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166 falsch informierte Leser und eine grüne Ente

Auch wir können schief liegen. Ein Kommentar. 

Donnerstag, 19. Jänner 2012, Gösserbräu in Lienz. Der grüne Landtagsabgeordnete Gebi Mair – extra aus Innsbruck angereist – und Osttirols letzter politisch aktiver Grüner, Sepp Brugger, haben Neuigkeiten für die versammelten Osttiroler Medien. "Der gesetzwidrige Multifunktionär King Köll und seine Gehälter" lautet der Titel. Gebi Mair ist Wirtschaftssprecher der Grünen und sitzt im Finanzkontrollausschuss. Seppl Brugger ist sozusagen "Köll-Experte" und ein politisches Urgestein mit juristischer Fachbildung. Der Kern der Vorwürfe: Köll erhalte 14 Mal pro Jahr fast 2.000 Euro als Obmann des Krankenhausverbandes, von denen er rund 342 Euro behalte und den Rest spende. Er dürfe aber nach dem Tiroler Bezügegesetz neben Bürgermeister- und Abgeordnetengage kein drittes öffentliches Gehalt in dieser Höhe beziehen und müsse also – auf drei Jahre gerechnet – ca. 80.000 Euro an das Krankenhaus aus privater Tasche zurück überweisen. Dolomitenstadt.at hat das auch so geschrieben. Eine halbe Stunde nach der Pressekonferenz war die Story online. Wir punkten mit Geschwindigkeit. Unsere Aktualität ist einer der wesentlichsten Erfolgsfaktoren des Mediums. Wo der Artikel ist? Gelöscht, eine Stunde nach der Veröffentlichung, weil die Behauptung der Grünen so nicht stimmt. Hier ist die korrigierte Version unseres Berichts. Gerade als Journalist, der die politische Arbeit und den Stil von Andreas Köll in vielen Bereich skeptisch beurteilt und das auch kundtut, möchte ich mich bei den 166 Lesern (wir können das tatsächlich zählen) dieser "grünen Ente" ebenso entschuldigen, wie bei Andreas Köll selbst. Aufklärung und Information sind zwingend an korrekte Fakten gebunden.  Auch und gerade dann, wenn der Matreier Bürgermeister das Thema ist. Manfred Niederwieser, Personalchef des Krankenhauses Lienz, hat mir in klaren Worten den richtigen Sachverhalt geschildert. Warum ich ihn nicht vorher angerufen habe? Weil ich auf die Professionalität und die Seriosität von zwei Grünpolitikern vertraute, darunter ein Abgeordneter, der im Kontrollausschuss sitzt. Ich dachte, sie hätten ihren Vorwurf überprüft, bevor sie vor  Osttirols Medien treten. Dieses Vertrauen ist ins Wanken geraten. Kein gutes Zeichen für den letzten Grünen Osttirols. Foto: photocase_elke
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

7 Postings

hoidanoi
vor 12 Jahren

Es wird hart mit der Journaille ins Gericht gegangen und das ist gut so, schont sie doch selten (was auch gut ist) die von ihr Beschriebenen. Missachtet sie dabei ihre Sorgfaltspflicht, dann verdient sie fraglos Schelte. . Pirkner entschuldigt sich wenigstens für den Mangel an Recherche. Bessawissa mahnt nicht zu Unrecht ein ähnliches Verhalten bei anderen Osttiroler Medienvertretern ein, womit er mir aus der Seele spricht. . Was mich irritiert, ist, dass Kölls eigenen Aussagen im November letzten Jahres - so sie richtig von der KZ wiedergegeben wurden - darauf hinaus liefen, er habe aus freien Stücken zugunsten des Krankenhauses auf den Löwenanteil der ihm zustehenden (sic!) Entschädigung verzichtet, habe die Anteile großzügigst gespendet, sei ein nobler, freigiebiger Geselle, der so ob seiner Mildtätigkeit dem Krankenhaus 500.00,-- Euro über 10 Jahre zukommen ließ. Nobel ausgedrückt, hat er hier bewusst die Unwahrheit gesagt. Was ein wenig in der allgemeinen Empörung untergeht. . Dass er sich an das Gesetz gehalten hat, das ihn dazu zwingt, ist wohl eher wahr. Von Seiten seiner Hofberichterstatter der KZ wird er unter Umständen bald dafür gerühmt, sich an ein Gesetz gehalten zu haben, was - gemessen am Verhalten von diversen Parteienvertretern und Kölls Parteifreunden - vielleicht sogar eine Besonderheit darstellt. Zwischenzeitlich beschäftigen die beflissenen Sprachrohre sich damit, seine Absichten für die Zukunft kund zu tun, wie den Sprung in den Nationalrat, (eine Nachricht, die Günther Hatz von Dächern pfeifenden Spatzen in Lienz gehört haben will, bekanntermaßen eine der alten, besonders zuverlässigen Nachrichtenquellen) oder andere bis jetzt unverwirklichte Vorhaben, die selten auf ihre Einhaltung überprüft werden, Wozu auch. Die Trommel für Andreas K. aus M. zu rühren, heißt ja nicht den Wahrheitsbeweis anzutreten. Mit Journalismus hat das aber nun gar nichts zu tun.

