Ihr Dolo Plus Vorteil:
Diesen Artikel jetzt anhören

Nachklänge – Trauermärsche aus Innervillgraten

Die Musikkapelle des Bergdorfes spielt bei jedem Begräbnis.

In Osttirol ist der letzte Weg auch heute noch einer, den der oder die Verstorbene im Kreis fast der gesamten Dorfgemeinschaft geht. Anteilnahme wird hier nicht einfach in ein paar Zeilen auf einer Karte ausgedrückt, sondern als echte Teilnahme am Trauerritual, an Aufbahrung, Messe und den Gebeten am Grab. Auch Musik gehört in den Alpentälern zum Tod und in Innervillgraten ist es sogar eine ganz besondere Musik, die jetzt auf einer CD oder per Download erhältlich ist. „Nachklänge“ nennt sich die von Col Legno produzierte Werksammlung der Musikkapelle Innervillgraten, die eine lange Tradition in der Komposition und Aufführung von Trauermärschen hat. In der Herbstausgabe des DOLOMITENSTADT-Magazins widmet sich ein ganzer Beitrag der Geschichte der Villgrater Trauermusik und ihrer bedeutendsten Schöpfer, Josef Seidl Senior und Junior. Von 1892 bis 1934 war der Vater Kapellmeister im Bergdorf, von 1935 bis 1974 der Sohn. Beide komponierten und arrangierten unter anderem auch Trauermärsche, von denen einige auf der CD zu hören sind. Was die Musikkapelle Innervillgraten neben dem besonderen Repertoir heute noch auszeichnet, ist eine große Einsatzbereitschaft ihrer Mitglieder, die anderswo schon selten geworden ist. Die Musikantinnen und Musikanten nehmen sich frei, um jeden Dorfbewohner auf dem letzten Weg mit ihrem Spiel zu begleiten. Bei jedem Todesfall rückt nach wie vor praktisch die vollständige Besetzung der Kapelle aus, egal an welchem Wochentag. Dabei schöpft die seit 1831 bestehende Formation, die derzeit 61 aktive Mitglieder zählt, aus einem großen, teils nur handschriftlich niedergelegten Repertoire. Dolomitenstadt-Kameramann Peter Werlberger hat die Musikerinnen und Musiker vor Ort nach ihren Motiven für diesen musikalischen Trauereinsatz gefragt und einige der schönsten Klänge aufgenommen. Die gesamte CD gibt es als Scheibe oder Download im Webshop von Col Legno.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

Keine Postings

Ein Posting verfassen

Sie müssen angemeldet sein, um ein Posting zu verfassen.
Anmelden oder Registrieren