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Erlebnisbad Matrei: Heißer Dampf und kalte Dusche

Die Diskussion über Befangenheit im TVB geht am Kern vorbei. Ein Kommentar.

Bild: photocase/hui-buh
Natürlich kann man sich die Frage stellen, ob TVB-Aufsichtsrätin Camilla Köll vom Goldried Hotel – mit dem Matreier Bürgermeister nur namensgleich – bei der TVB-Abstimmung über zwei Millionen Förderung an Partner ihres Unternehmens befangen war. Nur bringt das wenig. In einem kleinen Bezirk wie Osttirol und einem Tourismusgremium voller Hoteliers ist bald einmal ein persönlicher Vorteil auszumachen. Auch Pepi Kreuzer, Josef Lugger, Werner Hamacher und natürlich der eben zurückgetretene Reinhard Tiefenbacher profitier(t)en direkt und indirekt von Maßnahmen und Geldern des TVB. Ob die Millionen für "Osttirodler", Golfplatz, Skischaukel Kals, Biathlonzentrum oder Golzentipp fließen – immer haben private Tourismusbetriebe den Nutzen. Die Diskussion über Befangenheit geht zumindest in der "Bäderfrage" am Kern vorbei. Viel spannender ist Camilla Kölls Hinweis, dass es noch gar keine Gesellschaft für den Bau des 20-Millionen-Erlebnisbades beim Goldried-Hotel gebe und der skandinavische Investor nicht genannt werden will. Man könnte hinzufügen, dass auch das Deckungskonzept für die TVB-Millionen fehlt und all das sicher nicht genehmigungsfähig für die Aufsichtsbehörde ist. Bis zur tatsächlichen Überweisung des Geldes müssen jede Menge Hausaufgaben erledigt werden. Ein konkretes Projekt muss auf den Tisch inklusive Finanzierung und Betriebskonzept. Bis jetzt existiert zumindest öffentlich nur eine schwache Visualisierung von ein paar Rutschen auf bestenfalls semiprofessionellem Niveau – samt zugehöriger Versprechungen von Bürgermeister Andreas Köll. Die viel geschmähten Lienzer Politiker haben vielleicht keinen direkten Draht zur Kleinen Zeitung, dafür aber zumindest ein schlüssiges Betriebskonzept für das Dolomitenbad von Micheler & Partner, inklusive professioneller Berechnungen über Einzugsgebiet, Ausstattungskatalog, Betriebskosten und Energieverbrauch. Lienz hat zudem ein komplettes Finanzierungspaket, zahlt mehr als die Hälfte des Bades selbst und kann sich vor allem auch dessen Betrieb leisten. All das wurde in Matrei noch nicht einmal andiskutiert. Wer auch immer Geld aus dem Hohen Norden für einen Schwimmbadbau überweist, den Betrieb des Bades werden andere zahlen. Bei 180.000 Euro Abgang in Innichen und 400.000 Euro Defizit in Lienz heißt das nichts Gutes. Am Ende könnten zu den zwei Millionen Baukostenzuschuss nämlich weit schwerwiegendere laufende Kosten auf den TVB und die Tauerngemeinde zukommen. Heinz Schultz kann ein Lied davon singen. Und deshalb ist der viel diskutierte Erlebnisbadbau im Iseltal derzeit nicht mehr als heißer Dampf, auf den am Ende eine kalte Dusche folgen könnte.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

4 Postings

hoidanoi
vor 11 Jahren

Der ordentliche Kaufman. . Das Tiroler Tourismusgesetz mag trockene Lektüre sein, doch ist es ein Erkenntnisquell, an dem sich scheinbar die AR-Mitglieder selten bis nie laben. § 6 (2) Die Mitglieder des Aufsichtsrates und des Vorstandes haben ihre Aufgaben mit der Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmanns zu besorgen. Im Fall der Verletzung ihrer Obliegenheiten haften sie dem Tourismusverband für einen allfälligen daraus entstandenen Schaden. "Ins Blaue" Gelder zu zusagen - O-Ton Gerhard Föger -, an Gesellschaften, die noch inexistent sind, ist vielleicht im amerikanischen Wirtschaftssraum eine proaktive Strategie, möglicherweise aber im hiesigen Raum entspricht das nicht dem Verständnis vom Agieren des ordentlichen Kaufmanns. Gerhard Föger gibt dazu in einer Tageszeitung heute Hinweise, dass er die "Osttiroler Besonderheit" in dieser Hinsicht zumindest befremdlich findet. . Er verlangt, die Neuwahlen des Verbandes noch 2012 durchzuführen. Eine Sichtweise, die vom Aufsichtsratsvorsitzenden des TVBO so bis dato nicht geteilt wurde. Die Wahrscheinlichkeit, dass man sich Fögers Sichtweise anschließen wird, ist hoch. . Ein weiterer Fall also, in dem die Entscheidung durch das Handeln bzw. das Unterlassen des AR und seines Vorsitzenden ausgelagert wird? Gerhard Föger wird's schon richten? . § 3 (2) lit. f) des Tiroler Tourismusgesetzes sieht übrigens unter der Überschrift "Aufgaben" : "die Weiterbildung der Mitglieder, der Funktionäre und der Bediensteten des Tourismusverbandes" vor. Dieser Aufgabe wurde sichtlich nicht ausreichend nachgekommen. Schade drum.

