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Kriminalistik statt Sport – nun hat auch die WM in Seefeld ihren Dopingskandal und Österreichs Team ist mittendrin. Foto: Expa/Groder

Kriminalistik statt Sport – nun hat auch die WM in Seefeld ihren Dopingskandal und Österreichs Team ist mittendrin. Foto: Expa/Groder

Dürr: System Spitzensport „schweigt Doping tot“

Der ehemalige Dopingsünder kämpft vor aktuellem Hintergrund gegen die Einzeltäter-Theorie.

Johannes Dürr hat mit seinen Angaben gegenüber der Staatsanwaltschaft dazu beigetragen, dass ein internationales Blutdopingnetzwerk aufgeflogen ist. Seine öffentlichen Aussagen über das Dopingsystem im Spitzensport in Interviews und einer TV-Dokumentation sollen eine breite Diskussion anstoßen, weil das Thema derzeit "totgeschwiegen wird", sagte Dürr in einem aktuellen ARD-Beitrag. Den Vorwurf, dass er sich durch seine Auftritte als Opfer zelebriert, wies er zurück. "Ich bin ganz klar Täter natürlich, ich bin in einem System genauso zum Täter geworden, das leider einfach sehr, sehr viele Täter generiert, weil einfach niemand darüber redet, weil man es totschweigt. Die ganze Zeit wird es totgeschwiegen, der Deckel drauf", sagte der Niederösterreicher nach Beginn der Nordischen WM in Seefeld und noch vor den Dopingrazzien am Mittwoch. Dieses Deckel-Drauf-Schema sei jedoch das große Gefahrenpotenzial, mit dem sich die Einzeltätertheorie verfestigt. Er mache mit seinen Aussagen aber genau das Gegenteil. Der ehemalige Weltklasselangläufer hatte im Jänner in einer TV-Dokumentation über seine früheren Blutdopingpraktiken ausgesagt. Die Hintermänner hatte er dabei nicht genannt, diese danach aber den bereits seit Monaten ermittelnden Behörden mitgeteilt. "Im Rahmen der staatsanwaltschaftlichen Einvernahmen habe ich auch die Namen genannt. Nicht in der Öffentlichkeit, weil man dann immer wieder nur in diese Vereinzelungsstruktur hineinfällt. Das Ziel sollte aber sein, dass eine möglichst breite und offene Diskussion geführt wird." Durch eine breite Diskussion könne man auch Lösungen finden. "Ich bin der Meinung, dass viele, viele nicht darüber reden wollen, weil es ein unschönes Thema ist, es fällt mir auch nicht leicht, darüber zu sprechen", so der Niederösterreicher. Sport sei so schön und könne vielen so viel geben, deshalb sei es verständlich, dass man vor dieser Problematik gerne die Augen verschließe."
Johannes Dürr ortet als Hintergrund für das Dopingszenario „ein System, in dem sehr, sehr viele davon profitieren“. Foto: Expa/Huber
Die Doping-Gefahr sei aber ein Thema, das im Bewusstsein der jungen Sportler, der Menschen drinnen sein müsse, damit man sich Präventionsmöglichkeiten überlegen könne. "Ich fände es unverantwortlich, wenn ich beim Schweigen mitgemacht hätte." Eltern, die ihre Kinder in den Leistungssport bringen, sollten wissen, in welche Gefahren man sich begeben könne. Er wolle aber auch keinen Generalverdacht gegen alle Langläufer schüren. "Das kann man so nicht stehen lassen und so will ich es nicht stehen lassen. Das ist nicht das, was ich gemacht und ausgesagt habe." Er spreche vom Spitzensport, Leistungssport mit seinen Gefahren an sich. Es gehe nicht um vereinzelte Täter, sondern um die Gefahren des Systems aus verschiedensten Interessen von Sponsoren, Verbänden und Sportlern. "Diese unterschiedlichen Interessensstrukturen schaffen ein System, in dem sehr, sehr viele davon profitieren und eigentlich wenige daran ein Interesse haben, über Doping tatsächlich offen zu sprechen." Einer der angesprochenen Verbände ist der ÖSV, der im Vorjahr gegen Dürr nach einer öffentlichen Aussage über Mitwisser im Österreichischen Ski-Verband (ÖSV) eine Einstweilige Verfügung erwirkt hat. Gegen diese Verfügung geht Dürr juristisch vor. Eine gerichtliche Verhandlung sei kürzlich“ vom 20. Februar auf Mitte April verschoben worden, so Dürr. Er hoffe, dass er danach freier über das Thema ÖSV sprechen könne. "Ich gehe davon aus.“ Er versuche auch in dieser Thematik einen Abschluss zu finden. "Dann habe ich vielleicht einen Stein angeschubst, der eine möglichst breite Diskussion auslösen kann, damit man zu Lösungen kommt." Die pauschale Lösung habe er selbst aber natürlich auch nicht, bekräftigte Dürr.

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