Eine Rekordernte bei Speisekartoffeln und eine deutliche Ausweitung der Anbauflächen haben dazu geführt, dass sich der an die Bauern ausbezahlte Erzeugerpreis im Vergleich zum Vorjahr halbiert hat.
Georg Rainer, Obmann der Abteilung Saatbau der RGO, spricht auch für den Bezirk Lienz von einer extremen Situation. Während die Preise im Herbst dieses Jahres noch halbwegs annehmbar gewesen seien, liege man nun bei Speisekartoffeln bei einem Preis zwischen 18 und 20 Cent pro Kilo, den die Bauern erhalten. „Abzüglich der Transportkosten bleiben dann noch 15 bis 16 Cent übrig", rechnet Rainer vor. Damit liegt Osttirol etwa im bundesweiten Mittelfeld: In Niederösterreich erhielten Bauern laut Landwirtschaftskammer für gute Kartoffelqualitäten zuletzt bis zu 20 Cent je Kilo, in Oberösterreich zahlten die Packbetriebe rund 15 Cent.
Noch in der Vorsaison 2024/25 bekamen Kartoffelbauern im Schnitt jedoch rund 30 Cent je Kilogramm, das Jahr davor waren es 45 Cent. Aufgrund dieser guten Preislage wurde die Kartoffelanbaufläche in den vergangenen Jahren deutlich ausgeweitet. Beispielsweise wurde in Oberösterreich die Anbaufläche um zehn Prozent vergrößert, aufgrund der guten Witterung werden die oberösterreichischen Bauern heuer 10.000 Tonnen Erdäpfel (plus 25 Prozent) ernten.

Martin Mayerl, Bezirksobmann des Tiroler Bauernbundes, differenziert zwischen direkter und indirekter Vermarktung: Wenn man als Bauer in den Handel hineinverkaufen müsse, sei man sehr wohl von der Preisreduktion betroffen. Im Falle einer Direktvermarktung wirken sich die aktuellen Marktverschiebungen hingegen kaum aus, hier würden die Preise weitgehend konstant bleiben. Zudem verweist Mayerl auf einen zentralen Vorteil der eigenen Osttiroler Kartoffelmarke „Oskar“: Obschon man hier ebenso von den niedrigen Preisen betroffen sei, müsse man die Erdäpfel „nicht mit Gewalt jetzt auf den Markt bringen“. Stattdessen sei auch eine Lagerung bis April oder Mai möglich.

Mit Blick in die Zukunft gibt sich Georg Rainer dennoch pessimistisch: Besserung sei keine in Sicht, da man weiterhin von hohen Erträgen ausgehen müsse. Zudem drücken auch die Nachbarländer mit ebenfalls guten Ernten auf den gleichen Markt und erhöhen dadurch die Konkurrenz.
Für Kund:innen im Supermarkt ist von der aktuellen Preisreduktion jedoch wenig zu spüren: Dort kostet das Kilo Kartoffel - nicht in Aktion - derzeit von 80 Cent im 5-Kilo-Sack bis 2,33 Euro für Bio-Beilagenkartoffel.
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