Eine Reise nach Marokko verspricht grundsätzlich schon die eine oder andere spannende Geschichte, man denke an Wüstentouren oder das Surfen an der Atlantikküste. Doch all das ist für Lukas Forcher nicht von Interesse, denn der 26-jährige Sportler aus Oberlienz hat sich ein anderes Ziel gesetzt: Er wird im Februar 2026 gemeinsam mit 249 weiteren Sportler:innen am Atlas Mountain-Race teilnehmen und versuchen, 1.350 Kilometer sowie 25.000 Höhenmeter in acht Tagen zu bezwingen. Zur Einordnung: Die Distanz gleicht in etwa der Strecke von Lienz nach Barcelona, die Höhenentfernung entspricht dem Weg von Lienz auf die Dolomitenhütte, allerdings gleich 25 Mal.

Der Startschuss fällt am 6. Februar in Beni Mellal, circa drei Stunden von Marrakesch entfernt. Das Ziel liegt in Essaouria und muss gemäß den Rennregeln spätestens am 14. Februar erreicht werden. Der Weg, der dazwischenliegt, ist „unsupportet“ zu bewältigen, es darf also keine Hilfe angenommen werden, die nicht öffentlich zugänglich ist. Tabu sind somit Begleitfahrzeuge, es darf nicht bei Bekannten übernachtet oder auf eine andere Art und Weise Hilfe in Anspruch genommen werden. Die Teilnehmer:innen verpflegen sich selbst mit den Möglichkeiten, die entlang der Strecke aufzufinden sind. Die Übernachtung in Hotels oder das Einkaufen im Lebensmittelgeschäft ist zwar erlaubt, der springende Punkt dabei ist jedoch, dass die genutzte Infrastruktur öffentlich zugänglich sein muss.

Eine kritische Angelegenheit ist bei einem solchen Vorhaben das Thema Schlaf. Hierzu gibt es verschiedenste Ansätze, bei denen sich alles um Strategie und Selbsteinschätzung dreht. Die Gretchenfrage aber lautet: Mit wieviel Schlaf kommt man aus, um möglichst wenig Zeit zu verlieren, aber trotzdem genug Energie für den nächsten Tag zu sammeln? Diese Überlegungen spielen auch bei Lukas Forcher eine große Rolle. Noch sucht er die richtige Balance.
Von Innsbruck nach Mallorca für eine Partynacht
Über einen gewissen Erfahrungsschatz verfügt der Oberlienzer aber bereits. Ein solcher ist auch Grundvoraussetzung für das geplante Abenteuer, da andere bewältigte Touren als Referenzwert herangezogen werden können, um zu entscheiden, ob man überhaupt bereit ist, sich solch einem Rennen zu stellen.
Für Lukas war eine wichtige Vorbereitung seine spontane Radreise nach Mallorca im Sommer dieses Jahres, wo er seinen besten Freund am Ballermann überraschte. Dafür musste er in fünf Tagen rund 1.300 Kilometer von Innsbruck nach Mallorca „strampeln“, um noch rechtzeitig für eine Partynacht anzukommen. Auf seinem YouTube-Kanal hat er dieses Abenteuer festgehalten, mit all den Höhen und Tiefen, die ihm auf dem Weg nach Spanien begegnet sind. Diese Reise trat er damals noch mit seinem Rennrad an, in Marokko wird er hingegen auf einem Mountainbike unterwegs sein.
Derzeit hadert der Sportler noch damit, ob er sich ein neues Rad kaufen soll oder das Rennen auf seinem altbewährten Material absolviert, fest steht jedoch bereits, dass sich an dem Rad zwei bis drei Taschen befinden werden, in denen Schlafsack, Isomatte und Biwaksack untergebracht sind. Das Gewicht wird unter einem Kilogramm liegen. Zusätzlich dazu kommen noch eine minimalistische Auswahl an Kleidung, ein Regenoutfit, Werkzeug und ein kleiner Trinkrucksack mit. Schließlich gibt es während des Rennens Abschnitte, wo man gut hundert Kilometer auf die nächste Verpflegungsmöglichkeit wartet, weshalb es von oberster Priorität ist, einer Dehydration vorzubeugen.
Kampf mit sich selbst als Motivation
Als Außenstehender könnte man sich nun durchaus fragen, warum man sich so etwas antut. Für Lukas dient dieses Rennen der Superlative, bei dem man nicht von Zuschauermassen angetrieben wird, dazu, sich selbst an die Grenze des eigenen Leistungsvermögens zu pushen. Zeitlimit, Pässe, Umweltfaktoren und Schlafentzug, all das sind für den Radsportler Gelegenheiten, um mal richtig zu leiden und dadurch zu sehen, was eigentlich im eigenen Körper steckt und zu welchen Leistungen er fähig ist.
Die große Belohnung aber wartet danach: das einzigartige Gefühl, diese Tortur ohne Hilfe geschafft zu haben. Auch ein Grund für den Oberlienzer, sich dem Rennen mit anderen Teilnehmer:innen zu stellen, ist die Sehnsucht das gemeinsame Leiden zu erleben, sich an Checkpoints und Verpflegungsstellen auszutauschen und auch neue Menschen kennenzulernen. So ein Austausch mit Menschen aus aller Welt, die man in einer Extremsituation antrifft und möglicherweise immer wieder im Verlauf des Rennens zu Gesicht bekommt, ist jedenfalls etwas Außergewöhnliches.

Bei all diesen Aspekten verliert Lukas auch die Zielzeit nicht aus den Augen. Seine persönliche Zielsetzung liegt bei sechs bis sieben Tagen, was ein Tagespensum von über 4.000 Höhenmetern bedeuten würde. Im Vordergrund steht aber, das Rennen innerhalb der vorgegebenen acht Tage zu beenden. Damit bleibt abschließend nur noch zu wünschen: „Gemma Luki!“
Ein Posting
Altlas Mountain Race, neben der Tour Divide in den USA und dem Silk Road Mountain Race wohl das Monument im Unsupported Bereich wo man mit allen nur erdenklichen Unannehmlichkeiten rechnen muss.
Steinwüste, Geröllfelder, Hitze, Kälte, steile Anstiege und Abfahrten wo man das Bike kaum zu Fuß weiter bringt (frei nach Straps: "i schiab die Hittn ins Zü"), Schneefelder in den Bergen. Und wenn man mal meint es geht flach und smooth dahin hat man Gegenwind. Also wirklich alles dabei.
Dann noch die Herrausforderung Gepäck. sie klein und leicht wie möglich und doch alles dabei um für Alles gerüstet zu sein.
Ein wirkliches Abenteuer!
Viel Gück und vor allem viel Spaß in Marokko!
Würd bei mir auch ganz oben auf der Liste stehen... man müsste halt auch wirklich darauf trainieren ;)
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