 
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hoidanoi
vor 11 Jahren

Lieber Pepi Kreuzer, . wenn sich 14 über von 3, von denen einer angeblich gar in die andere als Kölls Richtung rudert, über den Tisch ziehen lassen, dann sagt das viel über das Eigengewicht und Standvermögen der Gezogenen aus. Die Darstellung diverser Wahrheiten bringt den Verband nicht weiter. Das emotionale Permamenz-Lamento ist ähnlich ermüdend wie sinnbefreit, wie die Ankündigung von Anzeigen, Klagen und Beschwerden. Kompetenz wäre gefragt. Und davon ist schlicht nichts zu bemerken. . Widmen Sie doch Ihre Aufmerksamkeit den von Franz Theurl angegebenen Schuldenständen, die jetzt nach der Absegnung des Prioritätenplans durch den AR, zum teil wohl auch mit Ihrer Stimme, zu gewärtigen sind. Kompetnez statt Lamoryanz wäre doch einmal eine schöne Sache.

 
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Pepi Kreuzer Parkhotel Tristachersee
vor 11 Jahren

Kurzkommentar zu Erlebnisbad Matrei in Osttirol und Befangenheit Camilla Köll

Seit Köll und Theurl das Zepter führen, vornehmllich seit der Fusion, scheint unser TVBO durch unzulässige Zweckentfremdung und Tatsachenverdrehungen zu einem "Selbstbedienungsladen" degradiert zu werden. Allein die Anmaßung, mit der man den "Aufsichtsrat des TVBO" beim Antrag des Dreier-Vorstandes in der Angelegenheit "Hotel Goldried Bad" über den Tisch gezogen hat, ist einzigartig und verdient einen eigenen Bericht. So werde ich einen Pressebericht, ähnlich dem von Dr. Köll am 11.10.2012, aus meiner Sicht formulieren und der Presse sowie meinen Aufsichtsratskollegen zur Verfügung stellen. Es geht mir dabei um die Wahrheit, wie ich sie bei der besagten Sitzung am 9.10.2012 erlebt habe. Außerdem werde ich eine Aufsichtsbeschwerde wegen der ersichtlichen "Befangenheit" von Frau Camilla Köll an das Land Tirol, und zwar an den Herrn Landeshauptmann Dr. Platter persönlich richten. Dies mit dem Ziel, diesen "Matreier Bad-Beschluss" nach gesetzlichen Maßgaben zu annullieren.

 
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hoidanoi
vor 11 Jahren

In tiefer Dankbarkeit an mottinger, der uns Einblick in den Kriterienkatalog des TVBO 2.0 nach dem Fusionsvertrag gegeben hat -

Zitat Anfang:

Gemäß, im Aufsichtsrat des TVB Osttirol beschlossener, neuer Geschäftsordnung und daraus resultierender Grundsatzbeschlüsse, dürfen zukünftig Beiträge zu Infrastrukturvorhaben nur mehr unter den klaren Bedingungen erfolgen, dass für jedes einzelne Projekt ein nachgewiesener Gesamtfinanzierungsplan mit schriftlichen Förderzusagen, verbindliche Angebote, alle erforderlichen behördlichen Bewilligungen sowie eine aufsichtsbehördliche Genehmigung im Falle einer Darlehensaufnahme, Aufenthaltsabgabenerhöhung oder eines einzugehenden Beteiligungsvertrages vorliegen müssen.

Zitat Ende

bleibt festzustellen, dass der AR seine Zustimmung zur Darlehensgewährung für ein Projekt gibt, das in keiner wie auch immer gearteten Weise den selbst auferlegten Kriterien entspricht. Sich selbst ad absurdum zu führen scheint vornehmste Aufgabe des Gremius zu sein. Es zäumt mutig das Pfred von hinten auf. Es gibt die Zustimmung zu Darlehen an eine Gesellschaften, die noch gar nicht existent ist. Es setzt neue Maßstäbe, das Gremium. . Da ist Camilla Kölls wie auch immer geartete Befangenheit sekundär. Bei der Unbefangenheit, mit der freihändig gegen das eigene, sich gerade erst auferlegte Regelwerk verstoßen wird, wer will da noch von von Befangeheit sprechen.

 
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