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Strobl an Blanik: Lernen’s a bisserl Geschichte!

Offener Brief der Gym-Direktorin an die Lienzer Bürgermeisterin.

Elisabeth Blanik (links) sieht die "Görzer" mit anderen Augen als Ursula Strobl.
In einem offenen Brief an die Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik zitiert die Direktorin des Lienzer Gymnasiums mit Bruno Kreisky einen Säulenheiligen der österreichischen Sozialdemokratie und rät der Stadtpolitikerin zu mehr Weisheit. Grund des Schreibens ist die Aufregung rund um eine Informationsveranstaltung der "Görzer". Hier das Schreiben im Wortlaut. Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin! Bruno Kreiskys Aufforderung an den ORF Redakteur Ulrich Brunner, 1981 „Lernen´S a bisserl Geschichte ..!“ könnte der Diskussionsveranstaltung „Mittelschülerverbindungen – heute noch zeitgemäß?“ als Motto vorangestellt werden. Am Donnerstag, dem 15. Dezember, 5. Stunde, skizzierten Vertreter der Mittelschülerverbindung „Görz zu Lienz“ die historische Entwicklung (in der Nazi Zeit waren Studentenverbindungen verboten), Inhalte (demokratische, christliche Ausrichtung) und Aufgaben. Schülerinnen und Schüler der 6. und 7. Klassen (alle wahlberechtigt!) waren entsprechend dem Unterrichtsprinzip „Politische Bildung" (siehe Lehrplan, allgemeiner Teil) zur Diskussion aufgefordert. Selbständiges, kritisches Denken, das den Menschen befähigt zu „selbständigem Urteil und sozialem Verständnis“ zu gelangen, ist ein wesentliches Ziel der österreichischen Schule. Weiters sollen nach Schulorganisationsgesetz §1 junge Menschen „am Wirtschafts- und Kulturleben Österreichs, Europas und der Welt Anteil nehmen und in Freiheits- und Friedensliebe an den gemeinsamen Aufgaben der Menschen mitwirken.“ „Sapere aude!“ („Wagen Sie, weise zu sein“, Immanuel Kant) kann ich Ihnen, Frau Bürgermeisterin, nur zurufen, da Sie offensichtlich unsere Jugend in dumpfer parteipolitischer Gedankenwelt gefangen halten wollen. Haben Sie mehr Vertrauen in unsere weltoffenen, gescheiten jungen Leute! Dr. Ursula Strobl

10 Postings

nanny
vor 12 Jahren

Ich empfinde diese Aufgeregtheit über die CV-Vorstellung ja nach wie vor als einfach lächerlich. Aber wenn schon gesagt wird, unerhört, da wird etwas vorgestellt, dass für viele ÖVPler Sprungbrett für politische Karrieren war (heute gilt das weniger, doch etwas "veraltet"), dann aber bitte auch nicht vergessen, dass die scheinbar parteilose Gewerkschaft in weit höherem Maße ein Sprungbrett für "rote" Parteikarrieren war und ist. Hadert deshalb jemand mit der Gewerkschaft?

 
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Erich Fussler
vor 12 Jahren

Eine Informationsveranstaltung der Görzer als "aude sapere" zu bezeichnen, also eine Art "Wagnis der Weisheit", finde ich einigermaßen gewagt.

 
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anton2009
vor 12 Jahren

zum Beitrag von "a.Oschttiroler" ist noch hinzufügen, dass alle ÖVP-Bundeskanzler von 1945 bis 1970 CV-Mitglieder waren. Des weiteren waren 10 (zehn) Bundparteiobmänner der ÖVP CVer. Dass das Frau BM Blanik stört, ist einzusehen! Das Unterrichtsfach "Politische Bildung" darf nicht mit "Parteipolitischer Bildung" verwechselt werden! In Zukunft sollten keine Unterrichtsstunden für Werbeveranstaltungen jeglicher Art verwendet werden!

 
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lilli
vor 12 Jahren

Sollte die Direktorin eines Gymnasiums nicht besonnener mit Kritik umgehen? Die Frage war doch nur, ob es berechtigt ist, einer Studentenverbindung eine Unterrichtsstunde zuzugestehen. Vielleicht will Frau Bgm. Blanik nichts anderes, als dass man die von Dir. Strobl zitierten weltoffenen, gescheiten jungen Leute nicht unter dem Deckmantel "politische Bildung" für bestimmte Zwecke missbraucht. Ich hoffe, dass kritisch denkende Menschen in der Schule nicht ebenso abgekanzelt werden. Übrigens: Immanuel Kant zu zitieren mag ja schön sein – wichtig ist, ihn zu verstehen!

 
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a.Oschttiroler
vor 12 Jahren

Ich bin den nichtschlagenden Verbindungen grundsätzlich weder positiv noch negativ gesinnt. Jedoch kann ich die Kritik an der Schule auch verstehen, denn die gewisse Nähe zu einer politischen Partei, lässt sich bei der nichtschlagenden Verbindung „Görz zu Lienz“, als Teil des ÖKV, nicht von der Hand weisen. So ist etwa fast die gesamte männliche Regierungsmannschaft der ÖVP, Mitglied im Cartellverband oder Mittelschüler-Kartell-Verband. Grundsätzlich ist es aber egal ob diese Partei nun FPÖ, SPÖ, BZÖ, ÖVP oder die Grünen heißt.