 
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xy
vor 12 Jahren

"Warum ich ihn nicht vorher angerufen habe? " Eine sehr gute Frage, vor allem wenn man die journalistische Sorgfaltspflicht beachtet. Nicht nur dieser Grundsatz, auch andere Verpflichtungen für Journalisten wurden außer Acht gelassen.

Zitat aus dem Pressekodex (Quelle Wikipedia) "Neben den offiziellen Kodizes haben sich einige praktische Regeln herausgebildet, die qualifizierten Journalismus auszeichnen, zum Beispiel: - Eine Quelle allein ergibt keine Nachricht. Für eine Nachricht braucht es mindestens zwei voneinander unabhängige Quellen. - Bei Konflikten sind die Positionen beider Seiten darzustellen. - Ein Journalist macht sich aus Prinzip keine Sache zu eigen, nicht einmal eine gute (Dieses Prinzip ist auch das Motto des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises). Ein Mindestmaß kritischer Distanz zum Thema (und der eigenen Rolle) ist auch bei sogenannten Herzblut-Themen geboten."

Die Grünen können für diese "Ente" wohl wenig dafür, denn sie machten ihren Job - nämlich Politik. Der Autor (ich vermeide bewusst die Bezeichnung Journalist) hat leider seinen Job nicht gemacht.

 
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beobachter52
vor 12 Jahren

Kompliment! Da gibt ein Journalist einen Fehler zu, wenn auch nur "zaghaft" ( die "Grünen"bekommen die Schuld - und haben sie auch, aber man könnte ja zuerst beim Betroffenen rückfragen, wäre Sorgfaltspflicht), Kompliment, Herr Pirkner! Nicht so sehr freut mich, dass die "Entschuldigung" relativ versteckt auf der Homepage ist, andere Artikel, die den Matreier Bürgermeister belasten könnten, tagelang als Topmeldung auf der Homepage stehen! Ein Wort zu unseren "Grünen" Brugger und Co.: Wenn sie keine anderen Themen als LA Köll aufzeigen können, sollen sie sich tirolweit zurück ziehen und nur mehr Wahlkampf in Matrei machen!

 
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Bessawissa
vor 12 Jahren

Die Qualität eines Journalisten und des Mediums, das er präsentiert, erkannt man darin, indem eine "Falschmeldung" sofort korrigiert wird und eine Entschuldigung für den nicht selbst verschuldeten Fehler folgt. G-erne H-ätte ich, wenn sich alle Osttiroler Mitglieder der schreibenden Zunft daran halten würden. Ihre Beiträge wären dann glaubhafter und man würde sie vor allem ernst nehmen.

 
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Peter Leiter
vor 12 Jahren

Unabhängig davon, wieviel ein Mandatar verdient und ob dieses Entgelt auch gerechtfertigt ist, zweifle ich an der Qualität der Arbeit eines politischen Multifunktionärs. Neben Köll gibt es unzählige andere, die kaum auf ein Amt verzichten können oder wollen, aus welchen machtpolitischen Motiven auch immer.

Politische Ämter sollten generell auf Zeit begrenzt sein, aber da ist wohl der Wunsch der Vater des Gedanken.

 
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Spitzkofel
vor 12 Jahren

wieder mal typisch für die Grünen Nörgler! Leider entwickelt sich diese Gruppierung komplett in die falsche Richtung! Vielleicht würden ein paar neue Köpfe mal nicht schaden!

 
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bergfex
vor 12 Jahren

Ich glaube ALLEN Beteiligten nicht. Pasta.

 
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