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Martin Hellweger präzisiert seine Kaufhaus-Pläne

Investor wartet auf den Hobag-Vergleich und hält das Kaufhausprojekt für wirtschaftlich.

Nach einem Bericht über eine weitere Verzögerung des Hobag-Konkursverfahrens und dessen Auswirkungen auf das Projekt „Kaufhaus Lienz“ meldet sich jetzt der neue Investor zu Wort, Martin Hellweger. Er präzisiert gegenüber dolomitenstadt.at die Lage und schildert seine weiteren Pläne. „Ich bin nicht der Eigentümer des Grundstücks, sondern habe der Südtiroler Sparkasse ein Angebot gemacht – das angenommen wurde – das Hypothekardarlehen zu kaufen. Natürlich mit einem Abschlag und unter der Voraussetzung, dass das Grundstück in Lienz bis zum Herbst in meine Gesellschaft übergeht, damit wir bauen können.“ Der Termin für den Baubeginn spätestens November 2015 sei wichtig, um vorhandene Mietzusagen einzulösen und Großmieter nicht zu verlieren. Diesen Mietern sollte eine Eröffnung des Kaufhauses noch vor der Weihnachtssaison 2017 garantiert werden, was nur klappen kann, wenn heuer im Spätherbst die Bagger auffahren. „Die Südtiroler Sparkasse hat dieses Angebot angenommen“, führt Hellweger aus. Allerdings sei die Abwicklung des Vergleichsverfahrens der Hobag Immobilien GmbH noch im Gange und dieses Verfahren stelle „den geplanten Zeitablauf extrem in Frage“. Vor dem Ende dieses Verfahrens habe er zwar eine hypothekarisch abgesicherte Forderung an die Hobag Immobilien GmbH in der Hand, aber keine Möglichkeit, zu bauen, erklärt der Investor. Die Hobag Immobilien GmbH ist nicht zu verwechseln mit der Hobag AG, die sich ebenfalls – am selben Gericht und auch bei Richterin Francesca Bortolotti – in einem Vergleichsverfahren befindet. Die Unterscheidung zwischen den Unternehmen der Hobag-Gruppe ist wichtig, vor allem auch aus der Sicht der Gläubiger in Osttirol, zu denen die Stadt Lienz und der Bauunternehmer Ludwig Mariacher zählen. Bei ihm steht die Hobag Immobilien GmbH – über deren Schwesterfirma Ulysses – mit fast einer halben Million Euro in der Kreide.
Eines stellt der Südtiroler mit Arbeitsplatz in Berlin klar: "Wir werden keinesfalls 100 Prozent der Hobag-Schulden übernehmen".
Eines stellt Martin Hellweger, der Südtiroler mit Arbeitsplatz in Berlin, klar: "Wir werden keinesfalls 100 Prozent der Hobag-Schulden übernehmen".
Hellweger bestätigt, dass er gegenüber der Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik Zusagen für eine kulante Abwicklung offener Forderungen gemacht habe, vor allem, um das Verfahren und damit den Baubeginn zu beschleunigen: „Wir haben aber keinerlei Verpflichtungen dazu und werden auch keinesfalls 100 Prozent der Hobag-Schulden übernehmen“. Das sei sogar technisch nicht ganz einfach: „Ein Weg wäre, die Forderungen aufzukaufen“. Hellweger ist Südtiroler, lebt größtenteils in Berlin – dem Hauptsitz seiner Firma Kronberg International – und hat den Geschäftsschwerpunkt nach eigenen Angaben in Deutschland. Er will beispielsweise den Baupartner Mariacher „durch eine Teilzahlung und einen Auftrag für die Ausführung der Arbeiten“ wieder flott machen. Geht das Verfahren in Bozen rasch über die Bühne und das Grundstück zeitgerecht in Hellwegers Besitz über, wird noch heuer gestartet. Zieht sich das Verfahren in die Länge, könnte sich Hellweger als Plan B vorstellen, auf eigene Kosten und eigenes Risiko die Bundesstraße und die Ampel zu verlegen, wofür ohne Rückbauten rund 100.000 Euro zu veranschlagen wären, die er nur in die Hand nehmen will, „wenn es sehr realistisch ist, dass ich dieses Geld nicht abschreiben muss“. Womit die Sprache auf die generellen wirtschaftlichen Erwartungen des Investors fällt. Ist dieses Projekt überhaupt lukrativ? „Es war nicht lukrativ, weil das Grundstück zu teuer war. Jetzt ist die Grundfläche wesentlich günstiger.“ Außerdem habe er mit der SIGNA Gruppe und dem Architektenbüro Mathoi vertraglich vereinbart, dass nur ein Teil der bislang aufgelaufenen Planungs- und Entwicklungskosten zu tragen seien. Die Planung und Projektentwicklung wurde von der Innsbrucker Firma ICM geleistet, einem Tochterunternehmen von Rene Benkos Signa-Holding. Dafür wären von der Hobag an die ICM eigentlich Millionen zu berappen. Hellweger spart auch hier einiges Geld ein. Rechnet man Abschläge bei den Gläubigern dazu, „dann verringern sich die Gesamtinvestitionskosten und wir haben wieder Wirtschaftlichkeit“, erklärt der Investor. Aus seiner Sicht sind die Vorverträge mit potenziellen Mietern in der Miethöhe vertretbar: „Diese Mieten können wir lukrieren.“ Ob er – wie kolportiert – ein Freund der Hobag-Eigentümerfamilie Reichegger sei, fragen wir abschließend: „Ja, ich bin mit Peter Reichegger befreundet. Er ist gekommen und hat gesagt, Martin, könntest du nicht einen Käufer für das Kaufhaus Lienz finden? Ich habe geantwortet, man muss erst jemanden finden, der es baut.“ Falls das EKZ mit rund 8500 Quadratmetern Einkaufsfläche tatsächlich Realität wird, will es Hellweger eher nicht weiter verkaufen, sondern „längerfristig im Bestand halten“. Das Centermanagement soll die SIGNA Gruppe übernehmen.
Geht der Hobag-Vergleich rasch über die Bühne, könnte die B100 noch heuer verlegt werden, um darunter eine Tiefgarage für 400 Autos zu graben. Dann könnte das Kaufhaus Lienz nach dem Zeitplan des neuen Investors noch vor Weihnachten 2017 aufsperren.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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