federvieh ist im Gegensatz zu den Genannten nicht völlig vogelfrei, aber auch im Visier der Landesregierung: „Sofern es keine andere zufriedenstellende Lösung gibt und entsprechende Maßnahmen nach den fischereirechtlichen Vorschriften ergriffen wurden, kann die Landesregierung einen örtlich, zeitlich und ziffernmäßig begrenzten, nach Bezirken gegliederten Abschuss von Kormoranen, Gänsesägern oder Grau- oder Fischreihern vorschreiben, soweit dies zur Abwendung ernster Schäden an Fischwässern, Angelteichen oder Fisch- oder Krebszuchtbetrieben erforderlich ist.“

Einer bewegt sich noch an Flussufern, ohne gleich in einen Kugelhagel zu geraten: Der Biber! Die Tiroler Bauernkammer will das möglichst bald ändern. Deren Präsident Josef Hechenberger hat einerseits Grund zur Freude: „Die Gesetzesnovelle beinhaltet viele Punkte, die wir als Interessenvertretung vorgebracht haben. Somit gelten für die nächste Almsaison andere Rahmenbedingungen und Wölfe können rascher entnommen werden.“

Unzufrieden zeigt sich Hechenberger hingegen mit dem nicht erfolgten Schießbefehl auf den Biber: „Leider gibt es erneut keine Lösung zum besseren Management von Bibern. Diese führen nicht nur zu massiven Schäden in der Landwirtschaft, sondern gefährden zunehmend auch die öffentliche Sicherheit, da sie Bäume in Siedlungs- und Straßennähe schädigen, wodurch es zu erheblichen Gefahrenmomenten kommt. Andere Bundesländer haben diese Problematik bereits erkannt und entsprechende rechtliche Möglichkeiten zur Bejagung eingeräumt. Das erwarte ich mir in Tirol auch.“

Die Tiroler Jagdgesetz-Novelle zum Download

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe arbeitete als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er nach Lienz zurückkehrte und 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief. 2025 erhielt Pirkner für seine journalistische Arbeit den Walther-Rode-Preis.

12 Postings

wisdom of crowds
vor 12 Stunden

Der Mensch ist nicht nur des Menschen Wolf (Homo homini lupus est, siehe Thomas Hobbes) sondern auch der Wolf des Wolfes und aller anderen wunderbaren Tiere, die ihm (oder sollte man genauer sagen, den Bauernvertretern) nicht in den Kram passen. Der Himmel möge ihnen auf den Kopf fallen.

 
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    wolf_C
    vor 10 Stunden

    ... genau, Natur ist hier was übrigbleibt, also nit viel ...

     
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    aktuell
    vor 8 Stunden

    Durch Schutz- und Wiederansiedlungsprogramme ist es endlich gelungen, Großraubtiere bei uns wieder heimisch zu machen. Rund um unsere Dörfer finden Wölfe und Bären ein reichliches Angebot an Schafen, Wild anderen Nutztieren zum Verzehren. Zum Glück sind bei uns noch keine Menschen angegriffen worden.

     
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Biker
vor 21 Stunden

Nur auf der Webcam darf er ohne Strafe frei herumlaufen (siehe Bild rechts unten). Schischulkurse wurden abgesagt. Tourengeher ohne Jagdberechtigung und Waffenschein werden ersucht das Gebiet zu meiden. Biathlonsportler dürfen jetzt auch abseits des Schießstandes die Waffe benutzen. Viele Touristen haben ihren Weihnachtsurlaub storniert. :-)

https://www.megacam.at/webcam/obertilliach-Golzentipp/#/2025/12/09/0745

 
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    ruhigblut
    vor 21 Stunden

    @biker.....Ich befürchte, dass der Mensch der Wolf im Schafspelz ist! :-)

     
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      Biker
      vor 21 Stunden

      @ruhigblut, kann ich nur zustimmen. Man könnte auch von Politikern im Schafspelz reden. Wahnsinn zu was die alle die Hand heben müssen nur um am Futtertrog zu bleiben. Selbstverleugnung inklusive.

       
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jj.ll.
vor 22 Stunden

Bravo, Tirol ist wieder einmal Vorreiter! 🙂👍

 
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ruhigblut
vor 22 Stunden

....warum fällt mir bei dieser Jagdgesetz Novelle gerade eine Szene aus: "Der mit dem Wolf tanzt" ein? .....nochan woll, gesegnete Feiertage

 
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lia
vor 22 Stunden

kehrt der hausverstand doch langsam zurück.

 
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    unholdenbank
    vor 14 Stunden

    ===>@lia: "Kehrt der Hausverstand doch langsam zurück" : Also Reparatur der Schöpfung Gottes mit seinen Geschöpfen durch den Menschen. Gott kann das ja nicht so gut wie der Mensch und die Natur schon überhaupt nicht. Was uns nicht ins kommerzielle Schema passt, wird abgemurkst. Macht Euch die Erde untertan, auf Teufel komm raus. Sch.... auf die Vielfalt in der Natur. 'Straight on' mit den Interessen der Ökonomie. Die wirkliche Bestie ist der Mensch, wie man überall sieht: Mord, Kriege, Betrug, Sklaverei, Foltern, Mißbrauch, Krieg gegen die Natur, willkommen im Club der Unbelehrbaren.

     
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      jj.ll.
      vor 8 Stunden

      Pauschale Urteile sind mir zuwider. Alle Politiker sind schlechte Menschen ist genauso falsch wie alle Tiere haben ein Recht auf Existenz in dicht besiedelten Regionen. Firmen sind nur auf Profit aus! Solche Aussagen sind absolut das dümmste, was man in einer sozialliberalen Marktwirtschaft sagen kann. Vielleicht sollte man überlegen, ob man mit den Wölfen nicht nach Sibirien umsiedeln sollte.

       
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    phoenix
    vor 11 Stunden

    Wurde ja auch höchste Zeit!!!

     
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