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Grüne bei Zugverbindung weiter auf ÖVP-Schiene

"Ein Riesenfortschritt für die Mobilität in der Europaregion."

Georg Willi (links) und Thomas Haidenberger auf Werbetour für die neue Bahnverbindung.
Nicht die zuständige Landesrätin Ingrid Felipe sondern Parteikollege Georg Willi reiste mit dem Bus – inklusive Felbertauern-Wanderung – aus Innsbruck an, um die Position der Grünen in Sachen Direktzug Lienz-Innsbruck vor Ort zu erläutern – assistiert von Bezirkssprecher Thomas Haidenberger. Dabei offenbarte sich bei der Pressekonferenz am 19. Juli im Lienzer Cafe Pur einmal mehr das verkehrspolitische Dilemma der Umweltpartei in der Tiroler Koalitionsregierung. Man habe von der Stornierung der Trasse während der Koalitionsverhandlung nichts gewusst, betonte Willi und der Direktzug sei explizit auch nicht Thema der Verhandlungen gewesen, sondern lediglich öffentliche Verkehrsmittel in hoher Qualität: "Aus unserer Sicht war das ein Zug." Der ehemalige VP-Verkehrslandesrat Anton Steixner habe im April die direkte Trasse abbestellt, unter anderem deshalb, weil im Frühverkehr von Lienz nach Innsbruck im Schnitt nicht mehr als 20 Fahrgäste gezählt wurden und der Direktzug drei Millionen Euro im Jahr kostet, aber nur 500.000 Euro an Einnahmen erwirtschaftet. Willi räumte ein, dass Südtirol über die Jahre zu wenig für die vorwiegend von Südtirolern benutzten Züge bezahlt habe. Die jetzt getroffene Entscheidung sei irreversibel. "Die Kuh ist aus dem Stall" erklärte Willi, weil die ÖBB die leistungsfähigen Mehrsystem-Lokomotiven bereits für die Strecke Villach-Venedig umdisponiert hätten. Und noch ein Faktor mache die  Beibehaltung eines Dirketzuges schwierig: Der schleichende Niedergang der Strecke habe im italienischen Abschnitt zur Auflassung von Rangiergleisen und Weichenanlagen in den Bahnhöfen geführt, erläuterte Thomas Haidenberger. Auf der eingleisigen Strecke können die regionalen Flirtzüge – die in Südtirol im Halbstundentakt verkehren – einem überregionalen Zug nicht mehr ausweichen. 50 Millionen Euro würde es kosten, um die Schienen-Infrastruktur für eine leistungsfähige Direktverbindung zu schaffen, schätzen die Grünen. Mit einem detaillierten Vergleich von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Schienen- und Busverkehrs auf der Pustertalstrecke versucht der kleine Koalitionspartner, aus der Not eine Tugend zu machen. Im Dezember 2013 werden die zwei direkten Züge durch vier direkte Busverbindungen ersetzt. "Der hohe Reisekomfort des Zuges fällt leider weg", gesteht Willi ein, dafür sei der Bus schneller, barrierefrei und halte in Ortszentren sowie vor der Klinik. Ab Dezember 2014 sei dann mit stündlichen Verbindungen Lienz-Franzensfeste samt sechs Umsteigemöglichkeiten in den EC nach Innsbruck, zwei direkten Schnellbussen am Tagesrand und den sechs bestehenden Bus-Zug-Verbindungen über Kitzbühel eine gute Lösung in Sicht. In der von Felipe-Vorgänger Steixner mit Südtirols Landesrat Thomas Widmann ausgehandelten Stundentakt-Verbindung Lienz-Franzensfeste sehen die Grünen wirtschaftliche Vorteile für Osttirol und "einen Riesenfortschritt für die Mobilität in der Europaregion." Was Südtirol für die Mitbenutzung der Züge verlangen wird, wissen die Grünen trotz Regierungsbeteiligung bis heute nicht. Die von der Opposition genannten Zahlen kann Haidenberger nicht bestätigen: "Ingrid Felipe hat trotz Nachfrage nichts erhalten und lässt ausrichten, wenn die Opposition Zahlen hat, soll sie das möglichst in schriftlicher Form auf den Tisch legen." Ein runder Tisch mit Südtirols Verkehrslandesrat Widmann unter Einbindung der Oppositionsparteien ist für den 4. September geplant.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

5 Postings

Leonhard
vor 11 Jahren

... alles wird gut ...

