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Der Weg für das Kaufhaus Lienz ist frei

Die Hobag AG kann bauen und sieht die Finanzierung gesichert.

Bürgermeisterin Elisabeth Blanik ist am Ziel. Das Kaufhaus Lienz ist zu einem großen Teil auch "ihr" Projekt.
Wer bei der Gemeinderatssitzung zum Thema Kaufhaus Lienz mit einer Überraschung oder gar einer Sensation gerechnet hatte, kam am 31. Jänner im Rathaus nicht auf seine Rechnung. Mit eher symbolischem Widerstand der ÖVP wurden sowohl die Adaptierung der Flächenwidmung als auch der Bebauungsplan nach relativ kurzer Debatte abgesegnet.
So sieht der Eingang in die Messinggasse künftig aus, wenn das Kaufhaus Lienz realisiert wird. Für die technische Qualität der Bilder bitten wir um Gnade, Philipp Brunner hat sie während der Gemeinderatssitzung vom Beamer abfotografiert.
Auch die einführende Projektpräsentation durch Hobag-Geschäftsführer Günther Bachmann und Planer Bernhard Pöll von der Projektierungsfirma ICM fiel für ein Projekt dieser Größe eher knapp aus. Man investiere 50 Mio Euro, plane 25 bis 30 Shops, zu 70% überregional tätige Magnetbetriebe die den kleinteiligen heimischen Handel nicht konkurrenzieren. Mieter will man keine nennen, das bedeute, über ungelegte Eier reden. 420 Parkplätze würden in drei unterirdischen Geschoßen großzügig angelegt und eine Stunde gratis angeboten. Wie das neue Kaufhaus Lienz aussehen soll, war auf einigen Visualisierungen des Innsbrucker Architektenbüros Mathoi zu sehen. Offizielle Projektfotos haben wir bisher keine erhalten. Das EKZ hat ohne Nebenflächen 8.820 m2 sogenannte Kundenfläche, etwa halb soviel, wie alle derzeit in der Innenstadt von Lienz angesiedelten Geschäfte zusammen. 1000 m2 davon sind für Lebensmittel gewidmet. An den Dachkanten ist das Gebäude 15 Meter hoch. Ein sogenannter "Gestattungsvertrag" regelt Details, etwa den Beitritt zur Werbegemeinschaft Messinggasse oder 20.000 Euro Zuschuss der Hobag zum Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Dazu gibt es den bereits zitierten "vollstreckbaren Notariatsakt" als Druckmittel, falls die Hobag bis Ende Juni die Mühlenruine nicht abreißt. Optimistisch schätzt Hobag-Sprecher Bachmann die Realisierungszeiten ein. Die Finanzierung sei geklärt und das obwohl die Banken mittlerweile eine 40% garantierte Eigenkapitalquote verlangen. Schon im Sommer soll der Bau beginnen, ab Ende 2013 will man täglich tausende Kunden empfangen. Dass deren Anreise das Verkehrsproblem auf der B100 zusätzlich verschärfen wird, war den Mandataren in der anschließenden Diskussion quer durch die Fraktionen klar, der Grundtenor der Meinungen lässt sich mit SP-Gemeinderat Willi Lackner so formulieren: "Wo Licht ist, ist auch Schatten".
Hobag-Sprecher Günther Bachmann (Mitte), Projektpartner Bernhard Pöll (ICM) und im Hintergrund Stadtbaumeister Klaus Seirer.
Bürgermeisterin Elisabeth Blanik plädierte einmal mehr "für die Kaufkraft in der Stadt", die ÖVP-Gemeinderäte Christian Zanon und Stephan Tagger bedauerten zwar die Dimension des Einkaufstempels, sahen sich aber als kritische Mitentwickler, die gegenüber den ersten Entwürfen aus dem Jahr 2008 einiges an Optimierung ausverhandelt hätten. Das Argument, mit diesem gewaltigen Flächenzuwachs sei an keiner anderen Stelle der Stadt mehr mit größeren Belebungsprojekten zu rechnen, ließ Bürgermeisterin Blanik nicht gelten. Man habe auch dem Projektentwickler der "Arkade am Hauptplatz" Zustimmung signalisiert. FP-Gemeinderat Sepp Blasisker bestätigte das. Mit 30 bis 50% Fußgängern rechnet "laut Studien" die LSL beim neuen EKZ, die 420 Parkplätze müssten ja keineswegs immer ausgelastet sein, erklärte dazu Gemeinderat Hannes Schwarzer. Gestattungsvertrag und Notariatsakt wurden einstimmig abgesegnet, Flächenwidmung und Bebauungsplan mit 16 : 5 Stimmen. Dagegen stimmten Verena Remler, Reinhard Tiefenbacher, Robert Zabernig, Christian Steininger und Susanna Tasch, alle ÖVP.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

