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Sillianer Hütte: Luftige Baustelle am Karnischen Kamm

Seit Generationen ist die Zimmererdynastie Lusser eng mit der Herberge verbunden.

Im Gebirge hoch über Sillian, gut behütet von bewachsenen Hügeln, wird seit Monaten emsig auf einer der spektakulärsten Baustellen des Bezirks gearbeitet. Die Sillianer Hütte wird erneuert und erweitert. Auf über 2.400 Metern Seehöhe tummeln sich zahlreiche Baustellengeräte, Kräne ragen in den Himmel. Aufgrund der exponierten Lage musste eine Materialseilbahn oberhalb der Leckfeldalm errichtet werden. Eine imposante Baustelle gegenüber dem Zackengewirr der Sextener Dolomiten mit Blick auf Haunold, Dreischusterspitze, Drei Zinnen, Cristallo und viele mehr.
Keine einfache Baustelle auf 2400 Metern Seehöhe. Foto: Dolomitenstadt/Wagner
Viele einheimische Firmen sind derzeit in luftiger Höhe beschäftigt. Neben Baumeister Johannes Viertler spielt vor allem Andreas Lusser eine zentrale Rolle, Inhaber der Firma Holzbau Lusser. Sein Familienbetrieb ist seit der Ersterrichtung der Sillianer Hütte mit der Unterkunft verbunden. „Mein Opa war bereits am ersten Bau der Hütte beteiligt, damals hieß sie noch Viktor-Hinterberger-Hütte und stand weiter unten als die jetzige Hütte“, erzählt Andreas. „1983 wurde dann die ‚neue’ Sillianer Hütte am heutigen Standort errichtet, dabei übernahm mein Vater als Zimmermeister eine tragende Rolle. 1989 wurde die Viktor-Hinterberger-Hütte abgetragen.“ Zu diesem Zeitpunkt hatte Andreas die Firma seines Vaters bereits übernommen und war fortan selbst eng mit der Sillianer Hütte verbunden. Die folgende Slideshow (Bilder: AV Sillian, Hannes Viertler, Holzbau Lusser) gibt einen guten Überblick über die Metamorphose der beliebten Bergunterkunft:
Der Osttiroler Bote berichtete am 16. September 1983 von der Firstfeier der neuen Sillianer Hütte: „Es ist Freitag, 16. September 1983, 15:45 Uhr, als oberhalb der neuen Hütte bei Schneeregen, Nebel und böigem Wind fünf Böllerschläge vom Berg ins Tal hallen, um kundzutun, daß das geplante Hüttenobjekt unter Dach gebracht ist und die Firstfeier beginnen kann.“ Auch Josef Lusser, Andreas’ Vater, wird in dem Bericht erwähnt: „Als erstem dankte der Obmann (Andreas Ortner, damaliger Obmann der Sektion Sillian des Alpenvereins) Zimmermeister Lusser für die prompte Aufstellung des schweren, etwas komplizierten Dachstuhles mit Walmdach und dreifacher Lärchenverschindelung.“ Insgesamt ist die Firma Lusser seit rund 120 Jahren als Familienbetrieb erfolgreich, nunmehr bereits in der fünften Generation. Anfang der 1970er-Jahre errichtete Josef Lusser einen modernen Zimmereibetrieb mit Hobelwerk in Heinfels, ehe wenige Jahre später das Dachdeckergewerbe hinzukam. Wie erwähnt, übernahm dann 1989 Andreas Lusser den Betrieb von seinem Vater. Seit 2000 produziert die Tischlerei Lusser sämtliche Paletten und Verpackungskisten für Osttiroler Industriebetriebe. Am Standort Heinfels werden derzeit rund 30 Mitarbeiter beschäftigt, darunter seit 2017 auch ein Architekt. Von seinen Mitarbeitern arbeiten aktuell je nach Bedarf zwischen fünf und acht auf der Baustelle am Karnischen Kamm. Hinzu kommen noch mindestens sechs Maurer sowie zwei Elektriker, die nahezu täglich an der Hütte arbeiten. Heuer wolle man die Außenanlagen, das Dach, die Fassade sowie einen Anbau für Küchentrakt und Lager fertigstellen, wie Andreas erklärt. Zudem werden noch die Sanitäranlagen saniert sowie der Gastraum vergrößert, konkret werden zusätzlich zu den zwei bestehenden Gaststuben zwei weitere errichtet.
