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Platter für „Abrüstung“ im Natura 2000-Streit

VP-Regierungsspitze traf Demonstranten und Bürgermeister in Ainet.

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Landeshauptmann Günther Platter wünscht sich eine Abrüstung der Worte. Noch klingen die Parolen recht martialisch. Fotos: Expa/Johann Groder
Eher atmosphärisch als inhaltlich interessant war der Besuch von Landeshauptmann Günther Platter und Landesrat Josef Geisler am Montag, 11. August in Osttirol. Die VP-Regierungsspitze traf sich mit den Bürgermeistern des Iseltales, ergänzt durch Reinhard Lobenwein und Michael Aichner von der Wirtschaftskammer, die VP-Landtagsabgeordneten Martin Mayerl und Hermann Kuenz, TVBO-Vorstand Franz Theurl und Bezirkshauptfrau Olga Reisner.
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Die Kämmerer Michael Aichner und Reinhard Lobenwein (rechts) wollen sich über eine Infokampagne Gedanken machen.
Schon die Wahl des Ortes ließ erkennen, was Platter später in der Pressekonferenz unterstrich: "Emotionen bringen uns nicht weiter". Man hatte Ainet als Treffpunkt gewählt, nicht Virgen, Prägraten oder Matrei. Der Aineter Bürgermeister Karl Poppeller und seine Kollegen aus St. Johann, Oberlienz und Schlaiten schlagen in Sachen Natura 2000 viel mildere Töne an, als etwa die "Kraftwerks-Bürgermeister" Andreas Köll (Matrei), Anton Steiner (Prägraten) und Dietmar Ruggenthaler (Virgen).
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Fünf Bürgermeister in einem Chor der unterschiedlichen Töne. Manche klingen scharf, andere moderat. Von links: Dietmar Ruggenthaler (Virgen), Ludwig Pedarnig (Schlaiten), Anton Steiner (Prägraten), Franz Gollner (St. Johann) und Martin Huber (Oberlienz).
Platters Hoffnung auf eine "Abrüstung der Worte" erfüllte sich an diesem Tag nicht. Vor dem Gemeindeamt Ainet erwarteten ihn und Josef Geisler rund 20 Demonstranten aus Virgen und Prägraten, bewaffnet mit Transparenten vielsagenden Inhalts: "Grüne Diktatur" und "Retter-Wahn" (in Anspielung auf den Naturschützer Wolfgang Retter) wurde da plakatiert, das Leben in den Tälern als "Überleben" skizziert und der Landeshauptmann mit sinnigen Sprüchen begrüßt wie: "Lieber LH, mehr Einsatz für Osttirol als Spaß mit den Grünen!"
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Landesrat Josef Geisler erntet Skepsis und sucht nach einem Kompromiss.
Der Angesprochene nahm sich mit Josef Geisler die Zeit für einen Small Talk mit den Natura 2000-Gegnern und bemühte sich anschließend gegenüber den Medien um allgemein akzeptierbare Positionen. Die Bürgermeister seien keineswegs gegen Natura 2000. Entschieden werde in Brüssel – auf der Basis von wissenschaftlichen Fakten. Ein Entwicklungsprogramm für die Region sei in der Spur, "nicht als Geschenk, sondern als Selbstverständlichkeit."
Geht es wirklich um´s "Überleben"? Man könnte fast den Eindruck bekommen ...
Geht es wirklich um´s "Überleben"? Man könnte fast den Eindruck bekommen ...
Der Termin Ende September? Nicht fix, bis zum Jahresende müssten die nationalen Nominierungspläne in Wien einlangen, nach Brüssel werde erst 2015 gemeldet:  "Es wird nicht so sein, dass Ende August beschlossen wird", meinte Geisler und Platter unterstrich: "Es ist falsch zu glauben, dass nichts mehr geht."
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Erstens wird im September nicht nominiert, zweitens ist noch nix fix. Landeshauptmann Günther Platter glaubt an Spielräume.
Damit meinte das Regierungsduo den Zonierungsvorschlag, der beim Runden Tisch in Kals unter einigen Bürgermeistern des Planungsverbandes für Wutausbrüche gesorgt hatte. Dieser Vorschlag wurde von Platter und Geisler als "sehr großzügig" angelegtes Werk der grünen Regierungskollegin Ingrid Felipe qualifiziert. Obwohl ein halbes Dutzend Beamte der Umweltabteilung in Kals am Tisch saßen, könne man nicht von einem offiziellen Landesvorschlag sprechen. Auch ein Beamtenvorschlag könne "überschießend" sein, erklärte Geisler. Wirtschaftskammer und Landwirtschaftskammer wurden damit beauftragt, Vorschläge für die fundierte Information der Osttiroler Bevölkerung zu erarbeiten. Überhaupt seien Information und Kommunikation jetzt das Gebot der Stunde.
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Ein "Nebenkriegsschauplatz" ist das Defereggental, mit Scharfmacher Gerald Hauser (links), FP-Bürgermeister von St. Jakob und seinen gemäßigten Kollegen Franz Hopfgartner (Hopfgarten) und Vitus Monitzer (St. Veit).
Hermann Kuenz, Andreas Köll und Martin Mayerl gesellten sich erst im Laufe des Pressegespräches im Hintergrund als stille Zuhörer zur Runde. Das Wort ergriffen sie an diesem Tag nicht. Mayerl und Kuenz artikulierten anschließend über den VP-Pressedienst ihre Zufriedenheit mit dem Treffen und unterstrichen einmal mehr, dass "parteipolitische Panikmache" jetzt fehl am Platz sei. Der Deferegger Bürgermeister Gerald Hauser ließ sich derweil beim Posing mit den Demonstranten fotografieren und malte das Gespenst eines "Umgebungsschutzes" 200 Meter rechts und links der Isel an die Wand. Diese ominöse Zone existiere in keinem der Vorschläge, hatte Landesrat Geisler bereits zuvor in der Pressekonferenz erläutert.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