7 Postings

nasowas
vor 12 Jahren

Positiv: Mit einem großen Lebensmittler wie Merkur und einem Elektromarkt kann doch einiges an Kaufkraft, die sonst nach Nußdorf-Debant abfließt, in der Stadt gehalten werden.

Postiv: Der stinkende Schandfleck weicht einem nicht mehr (wie im ersten Entwurf) wuchtigen Neubau und gleicht nun weniger einem gestrandeten Kreuzfahrtschiff und mehr einem Flughafengebäude. Gefallen ist zuviel gesagt, aber mit der durch Fenster aufgelockerten Fassade kann ich leichter leben.

Positiv: Hurra, ich kann mit dem Rad in ein Einkaufszentrum fahren! Aber: Muss ich das können?

Positiv: Es könnte sein, dass das EKZ mehr Südtiroler und Oberkärntner nach Lienz zum Einkaufen bringt und davon ev. auch die restliche Stadt profitiert.

Negativ: Wenn ich in einem Einkaufszentrum, egal wo, bin, habe ich danach eigentlich kaum mehr Lust zum Bummeln. Die Einheimischen haben trotz EKZ nicht mehr Geld zum Ausgeben, können also nur da oder dort einkaufen.

Negativ: Baubeginn im Juni? Da vermutlich mit der Tiefgarage begonnen wird, ist der Verkehrskollaps zur Urlaubszeit vorprogrammiert.

Negativ: Keine noch so intelligente Ampel kann den Mehrverkehr auf der B 100 schlucken. Könnte man nicht zumindest die Querungen, also Dolomitenstraße und Anderas-Hofer-Straße als Unterführung bauen? Dann könnte der Verkehr auf der B100 dort zumindest ungehindert zwischen Mitteregger-Kreuz und Amlacher-Kreuzung fließen. Das wird aber vermutlich aus Platzgründen nicht möglich sein.

Negativ: 70% überregionale Magnetbetriebe, die den "kleinteiligen heimischen Handel" nicht konkurrieren. Was soll das außer Lebensmittel und Elektro sonst sein? Was haben wir nicht in der Stadt? Neue Drogeriemärkte, Optikerketten, Fetzenläden? Oder ein Erotik-Shop? Zu befürchten ist doch nicht nur, dass die Konzerne die Einzelhandelsgeschäfte verdrängen (klingt so cool und emotionslos, dass dahinter Existenzen stehen, übersieht man gerne), sondern auch, dass Handelsketten von der Rosengasse (vom Hauptplatz gar nicht zu sprechen) in das neue EKZ übersiedeln und wir hinsichtlich Leerständen wieder da sind, wo wir vor der Revitalisierung der Oberen Altstadt waren. Und: 30% von 8.820 m² Kundenfläche - wenn man die Aussage von Bachmann umdreht - sind immerhin 2.646 m², welche dann doch dem kleinteiligen (?) heimischen Handel Konkurrenz macht....

Fazit: Die Milch ist vergossen, von Anfang an wurde gepfuscht, auf allen Seiten. Die Ruine muss weg, daran ändert auch die kosmetische Maßnahme in Form der gelungenen Fotoausstellung nichts. Schade, dass die Stadt derzeit so knapp bei Kasse ist und so viele Projekte in der Warteschlange sind, sonst wäre ein Stadtsaal im obersten Geschoss mit genügend Parkplätzen und Gastronomie eine tolle Sache. Alles Weitere wird die Zeit weisen.

 
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mooney87
vor 12 Jahren

Mein Gott, das Ding ist ja hässlich wie die Nacht. Warum verschandelt ihr in Lienz euren Ort mit solchen Trümmern. Bereits das Finanzamt sieht aus, wie ein Bunker aus dem Ostblock.