Ich finde die Lösung mit dem Direktbus ein Jahr lang und dann die Integration in den italienischen Flirt-Takt gut. Es ginge sicher noch besser, aber alles kann man halt einmal nicht haben und alle Tage ist auch in Osttirol - wo die meisten Jammerer der Welt zu Hause sind - nicht Weihnachten.

Die Grünen sind mit der Regierungsbeteiligung endlich auf den Boden der Realität zurückgekehrt, sie finden jetzt auch gut, was immer schon ziemlich gut war. Und dass der ewige Jammerer und Maulaufreißer Sepp Brugger sich nun auf sein privates Glück beschränkt, ist nicht nur für Matrei, sondern für den ganzen Bezirk gut.

 
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spitzeFeder
vor 11 Jahren

Die Grünen werden wohl so etwas wie einen Neuanfang in Osttirol benötigen, wenn sie hier jemals wieder als politische Kraft ernst genommen werden wollen. Alle Hoffnungen auf die "Naturschützer" im Bezirk sind leider enttäuscht worden (ich wiederhole mich): Agrar, Wasserkraft, Verkehr. Schade, dass wir sooo weit weg von Innsbruck leben müssen, daher sind Osttiroler offensichtlich als Stimmvolk für die Grünen nicht relevant. Wahlen werden in Ballungsräumen gewonnen, nicht in der Pampa. Leider...

 
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forrest
vor 11 Jahren

Bin am Freitag 19.07.2013 um 15:00 Uhr mit dem Auto ( um 15:00 Uhr fährt auch der Zug), brauchte ich mit einem PKW über vier Stunden. (Stau, Baustellen und Verkehr) und der wird nicht weniger. Das mit schnelle ist nicht ganz die Wahrheit.

Ich fahr das nächste Mal wieder mit dem Zug. Bin dann sicher entspannter glaube ich. Ah ja der Heidenberger und seine Familie sind ja dagegen das der Zug erhalten bleibt. Er fährt dann nimmer um 4 Uhr in der Früh. Gute Nacht und auch Gute Nacht den Grünen die für ein bisschen macht ihre Ideologie verraten haben.

 
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bergfex
vor 11 Jahren

Wie sind die Grünen doch zu armen ÖVP-Kasperln mutiert.

 
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boarium
vor 11 Jahren

"Was Südtirol für die Mitbenutzung der Züge verlangen wird, wissen die Grünen trotz Regierungsbeteiligung bis heute nicht." - Mich würd viel mehr interessieren, was denn die Zugbetreiber von den Fahrgästen verlangen werden.

Meine letzten netten Erfahrung Lienz-Innsbruck: - vier Regionalzüge verwenden müssen, die etwas mehr Zeit für die Strecke benötigten als bei der Tour de France die Radfahrer für dieselbe Distanz (den Zug muss man jedoch ohne Doping durchstehen). - Ticket in Südtirol erhalten, das nicht für Eurocity Franzensfeste-Innsbruck gilt. Umtausch vor Fahrtantritt in Innichen nicht mehr möglich, weil es ja - wie vom FS-Bediensteten verlangt - gestempelt wurde (tja, ich weiß, ich hätt mich vor Fahrtantritt in den Tarifdschungel Italien vertiefen können. Wohl mein Fehler, dass ich mit ´"Innichen-Brenner, bitte!" eine halbe Stunde in Franzensfeste stehen musste und den ÖBB-EC direkt nach Ibk an mir vorrüberziehen lassen musste). - Kosten in finanzieller und zeitlicher Hinsicht, die mich lt. ÖBB-Homepage in der selben Zeit billiger (weil Sparschiene, während für Lz-Ibk durch Südtirol ohne Direktverbindung nicht einmal VVT möglich ist) von Innsbruck nach Wien (umstiegsfrei, mit Bordservice und Strom für das Netbook) gebracht hätten.

Selbst mit Nordttiroler Tankpreisen, Brenner- und italienischer Autobahnmaut war die letzte Fahrt mit dem Auto bereits für eine Person billiger (und deutlich schneller) als diese Zugfahrt in der vereinten Europaregion Tirol. Dass mich, wartend in Franzensfeste, ein Meinungsforschungsinstitut über das Verhältnis meines Heimatbezirks zu Südtirol und dem Trentino (samt "Zufriedenheit mit der Verkehrsverbindung") befragen wollte, war - na, sagen wir, amüsant...

 
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