12 Postings

Senf
vor 10 Jahren

für eine derart weitreichende entscheidung ein wenig luft holen, schadet nicht. was mich allerdings nach monatelangen hin und her überrascht: . es melden sich sich die kämmerer aichner und lobenwein mit lachender mine (s.o.) und sie "wollen sich über eine infokampagne gedanken machen" und das gerade noch "rechtzeitg" um 10 nach 12.00 uhr! . bilder sagen alles: entweder verstecken sich die natura 2000 gegner hinter ihren transparenten, oder es gibt nur wenige. gar nicht sichtbar sind die befürworter. auch eine meinungsäußerung! . die botschaft auf den transparenten zielt in erster linie auf die grünen ab. die tiroler grünen! auf den wwf und umweltdachverband mit seinen sonntagsredner herrn heiligbrunner hat man vergessen, obwohl eigentlich dieser in seiner eigenmacht den direkten draht zur eu pflegt. birnen, äpfel und tomaten auseinanderzuhalten ist also nicht jedermanns sache. . nun gibt es wieder einen neuen verein in der iselregion und man stelle sich vor, alle mitglieder des vereines zum schutz der erholungslandschaft osttirol, die grünen, sämtliche wwf leute, die vielen alpenvereinsvertreter, unsere wirtschaftstreibenden, unsere interessensvertreter, schützen, einige bauhofmitarbeiter und bürgermeister, also gegner und befürworter von natura 2000 versammeln sich in dieser organisation. hm - was wird da auf uns zukommen, wenn tatsächlich eu-gelder fließen? oder können die vereinsproponenten die aufnahme bestimmter personen von vornherein untersagen? . letztendlich wird es doch ein natura 2000 schutzgebiet geben. auf wissenschaftlicher basis. so wie es die eu vorgibt. keinesfalls aber eine schutzausweisung mit den "unbestrittenen Flächen entlang der Isel", wie man es gerne hätte. . allerdings empfiehlt die eu auch die umfassende prüfung eines schutzgebietsprojektes vor antragstellung, um spätere konflikte auszuschließen. damit ist aber nicht der totalitätsanspruch regionaler und politischer akteure gemeint. . Leonhard@: du brauchst keinen angstschweiß bekommen, wenn du gspür für die leute hast. der muskulöse stopptafelmann ist sicher ein ehrlicher buckler, der sich halt um die zukunft sorgt. auf seine art! vielleicht auch sein gegenüber.

 
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F_Z
vor 10 Jahren

hm, ich wohne an der "Name hier einfügen" - und das Kraftwerk Amlach hat den Fluss nach Lienz für mich nicht wesentlich verändert. Von daher mache ich mir auch wegen eines Kraftwerks im Iseltal nicht allzuviele Sorgen. Da hatte die Drauverbauung in den 80er Jahren viel die größere Auswirkung - an die kann ich mich noch erinnern, und auch an die Drau wie sie davor war. Aktuell machen sich die Anrainer wohl mehr Sorgen wegen eines Hochwasseres als wegen eine Kraftwerks im Iseltal. Falls du wirklich meinst, das die Drau unterhalb von Lienz noch etwas mit dem ursprünglichen Fluss zu tun hat, dann kann ich dir gerne den Drauverbauungsplan von 1820 (oder wars 1823?) zur Verfügung stellen, da sieht man wie das damals ausgesehen hat...

