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Maschinenring: Weniger Umsatz und mehr Mitglieder

Der Strukturwandel wird auch für die Bauern-Kooperation zur Herausforderung.

Nach zehn Millionen Euro Umsatz im Jahr 2015 meldet der Maschinenring Osttirol für 2016 einen Rückgang um acht Prozent auf knapp 9,2 Millionen. „Wenn man die Zahlen genauer betrachtet, erklärt sich der Rückgang in der Zeitarbeitssparte durch die Übernahme von Arbeitskräften einiger Großkunden,“ erklärte Geschäftsführer Klemens Kreuzer bei einer Bilanzpressekonferenz am 17. März in der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Lienz. Mit Personalverleih erwirtschaftet die Bauernorganisation – die im Vorjahr ihr 50-Jahre-Jubiläum feierte – mehr als die Hälfte ihrer Einnahmen, konkret 4,6 Millionen Euro im Jahr 2016. Weil 25 der rund 200 Mitarbeiter von größeren heimischen Betrieben in deren Stammbelegschaft übernommen wurden, sank der Umsatz in diesem Segment. 2,6 Millionen Euro entfielen 2016 auf den Servicebereich, 1,93 Millionen Euro auf den Agrarsektor. Den Rückgang sieht man mit einem weinenden und einem lachenden Auge: „Der große Unterschied zu anderen Zeitarbeitsfirmen ist ja, dass wir Mitarbeiter aus Osttirol haben, die gut sind. Unternehmen chartern unsere Leute für mehr Geld als andere. Wenn Firmen unser Personal übernehmen, dann deshalb, weil es einfach passt“, unterstreicht Obmann Hans Gumpitsch. Außerdem steige der Anteil an Klein- und Mittelbetrieben, die Arbeitsspitzen durch den Zukauf von Arbeitskraft beim Maschinenring abdecken. „Wir zahlen 70.000 Euro Kommunalsteuer“, rechnet Co-Geschäftsführer Martin Mayerl vor, als Beleg für die Bedeutung des Unternehmens als einer der größten Arbeitgeber im Bezirk. Mayerl kündigt auch an, dass die Stundensätze für „klassische operative Arbeitskräfte“ demnächst um zehn Prozent erhöht würden.
Das Maschinenring-Führungstrio GF Klemens Kreuzer, GF Martin Mayerl und Obmann Hans Gumpitsch. Foto: Maschinenring Osttirol
Obmann Gumpitsch und den beiden Geschäftsführern bereitet der temporäre Umsatzrückgang – zu dem auch ein schneearmer Winter beitrug – weniger Kopfzerbrechen, als andere Indikatoren des Strukturwandels im ländlich geprägten Bezirk Osttirol. Der Maschinenring sieht sich in seiner Kernphilosophie als Kooperative zur Absicherung des wirtschaftlichen Überlebens bäuerlicher Strukturen im Bezirk. Eine steigende Mitgliederzahl – derzeit 1.165 – trotz rückläufiger Anzahl an Bauernhöfen in Osttirol ist für die Bauernmanager der beste Beleg, dass ihre Institution vor dem Hintergrund tiefgreifender Veränderungen immer relevanter wird. „Nur durch Zuerwerbsmöglichkeiten können viele Bauern den Fortbestand ihres Hofes absichern. Vor allem den jungen Menschen im landwirtschaftlichen Bereich möchten wir als eines der größten Dienstleistungsunternehmen Perspektiven anbieten“, erklärt Gumpitsch, verweist aber auch darauf, dass es immer schwieriger werde, den Bauernnachwuchs „auf der Scholle“ zu halten: „Wenn wir einen Freileitungsmonteur suchen, melden sich 50 Leute, suchen wir einen Forstlehrling, dann melden sich zwei.“ Martin Mayerl setzt nach: „Wir wollen das Berufsbild der Agrarfachkraft stärken und durch noch engere Zusammenarbeit den Kostendruck auf die landwirtschaftlichen Betriebe abfedern.“ Die Realisierung von teilweise neuen Formen der bäuerlichen Kooperation war dann auch ein Hauptthema auf der Tagesordnung der Generalversammlung, die im Anschluss an den Medientermin in der LLA über die Bühne ging.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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