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„Der Stern“ – Panoramablick in eine unsichere Zukunft

Im klapprigen Lift unterwegs zu einer Institution auf dem Lienzer Hochstein. 

Es ist die erste Woche im neuen Jahr und auf dem Lienzer Hausberg, dem Hochstein, herrscht urlaubsbedingt so etwas ähnliches wie Besucherandrang. Vor allem auf der Moosalm tummeln sich recht zahlreich Einheimische und Touristen. Sie ziehen ihre Bahnen auf dem weißen Kunstschneestreifen, der sich durch die apere Landschaft bis ins Tal windet. Einige Gäste besuchen den Streichelzoo, aber uns zieht es weiter hinauf, mit dem maroden, nostalgischen Zweier-Sessellift bis zur Stern-Alm. Die Sessel — manche gelb, manche orange — befördern schon seit Jahrzehnten Saison für Saison unzählige Besucher hinauf zum Beginn der „dritten Sektion“.

Fotos: Dolomitenstadt/Wagner

Nach der Fahrt von der Talstation auf die Moosalm mit beheiztem Vierer-Sessel oder geräumiger Gondel ist die Fahrt mit dem „Stern-Lift“ ein nostalgisches Erlebnis. Nicht nur aufgrund der deutlich geringeren Fahrtgeschwindigkeit fühlt man sich um Jahre zurückversetzt. Dieser Lift hat Kultpotenzial. Selten endet eine Fahrt ohne „Durchhänger“, wenn der Liftwart die Seilbahn verlangsamen muss, um Passagieren das Einsteigen zu erleichtern. Welcher Einheimische beginnt nicht während der turbulenten Fahrt in Erinnerungen an vergangene Ausflüge zu schwelgen. Zum Beispiel an die letzte Wanderung zum idyllischen Speicherteich „am Stern“, der momentan größtenteils mit Eis bedeckt ist.

Vor der Stern-Alm genießt man in Ruhe ein Bierchen in der Wintersonne.

Der Sessel rattert über die Räder der letzten Stütze, wir sind gleich am Ziel, der Stern-Alm. Auf der Terrasse tanken vereinzelte Besucher wärmende Sonnenstrahlen. Das urige Flair lädt zum Verweilen ein. Pächter Wolfgang Heinz begrüßt mittlerweile seit vier Jahren seine Gäste „am Stern“. „An diesem Anblick kann man sich nicht satt sehen.“ Wolfgang blickt auf den Lienzer Talboden. Der 49-jährige gebürtige Steirer absolvierte in jungen Jahren in Hofgastein eine Lehre als Kellner. Das Ausgefallene reizte ihn immer schon, war er doch nach seinem Lehrabschluss über mehrere Jahre als Kellner auf einem Kreuzfahrtschiff durch die Gewässer der Karibik unterwegs. Nun sitzt er hier in dunkelgrauer Filzweste auf der rustikalen Stern Alm. „Seitdem ich hier bin, war mein erster Winter der stärkste. Die damaligen Schneemengen waren natürlich fantastisch, davon sind wir mittlerweile leider ein gutes Stück entfernt.“

Wolfgang Heinz und Franziska Ehrenberg begrüßen die Gäste auf der Stern-Alm hoch über Lienz.

Im Sommer führen zwei seiner sieben Mitarbeiter die Stern-Alm, Wolfgang bewirtschaftet währenddessen die Bonn-Matreier-Hütte. Eine fünf Kilometer lange Rodelstrecke führt vom Stern bis hinunter zum Schloss Bruck. Momentan könnte sie für eine Mountainbike-Tour oder eine gemütliche Wanderung genutzt werden. Von der ersehnten weißen Pracht fehlt jede Spur. Die Pisten am Hochstein mussten auch in diesem Jahr mit Kunstschnee präpariert werden. Wolfgang wünscht sich für die Zukunft auch eine Rodelbahn-Beschneiung. Das mache Sinn. „Man bemüht sich sehr. Erst vor Weihnachten wurden überstehende Bäume von der Rodelbahn entfernt. Wenn der Schnee kommt, soll er auch die gesamte Bahn bedecken.“