Der folgende Auszug aus der öffentlich zugänglichen Mitgliederzeitschrift des Tiroler Mittelschüler Verbands „Fidibus“ (Ausgabe Nr. 97) hinterlässt einfach einen sehr faden Beigeschmack und macht die Kritik an der Schule verständlich.

„Im nun ausklingenden Schuljahr 2006/07 hat nun die mehrmals versuchte Keilarbeit gute Früchte getragen: Drei Studenten des BRG Lienz haben sich entschlossen, der "Görz zu Lienz" beizutreten, und sie wurden rezipiert und geburscht am 23. März 2007.“

(Quelle: http://tmv.or.at/fidibus/fidibus_nr097.pdf Seite 13)

 
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Spitzkofel
vor 12 Jahren

@Sonnenstadtler

Ich gebe dir Recht, dass es weit wichtigere Dinge gibt! Aber eines lass mich mal klarstellen, ohne die Fr. Bgm. verteidigen zu wollen:

M99, Schwimmbad, Hauptplatz, ....

waren das nicht alles mal "Baustellen" der alten Stadtführung??

 
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Sonnenstadtler
vor 12 Jahren

Viel Lärm um nichts. Ich war bei der Veranstaltung und es wurde ein geschichtlicher Abriss der Entwicklung der Studentenverbindungen gegeben. Weiters wurde mehrmals darauf hingewiesen, dass die Görz zu Lienz weder schlagend, noch politisch engagiert ist. Das muss reichen. (Wenn ich Fußballfan bin, heißt das ja auch noch lange nicht, dass ich ein Hooligan bin oder dies gut heiße!) Mir scheint, dass sich die Jungsozialisten wie Geier auf das Aas stürzen: Endlich was zum Picken, da profiliere ich mich. Ein Armutszeugnis. Falls dieses Thema Studentenverbindung ein solch brennendes wäre, warum hat sich dies in der offenen Diskussion nicht gezeigt - auch nicht von den anwesenden LehrerInnen. Und den Vogel hat wohl die Frau Bürgermeisterin abgeschossen - bekommt selber nichts weiter, aber schon gar nichts - M99, Mühle, Schwimmbad, Fußgängerzone Hauptplatz ... - ich weiß nicht was sie noch alles versprochen hat - und mischt sich dann in die Kompetenzen einer Bundesschule ein. Ablenkmanöver. Das Ganze hier ist wie ein Kasperltheater. Bravo Frau Strobl, beweisen Sie weiter Rückgrat. Irgendwo hört der Spaß auf.

 
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boarium
vor 12 Jahren

Ich wage es ja kaum zu schreiben, aber der Ruf "Lernen's a bisserl Geschichte..." sollte wohl allgemein Gültikeit finden. Denn wenn Fr. Dir. Strobl so unverfänglich das Verbot der Studentenverbindungen im dritten Reich anführt und damit im Rückschluss den Anschein einer moralischen Güte erweckt, so ist sie wohl einem schweren Fehlschluss zum Opfer gefallen. Die Gleichschaltung bzw. das Verbot der Studentenverbindungen seit der Machtübernahme 1933 muss als logische Konsequenz des Führergedanken gesehen werden, versuchte man doch in jedem Lebensbereich, die Nationalsozialistische Gruppierung als einzige zu etablieren. So geschah es auch im Hochschulbereich, der NSDStB (der Nationalsozialistische Deutsche Studengenbund) wurde zur einzig gangbaren Möglichkeit, in ihm konnte man teilweise als Kamaradschaft weiterbestehen. Dies betraf aber nicht nur politisch wohl oppositionelle Gruppierungen wie katholisch angehauchte Verbindungen, auch deutschnationale Corps wurden aufgehoben. So rühmte sich auch der als Rechtsaußen der FP bekannte 3. Nationalratspräsident Martin Graf, der nachweislich rechtsextreme Personen in seinen Büros/Vereinen beschäftigt und auch vertreidigt, seine Verbindung Olympia wäre von 38 bis 45 verboten gewesen. Wer sich nur etwas mit der Geschichte dieser Verbindung beschäftigt, weiß, wessen Geistes Kind sie ist, dass ihre temporäre Aufhebung nichts mit ihrem Gedankengut zu tun hatte.

(Dass die Görzer mit der eben erwähnten Olympia keinerlei Gemeinsamkeiten besitzen, muss nicht extra erwähnt werden.)

 
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nanny
vor 12 Jahren

Sehr guter Kommentar Herr Kurt. Und, dass die Roten "oft schlauer" sind, kann ich nur unterstreichen. Es ist so. Und Frau BM war/ist ja in Sachen populistischer Schläue einsame Spitze. Aber vielleicht bekommt der wahltaktische Goldanstrich doch leichte Risse?

 
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Kurt
vor 12 Jahren

Da hat das erste mal wer öffentlich der Frau Bürgermeister, die ja alles richtig macht und die alles weiß öffentlich widersprochen und das noch dazu offen, sachlich und richtig. Scheinbar können das nur die ehemaligen VP - Politikerinnen der Stadt. Übrigens machen das die Roten schlauer mit der Jugend : siehe http://tirol.kinderfreunde.at/Bundeslaender/Tirol/News/Rote-Falken-Tirol Da ist die Kinderstadt Lienz gleich bei den Roten Falken angesiedelt ( hat aber mit der SPÖ angeblich nichts zu tun ) und da gehts um 10 bis 14 - jährige, keine Wahlberechtigten. Was sagen sie dazu Frau Blanik ?

 
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