 
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irina
vor 12 Jahren

1. Ich freue mich richtig auf das neue Einkaufszentrum und bin schon sehr neugierig auf den Geschäftemix. 2. Ich hoffe ebenfalls (wie boarium), dass das Design noch nicht endgültig ist (für mich ein Riesenklotz mit unattraktiver Fassade) 3. Ich hoffe noch vielmehr, dass man den Namen noch einmal überdenkt - Kaufhaus Lienz klingt für mich mehr als verstaubt - vielleicht gehts doch moderner und kreativer

 
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neugierig
vor 12 Jahren

hmmm, jetzt hat die ÖVP doch sehr schnell zugestimmt...na hoffen wir mal, dass dann dieses Elend endlich ein Ende findet und die Baustelle Hobag mal zum Erfolg führt. Vorallem, dass diese Ruinen endlich abgetragen werden und das Verkehrsproblem doch gescheit gelöst wird. Das neue Kaufhaus sieht doch recht futuristisch aus, weiß nicht, ob mir das so wirklich gefallen soll...na ja, schaun wir mal, was da dann wirklich hin gebaut wird! Und zum Thema Verkehr: Auf alle Fälle sollte man sich wirklich den Neubau noch einer Ampel in diesem Bereich überlegen, denn man kommt ja jetzt schon nicht recht weiter, schon gar nicht, wenn man die B 100 überqueren will, da wartet man hin und wieder echt lang und solche Ampelregelungen lösen doch das Verkehrsaufkommen nicht...ich finde z.B. Kreisverkehre lösen das Problem viel besser, vor allem bei der Kreuzung Andreas Hofer Str.-Wolkensteinerstraße-B 100. Damit könnte gleichzeitig diese etwas eigenartige Kreuzung ganz einfach aufgelöst werden... Aber lassen wir uns überraschen, vielleicht kommt ja doch noch was Gscheites zustande und die Lienzer haben wieder Freude, dort drüben an der Mühle vorbei zu schauen. Momentan gleicht sie ja einem Fotomuseum mit echt tollen alten Bildern!

 
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boarium
vor 12 Jahren

a) Ich hoffe, dass das Design noch nicht endgültig ist - es wäre, sagen wir es vorsichtig, noch durchaus verbesserungswürdig. Und es sollte sich doch der ein oder andere innovative und dennoch ansehnliche Plan aus dem Hut zaubern lassen, um nicht nur einen wirtschaftlichen, sondern auch einen architektonischen Anker zu setzen...

b) Ich würde mich freuen, wenn auch bei zukünftigen Artikeln aus dem Gemeinderat die Pro/Contra-Stimmen namentlich aufgegliedert werden.Dies wäre für den ein oder anderen eine nicht uninteressante Information ohne nennenswerten Mehraufwand für den Redakteur/Journalisten. Vielen Dank schon mal.

 
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wiederdahoame
vor 12 Jahren

Von der ganzen Architektur erinnert dieses Kaufhaus doch sehr an das Kaufhaus West in Innsbruck. 20-30 Shops bedeuten aber auch Arbeitsplätze und hoffentlich auch zahlreiche Lehrstellen für die Jugendlichen im Bezirk. Ich wäre sehr gespannt, welche Shops da kommen, ob "Zara" oder "thalia", Namen, die man so hört und herumgeistern, wirklich kommen. Ich bin sehr, sehr skeptisch.

 
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bergfex
vor 12 Jahren

Interessant ist nur, dass in Debant dem Errichter des Fachmarktes als Auflage der Zustimmung ein schweineteurer Kreisverkehr vorgeschrieben wurde. Die HOBAG aber NUR 20.000 € beiträgt bei 8.820 m², für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Und genau die SPÖ, die immer den Verkehr in den Vordergrund bringt, sagt dann :"Wo Licht ist, ist auch Schatten." Das passt wieder zum Spruch, das es Gleiche und Gleichere gibt. Da ist also von Verkehrskonzept wieder null zu hören. Was will man mit 20.000 € mitten in der Stadt für den Verkehr schon beitragen. Was die Frau Blanik schon alles daher geplappert hat , ist nicht einmal warme Luft.

 
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