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„Eine Art Bruder“ mit Wolfgang Michor in Innichen

Südtiroler Theaterpremiere mit Osttiroler Beteiligung und einem deutschen Autor.

Es ist eine ebenso spannende wie aktuelle Geschichte, die ab 22. März von der Pustertaler Theatergemeinschaft in Innichen und ab 5. April in Franzensfeste auf die Bühne gebracht wird. Der deutsche Autor und Journalist Burkhard Wetekam schrieb das Stück „Eine Art Bruder“, das sich einerseits mit dem archaischen Muster der „Brudergeschichte“ und andererseits mit ethischen Fragen der Hochleistungsmedizin beschäftigt. „Die Fortschritte der Medizin sind ungeheuer. Man ist sich seines Todes nicht mehr sicher“. Dieses Zitat des deutschen Aphoristikers Hanns-Hermann Kersten war für die ambitionierte Pustertaler Laientruppe latenter Wegbegleiter bei der Erarbeitung des Stückes, das in Innichen am 22. März um 20.00 Uhr im Josef-Resch-Haus uraufgeführt wird. Regie führt mit Alfred Meschnig ein Mann, der auch in der Osttiroler Theaterszene gut bekannt ist, er inszenierte für die Dölsacher Theaterwerkstatt vor zwei Jahren die spektakuläre Passion in Aguntum. Verstärkung aus Dölsach erhält die Pustertaler Theatergemeinschaft auch durch Wolfgang Michor der eine der Hauptrollen spielt, den erfolgreichen Erik, der als Kind an einer Immunerkrankung litt und nur durch eine Knochenmarkspende seines Bruders Paul überlebte. Paul kam als Retortenkind zur Welt. Die befruchtete Eizelle von Eriks Mutter wurde einer Leihmutter im Ausland eingesetzt. 35 Jahre später pocht Paul, eine gescheiterte Existenz, auf sein Recht an einem Teil des Vermögens seines Bruders.
Rudolf Beikircher und Wolfgang Michor (rechts) spielen zwei ungleiche Brüder im neuen Stück der Pustertaler Theatergemeinschaft. Foto: Hermann Maria Gasser
Autor Wetekam erläutert den Hintergrund: „Brudergeschichten (und auch die selteneren Schwestergeschichten) haben mich immer interessiert. Brüder sind biologisch und sozial aufs Engste miteinander verstrickt, sie können zu besten Freunden werden, aber auch zu erbitterten Gegnern. Wenn ein Bruder auf die Welt kommt, weil er den anderen von einer Krankheit heilen soll, dann muss er eine große Tat vollbringen, ohne gefragt zu werden. Ihm wird etwas vorenthalten: das Recht auf eine zweckfreie Existenz, Liebe ohne Bedingungen, die Chance, bei Null anzufangen. Wir erkaufen heute die erstaunlichen Möglichkeiten der Medizin mit einem wachsenden Herrschaftsanspruch über die biologische Substanz, die wir noch immer Natur nennen. Welche Geschichten werden die Designerbabys der Zukunft zu erzählen haben? 'Eine Art Bruder' versucht, ein uraltes Erzählmuster und eine Frage aus der Welt von heute zusammenzuführen.“ Aufführungstermine im Veranstaltungskalender
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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