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Nicht der Schutz der Tamariske ist das Thema, sondern der Schutz eines Lebensraumes, den man an ihrem Vorhandensein erkennt. Foto: Wolfgang C. Retter

Nicht der Schutz der Tamariske ist das Thema, sondern der Schutz eines Lebensraumes, den man an ihrem Vorhandensein erkennt. Foto: Wolfgang C. Retter

Tiwag-Kraftwerk mit Tamariskengarten? Eine Pflanzerei!

Im Defereggental wird ein Kraftwerk vergrößert – samt ökologischer Begleitmusik.

Die Tamariske ist ein sogenannter „Bioindikator“. Sie wächst als eine der ersten Pflanzen an neu gebildeten Schotterbänken in dynamischen, nicht regulierten Bächen und Flüssen und leitet somit das Werden einer neuen Lebensgemeinschaft von Tier- und Pflanzenarten ein. Die unscheinbare Pflanze zeigt durch ihr Vorhandensein in der Natur an: „Hier ist das ökologische Gleichgewicht noch in Ordnung.“ Deshalb gelten Gebiete, in denen sie wächst, als schutzwürdig. Nicht der unmittelbare Schutz einer bestimmten Pflanze ist also hier das Thema, sondern der Schutz eines Lebensraumes, den man am Vorhandensein dieser Pflanze erkennt! Umso seltsamer mutet eine geplante Tamariskenpflanzung der Tiwag im Defereggental an, nachzulesen in einer öffentlichen Bekanntmachung auf der Website des Landes Tirol, in der es um den Ausbau des Tiwag-Kraftwerkes an der Schwarzach in Osttirol geht. Ein vergrößertes Kraftwerk braucht natürlich auch mehr Wasser aus dem Bach. Genehmigt bekommt man das nahe einem Natura 2000-Gebiet nur, wenn man halbwegs glaubwürdig nachweisen kann, dass die Beeinträchtigung des natürlichen Gleichgewichts auf der einen Seite durch sogenannte „Begleitmaßnahmen“ an anderer Stelle wieder aufgewogen wird. Unter den aufgelisteten Vorhaben mögen einige sinnvoll und gut durchdacht sein. Aber eine Pflanzaktion für Tamarisken ist dann doch hart an der Grenze zur Pflanzerei, die suggerieren soll, dass ein Eingriff in die gesamte Gewässerökologie eines Baches dadurch ausgeglichen werden könnte, dass man ein künstliches Beet mit Tamarisken anlegt. So gesehen wäre das Palmenhaus in Schönbrunn eine Maßnahme gegen das Sterben der Regenwälder. Und so gesehen fehlt nur noch ein Fischteich bei jedem Krafthaus, um zu zeigen, dass sich auch die Forellen in der Obhut der Tiwag besser vermehren, als in dem Bach, der einmal ihr Lebensraum war.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

2 Postings

Senf
vor 6 Jahren

vor einigen jahren hat das bba lienz der flussbauleitung von st pölten zu einigen tamarisken - jungtriebe zur wiederansiedlung an den renaturierungsabschnitten am traisenfluss aus dem kalserbach verholfen und siehe da, sie gedeihen dort wieder recht prächtig.

 
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Schlossgespenst
vor 6 Jahren

Danke, Gerhard, für die köstliche Unterhaltung beim Nachmittagskaffee!

 
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