Für den steirischen Sternwirt ist der Hochstein der ideale Sportberg, der „für verschiedenste Sportler enorm attraktiv ist. Tourengeher, Wanderer, Ski-Fahrer und zahlreiche andere schätzen die Möglichkeiten hier sehr.“ Auch eine Mountainbike-Downhill-Strecke sei geplant. Also keine Rede vom Zusperren auf der Stern Alm? Das wäre für viele Einheimische ein herber Verlust, da ist sich Wolfgang Heinz sicher. Vor allem seine Stammgäste würden dieses „idyllische Platzl“ hoch über der Stadt sehr schätzen. Noch sitzen sie mit einem „Zwickl“ oder einer Tasse Kaffee auf den Holzbänken der sonnigen Terrasse. Seit 1988 ist Wolfgang bereits in Osttirol. Damals kellnerte er für ein halbes Jahr im „s’Stöckl“ in der Zwergergasse, danach leitete er über mehrere Jahre ein mittlerweile aufgelassenes Gasthaus beim „Tuffbadl“ im Lesachtal. Die Stern-Alm hat er fest ins Herz geschlossen. Eine Gruppe von Italienern drückt ihre Begeisterung für das Panorama mit einem einheitlichen „Che bello!“ aus.

Zwei einheimische Gäste, die sich in der Hütte wärmen, werden von Franziska Ehrenberg bedient. Sie begrüßt die Besucher nicht mit dem traditionellen Osttiroler „Griaß’ eich“ sondern mit „Guten Tag.“ Franziska stammt aus Deutschland und verbringt momentan ihre zweite Saison auf der Stern-Alm. Die 35-Jährige ist seit vier Jahren in Österreich und zählt zu den zwei Mitgliedern im Team, die auch im Sommer auf dem Hochstein durstige und hungrige Wanderer versorgen. Aber nicht nur Wanderer, sondern auch Radler kehren gerne ein. „Inzwischen radeln immer mehr Einheimische mit ihren E-Bikes zu uns hoch“, so Franziska. Für sie besteht kein Zweifel, dass die Stern-Alm einfach zu Lienz dazugehöre. Wäre im Sommer eine der Straßen auf die Alm geöffnet, sind sich Wolfgang und Franziska einig, dann würde das einen ordentlichen Besucher-Schub bedeuten.

Der Schlepplift der 3. Sektion steht still. Warum, ist unschwer zu erkennen.

„Die Einheimischen kennen und schätzen die Stern-Alm, aber die Touristen sind im Sommer vor allem auf die Beschilderungen angewiesen, und da gibt es deutlich Verbesserungs-Bedarf“, erklärt die 35-Jährige. Im vergangenen Sommer habe man sich mit selbst gebastelten Pappschildern beholfen. „Neue Schilder sind unerlässlich“, so Wolfgang, „ich würde sie sogar selbst montieren.“ Am 12. Jänner tagt der Aufsichtsrat der Lienzer Bergbahnen. Vielleicht erfährt man danach die nächsten Schritte in der „Hochstein-Frage“.

Wer die Stern-Alm im Laufe der Zeit ins Herz geschlossen hat, wird sicherlich nicht sorglos auf diese Versammlung blicken. Im Idealfall können auch künftig Einheimische wie Touristen einerseits im Sommer im Speicherteich ihre Füße kühlen und andererseits im Winter von „ganz oben“ über die Pisten des Schlossbergs wedeln. Transportiert werden sie dann freilich vom betagten, rumpelnden „Stern-Lift“.

Nostalgiereise mit Traumblick – eine Sesselliftfahrt zur Stern-Alm.
Dolomitenstadt-Redakteur Roman Wagner studierte an der FH Joanneum in Graz und ist ein Reporter mit Leib und Seele. 2022 wurde Roman vom Fachmagazin Österreichs Journalist:in unter die Besten „30 unter 30“ gewählt.

