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Archivfoto: Expa/Groder

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Bahnstreik: Die Fahrgäste blieben entspannt

Gewerkschafter Willi Lackner: „Man hat gesehen, dass wir keinen Spaß machen.“

Willi Lackner, Eisenbahner, Stadtrat und ÖGB-Regionalvorsitzender in Lienz erklärt, warum die Züge der ÖBB am Montag zwischen 12.00 und 14.00 Uhr auch in der Dolomitenstadt nicht rollten: „Seit Juli wird über unsere Tarife verhandelt, ohne Erfolg. Wir fordern keineswegs zehn Prozent, wie die Arbeitgeberseite behauptet, sondern einen spürbaren Abschluss und nicht, wie derzeit geboten, 2,33 Prozent.” Diese Prozentzahl ergebe sich unter dem Strich, wenn man die derzeit auf dem Tisch liegenden Angebote summiere. Vor dem Hintergrund der kürzlich beschlossenen Beamtentarife für Lackner und die Eisenbahner jedenfalls zu wenig. Der Streik sei lediglich eine Warnung: „Sie haben jetzt gesehen, dass wir keinen Spaß machen.“ Bewusst habe man die Mittagszeit gewählt und nicht die Morgenstunden, in denen Schüler und Berufspendler massiver betroffen wären. Um 14.10 Uhr rollte nach dem 2-Stunden-Streik der erste Nahverkehrszug wieder Richtung Sillian, um 14.24 Uhr ging die Verbindung nach Spittal wieder in Betrieb. Kleinere Verspätungen durch den unterbrochenen Takt könne es aber den ganzen Nachmittag über noch geben, so Lackner. Sein Eindruck am Bahnsteig: „Die Fahrgäste haben es recht gelassen aufgenommen und auch Verständnis für unsere Anliegen gezeigt.“
Eisenbahner und Gewerkschafter Wilfried Lackner ortet Verständnis in der Bevölkerung für die Forderungen der ÖBB-Bediensteten. Foto: Brunner Images
Die APA bestätigt ein ähnliches Bild aus Klagenfurt und Innsbruck. "Es gab zwar auch hin und wieder ein lautes Wort. Aber die meisten Fahrgäste nahmen es mit der notwendigen Gelassenheit hin", sagte ÖBB-Sprecher Christoph Gasser-Mair über die Situation in Innsbruck. Während die große Bahnhofshalle nur etwas mehr bevölkert war als an "normalen Tagen", verzeichneten vor allem die Warteräume einen beträchtlichen Fahrgäste-Zulauf. ÖBB-Mitarbeiter wurden in der Halle postiert, um die nach Rat Suchenden über den Streik und dessen Folgen zu informieren. Ein vielfach wahrgenommenes Bild: Fahrgäste, die ihr Handy zücken, um ihre Angehörigen über den aktuellen „Warte-Stand" zu informieren. Die Bahn war indes bemüht, den Reisenden den erzwungenen Aufenthalt „so angenehm wie möglich" zu machen, so Sprecher Gasser-Mair. „Wir haben beispielsweise die WC-Anlagen kostenlos geöffnet und für die Verpflegung mit Wasser gesorgt. An die Fahrgäste in den Fernverkehrszügen wurden zudem kostenlos Getränke verteilt", so Mair. Klagenfurt ist zwar kein Verkehrsknotenpunkt, die Zahl der ausgefallenen Züge war aber trotzdem beträchtlich. Am stärksten betroffen waren Schüler, die ansonsten mit der S-Bahn nach Hause fahren. „Macht nichts, komm ich halt eineinhalb Stunden später heim", meinte ein HTL-Schüler angesichts der angezeigten Verspätungen. Der Zug nach Lienz, der um 12.02 Uhr losfahren hätte sollen, stand eine Stunde später noch immer am Bahnsteig, die Fahrgäste vertrieben sich die Zeit mit Lesen, am Smartphone oder Laptop. Richtig verärgert zeigte sich lediglich eine ältere Dame, die im gleichen Atemzug die Legitimität des Streiks und ihren Zorn über den gewählten Zeitpunkt äußerte: „Hätten die nicht morgen streiken können, da wär es mir egal gewesen."

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