Wie sein Großvater und sein Vater ist auch Andreas Lusser als Zimmerer eng mit der Sillianer Hütte verbunden.
Im nächsten Jahr wolle man sich dann der Fertigstellung der Hütte widmen, sprich der Verlegung von Böden und dem Einrichten der neuen Räumlichkeiten. „Ursprünglich hatten wir geplant, die Bauarbeiten heuer abzuschließen, doch die Gesamtsumme der Umbauarbeiten hätte den Fördertopf des Alpenvereins gesprengt. Deshalb wurden die Arbeiten auf dieses und nächstes Jahr aufgeteilt“, erklärt Andreas. Er hoffe nun auf einen guten Herbst, um die geplante Fertigstellung zum Saisonstart 2019 einhalten zu können. Die Sillianer Hütte, die im Zuge der Bauarbeiten um einen Stock erhöht wird, hat es Andreas verständlicherweise angetan: „Es ist schon ein besonderes Gefühl, hier mitzuwirken und damit meinen Vorfahren zu folgen.“ Die Baustelle selbst schätzt er als spektakulär, aber auch heikel ein: „Die Höhe, die logistischen Herausforderungen und der ständige Wind machen es zu einem schwierigen Unterfangen.“
Hüttenwirtin Viktoria Maurer und ihr Bruder Christof Schneider freuen sich schon auf die neue, erweiterte Hütte am Karnischen Kamm.
Dennoch überwiegt bei den Verantwortlichen die Freude darüber, an diesem Projekt beteiligt zu sein. Auch Hüttenwirtin Viktoria Maurer, die seit mittlerweile zwölf Jahren die Sillianer Hütte bewirtet, freut sich auf die „neue“ Herberge: „Es wird wärmer sein und wir haben mehr Platz für Gäste. Ich freu’ mich auf die Fertigstellung.“ Unterstützt wird sie von ihrem Bruder Christof Schneider. Die beiden bewirten die Gäste auch während der Bauphase in grauen Containern, die eigens vor der Hütte aufgestellt wurden, die Hauptkundschaften seien logischerweise die Baustellenarbeiter. Andreas Lusser besucht die Baustelle regelmäßig, um sich ein Bild zu machen. Er ist stolz auf die Arbeit seines Familienbetriebes, der doch eng mit der Hütte verbunden ist. Und daran könnte sich so schnell nichts ändern. Sein Sohn, Andreas Junior, studiert Holztechnik in Rosenheim und wird wohl der nächste Lusser werden, der sich handwerklich mit der Hütte befasst. Im nächsten Jahr soll sie jedenfalls wieder als schmuckes, gemütliches Bergsteigerheim den Bergfreunden übergeben werden.
Dolomitenstadt-Redakteur Roman Wagner studierte an der FH Joanneum in Graz und ist ein Reporter mit Leib und Seele. 2022 wurde Roman vom Fachmagazin Österreichs Journalist:in unter die Besten „30 unter 30“ gewählt.

Ein Posting

Senf
vor 6 Jahren

schön, dass die region um sillian ein zeitgemässes alpengasthaus bekommt und die gastwirte arbeitserleichterung erfahren. dass der alpenvereinshauptverband in innsbruck einen schutzhüttennau in dieser grössenordnung mit diesem komfort zugestimmt hat, scheint anlässlich seiner haltung in der vergangenheit schon etwas verwunderlich. werkt dort eine neue generation?

 
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