5 Postings

skeptiker
vor 7 Jahren

Naja, das ist eine schwierige Diskussion. Oder anders gefragt - wer soll das bezahlen, wer hat soviel Geld? Die LBB finanzieren aus dem Betrieb gerade mal die Kosten für den laufenden Betrieb, aber keinen Spielraum für Investitionen usw. Schaut man sich dann noch die Eigentümer (TVB und Stad Lienz) an, dann muss man einfach die Frage stellen - wer soll den gewünschten Ausbau bzw. die Modernisierung bezahlen? 2 Schigebiete und Besitzer, die praktisch jetzt schon keinen Spielraum mehr haben die notwendigen Investitionen zu stemmen (bei Speicherteich gings gerade nochmal so). Da sehe ich schwarz. Bilde mir mal ein gelesen zu haben, dass vom Schiumsatz ca. 80% am Zettersfeld und 20% am Hochstein gemacht werden. Noch dazu stehen notwendige Investitionen am Zettersfeld an - wie dann noch am Hochstein investieren? Mein Vorschlag wär das die LBB das Schigebiet Zettersfeld verkaufen (da bekommt man vielleicht noch was) und mit dem Erlös kann sich dann die LBB voll auf den Hochstein konzentrieren und ausbauen, mdernisieren usw.

 
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Mariazell
vor 7 Jahren

Liebe Besucher der Homepage von Dolomitenstadt!

Der Hochstein wird der Schiberg der Zukunft zusperen im Winter geht nicht Ich glaube das irgendwann am Zettersfeld gar nicht mehr Künstlich beschneien kann mit Kunstschnee weil das Zettersfeld im Winter in der prallen Sonne ist und es dort dann zu warm ist. Das ist meine Meinung dazu der Hochstein hingegen ist im Schatten dadurch ist es hier leichter mit Kunstschnee zu arbeiten finde ich. Deswegen gehört der Hochstein ausgebaut finde ich mit total modernen Anlagen und das Zettersfeld geschlossen dann wenn es so warm wird das man das Zettersfeld nicht mehr mit Kunstschnee bestücken kann. Der Hochsteinlift sollte 2 Sektion von Mossalm.bis mit Auchstiegsmöglichkeit Sternalm bis Hochstein Hütte gebaut werden Ciao Austria 2

 
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42na95
vor 7 Jahren

Eikn solch tollen Berg derartig stiefmütterlich zu behandeln ist ein Schande.

 
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chiller336
vor 7 Jahren

eines der schönsten platzln auf den bergen um lienz - gsd übernimmt wer die initiative um wenigstens den oberen teil des rodelweges in schuss zu halten .... einen rodelweg der bis vor wenigen jahren quasi direkt bis in die stadt geführt hat.

 
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bergfex
vor 7 Jahren

......aber uns zieht es weiter hinauf, mit dem maroden, nostalgischen Zweier-Sessellift bis zur Stern-Alm. Die Sessel — manche gelb, manche orange —...........

Was ist an den Sesseln so schlecht? Neu verzinken lassen, neu sitzauflagen und Windhauben drauf. In anderen Schigebieten fahren ganz andere nostalgische "Dinge", da jammert niemand.

........Wäre im Sommer eine der Straßen auf die Alm geöffnet, sind sich Wolfgang und Franziska einig, dann würde das einen ordentlich Besucher-Schub bedeuten.......... So ist es. Aber warum ??? Weil die Liftpreise für eine Familie einfach nicht mehr ins Familien-Budget passen. Die Leute geben das Geld lieber einem Wirt. Dasselbe gilt am Zettersfeld. Um den Liftpreis fahre ich eben mit dem Auto ein Stück und gehe den Rest zu Fuß.

Wenn ich denke, dass ich am Nassfeld um 17 € von Tröpolach bis ganz hinauf und wieder herunter fahre, müssten sich die LBB was überlegen. Niedrige Liftpreise für "nur Fußgänger" würden viel mehr Menschen dazu veranlassen mit der Gondel hinauf zu fahren. Am Schlossberg und am Zettersfeld.

 
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