 
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mischmaschin
vor 10 Jahren

aba geh, corbusier,

was sollten die ökologisch tote Drau und die Millioneninvestitionen in Fischwandertreppe in Rosegg (s. Artikel KleineZeitung vom 09.08.) mit dem Vorlauf zu tun haben? Die heißen doch schon anders... Vielleicht solltest du besser das Wort "indirekt" dem F_Z erklären

 
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le corbusier
vor 10 Jahren

sehr gut, du hast meine argumentation verstanden. wurst wie der bach heißt, entscheidungen betreffen auch immer den weiteren verlauf. und sind wir uns mal ehrlich, die natura diskussion ist direkt mit den kraftwerkswünschen diverser bürgermeister verbunden. werden diese umgesetzt betrifft das alle an der "name hier einfügen" . wir können teile ausklammern aber spätestens in kärnten werden sie nicht erfreut sein.

 
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F_Z
vor 10 Jahren

super Argument *g* da wo der Tauernbach in die Isel mündet, sind beide inetwa gleich groß - also könnte das Ganze ab da auch Tauernbach heißen <- das meine ich ironisch Aber erklär mir doch bitte nochmal warum die genannten Gemeinden indirekt mit Natura 2000 zu tun haben. Oder gehe ich richtig in der Annahme, das du die Drau auch unter Naturschutz stellen willst?

 
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le corbusier
vor 10 Jahren

von der wassermenge her könnt der fluss ab lienz genau so gut isel heißen mit der drau als zubringer kaum größer als der defreggenbach. nur der name "isel" stoppt in lienz.

 
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F_Z
vor 10 Jahren

@ le corbusier ich hab irgendwo den Faden verloren - erklär mir doch bitte mal wieso Debant, Lavant, Nikolsdorf und Dölsach von Natura 2000 an der Isel indirekt betroffen sind.

 
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Detektor
vor 10 Jahren

Diese ganze ÖVP-Bürgermeister-Veranstaltung gleicht wirklich einem Schmierentheater mit mäßig begabten Darstellern – und in unserem Bezirk absolut nicht neu, wie anderswo eindrucksvoll dargestellt wurde ( http://www.wasser-osttirol.at/netzwerk.php?Sel=1928 ). Man will dem Land etwas abpressen für „Einschränkungen“ der Wirtschaft (welche eigentlich?) und dabei unter sich bleiben. Je weniger Bürgermeister es sind, die in den Topf hineinlangen, desto mehr kann der einzelne herausholen.

 
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le corbusier
vor 10 Jahren

war das jetzt ein övp internes treffen oder der bürgermeister der betroffenen gemeinden? wenn letzteres, sollte dann nicht lienz (ja auch an der isel) sowie die indirekt betroffenen gemeinden debant, lavant, nikolsdorf und dölsach auch miteinbezogen werden? nicht zu vergessen das land kärnten das millionen in renaturierungsprojekte gesteckt hat!

 
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Leonhard
vor 10 Jahren

Wenn ich den Mann mit der Stopp-Tafel sehe, bricht bei mir der Angstschweiß aus. Der Geisler hat seine rechte Hand zur Faust geballt. Ein Bild voller Gewalt. "Die ich rief, die Geister, werd' ich nun nicht los." Der Satz aus Goethes Zauberlehrling fällt mir da spontan ein.

"In die Ecke, Besen, Besen! Seid's gewesen ..." Hoffe, der Meister beendet die Diskussion bald, ohne dass größerer Schaden für Region und Menschen entstanden ist.

 
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PdL
vor 10 Jahren

"Diktatur"?

Manchmal würde ich es ihnen gönnen, in einer solchen zu leben, vielleicht verstehen sie es dann.

 
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iseline
vor 10 Jahren

A. Köll mit seinen Mannen hat den Chef gerufen - und prompt ist LH Platter mit LR Geisler nach Ainet gereist. Wo käme man auch hin, wenn eine Veranstaltung, wie jene beim 2. Runden Tisch in Kals - mit einer Landesrätin und ihrem hochrangigen Beamtenstab, sowie NGO`s und Bürgerinitiativen - ernst genommen würden. Abgestimmt auf das Publikum spielte LH Platter folgerichtig den Zonierungsvorschlag des Landes herunter und führte damit gleich Ingrid Felipe und deren Beamte vor - und eilen tut das Ganze inzwischen eigentlich auch nicht mehr. Deshalb braucht man sich auch nicht zu wundern, wenn über eine Informationskampagne zuerst einmal in aller Ruhe nachgedacht wird und Vorschläge erarbeitet werden sollen. Man weiß von Natura 2000 ja erst seit über 10 Jahren, also wozu die Eile? Außerdem könnte eine sachliche Aufklärung endlich über den Umgebungsschutz informieren, der natürlich nicht 200 m rechts und links der Isel umfasst. Klar würde auch, dass das Land und unsere Bezirksvertreter, die Kammern, Natura 2000 nicht ernst genommen haben und sie das Schutzgebiet nicht nach eigenem Gutdünken richten können.

Das zuzugeben wäre ein wahres Wunder, oder?

 
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