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Notarzt im Iseltal: Wer kommt? Wer zahlt?

Wir haben sechs einfache Fragen nach Innsbuck geschickt. Hier die Antworten.

Die Diskussion um das von Bürgermeister Andreas Köll und dem zuständigen Landesrat Bernhard Tilg neu aufgesetzte Notarzt-System im Osttiroler Iseltal reißt nicht ab. Während sich die Initiatoren gegenseitig auf die Schulter klopfen, signalisieren die Betroffenen, sprich die Menschen im Iseltal gegenüber dolomitenstadt.at vorwiegend Skepsis und beklagen einen eklatanten Mangel an Information. Wir haben deshalb einige der am häufigsten gestellten Fragen am 6. August an die zuständige Abteilung im Amt der Tiroler Landesregierung übermittelt.
1) Kommt bei Flugwetter tagsüber wirklich standardmäßig der Knaus-Helikopter, wenn man im Osttiroler Iseltal 144 anruft? 2) Falls der Helikopter nicht kommt, wer kommt dann? Gibt es daneben noch eine „normale Rettung“, sprich ein Auto mit Besatzung? Wenn ja, ist bei dieser Besatzung auch ein Arzt? 3) Falls tatsächlich der Hubschrauber anfliegt, wer bezahlt dann diesen Flug? 4) Wird der Flug auch bezahlt, wenn sich nachträglich herausstellen sollte, dass man nicht so krank oder so schwer verletzt war, dass ein Heli-Einsatz notwendig gewesen wäre? Wenn ja, von wem? 5) Wann wird ein Flug nicht bezahlt bzw. ist vom Patienten bzw. Alarmierenden zu bezahlen? 6) Wenn tagsüber kein Auto für den Knaus-Notarzt zur Verfügung steht, was macht der Arzt dann, wenn zum Beispiel Schlechtwetter einen Hubschrauberflug verhindert?
Die Antworten der Beamtenschaft mussten vor der Weitergabe an dolomitenstadt.at erst von der Pressestelle des Landes und damit von der Politik abgesegnet werden. Das erklärt vielleicht, warum manche Reaktion etwas komplexer ausfällt als erhofft. Hier alle Antworten im Wortlaut: „Die Osttiroler und speziell die Iseltaler Bevölkerung kann sich selbstverständlich darauf verlassen, dass wenn sie den Notruf 144 wählt, schnell und professionell geholfen wird. Dies gilt zu jeder Tages- und Nachtzeit rund um die Uhr und natürlich auch bei jeder Witterung. Egal, ob die Notfalleinsätze bodengebunden, also mit einem Rettungsauto, oder mit einem Notarzthubschrauber durchgeführt werden, entstehen für den Patienten wie in allen anderen Bezirken auch bei internistischen Notfällen keine Kosten. Diese Grundversorgung bleibt selbstverständlich kostenlos. Zur derzeitigen Abwicklung Notarztversorgung Iseltal: • Der leitende Notarzt am Stützpunkt Martin 4 ist dem Vertrag über die Einrichtung eines notärztlichen Bereitschaftsdienstes für das Iseltal beigetreten. Dies ermöglicht den Notärzten am Stützpunkt Martin 4 in der bodengebundenen Notarztversorgung mitzuwirken. • Derzeit ist untertags der Notarzthubschrauber Martin 4 im Dienst. Ist der Notarzthubschrauber nicht verfügbar, wird das nächstgelegene geeignete Einsatzmittel zum Einsatzort disponiert; dies kann das Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) Lienz, der Notarzt im Defereggental oder der C7 sein. • Sehr zeitnah wird am Notarzthubschrauber Martin 4-Stützpunkt ein Fahrzeug zur Verfügung gestellt, mit dem der diensthabende Notarzt auch untertags bodengebunden zum Einsatzort gelangen kann. • In der Nacht wird der diensthabende Notarzt vom in Matrei stationierten Gemeindenotfallsanitäter in einem Fahrzeug der Rotes Kreuz Tirol gemeinnützigen Rettungsdienst GmbH zum Einsatzort gebracht. Es besteht die fixe Absicht, die derzeitige Nachtbereitschaft auf eine 24-Stunden-Bereitschaft auszudehnen. • Wählt man im Iseltal die Notrufnummer 144, wird von der Leitstelle Tirol jedenfalls das nächstgelegene geeignete Rettungsmittel zum Einsatzort geschickt. • Sowohl bei bodengebundenen, als auch Notarzthubschrauber-Einsätzen entstehen für den Patienten im internistischen Notfall keine Kosten. Zwischen dem Land Tirol und den in Tirol tätigen Flugrettungsbetreibern wurde eine Vereinbarung über die Festsetzung von Tarifen und die Abrechnung von Flugrettungseinsätzen im Bereich der Grundversorgung geschlossen. Gemäß dieser Vereinbarung darf keinem Patienten eine Rechnung gestellt werden. Wie in allen anderen Bezirken auch können keine Kosten übernommen werden, wenn
  • es sich um einen Unfall in Ausübung von Sport und Touristik am Berg oder einen Fall von Bergnot handelt
  • es eine Kostenersatzpflicht eines Dritten gibt (Zusatzversicherer oder Schädiger)
  • wenn der Patient nicht in Österreich gesetzlich pflichtversichert ist bzw. keine Gleichstellung mit in Österreich in der gesetzlichen Sozialversicherung versicherten Personen aufgrund gesetzlicher Bestimmungen oder internationaler Abkommen besteht
Weitere Auskünfte etwa zu den Stationierungszeiten des Martin 4 kann der entsprechende Notarzthubschrauber-Betreiber geben. Bei allen gesetzten Maßnahmen steht die lückenlose Sicherung der notärztlichen Versorgung im Iseltal und Umgebung absolut im Vordergrund.“
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

16 Postings

bergfex
vor 5 Jahren

Und zur weiteren Info:

Das Bezirkskrankenhaus Lienz ist laut einem eigenen OGH-Urteil dazu verpflichtet, diese Kosten vorzufinanzieren. Die spätere Abwälzung auf den Patienten dagegen ist ein Unikum in Tirol, wie das Land auf Anfrage mitteilt: „Bereits im Jahr 2014 hat das Land Tirol mit den Trägern der öffentlichen Krankenanstalten und sämtlichen Flugrettungsunternehmen eine Vereinbarung geschlossen, durch welche eine finanzielle Regelung der Interhospitalflüge getroffen wurde. Alle Träger der öffentlichen Krankenanstalten sind mit Ausnahme des Bezirkskrankenhauses Lienz der Vereinbarung beigetreten.“ Die Vereinbarung sei vor allem deshalb abgeschlossen worden, damit die Kosten nicht an die Patienten weiterverrechnet werden.

Wurde auch von Kölls Gnaden produziert.

 
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    Osttirolbeobachter
    vor 5 Jahren

    ... und von den anderen Bürgermeistern Osttirols einstimmig beschlossen. Die Osttiroler Bevölkerung sagt DANKE.

     
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Oschtadio
vor 5 Jahren

Die Ausschreibung hat es schon vor Jahren gegeben . Da hat die ÖAMTC Flotte mit samt ihren Partner wie Schieder air und Wucher usw. den Standpunkt Matrei verloren. Was ich weiß geht es um ca 15 Flugminuten Umkreis und den kann man von Standort C7 ins hintere Iseltal oder Defreggen - Kals nicht Anfliegen. Da die Firma Knaus damals den Standort bekommen hat ist das den anderen Flugbetreibern ein Dorn im Auge. Ich währe Neugierig wie die ganze Diskussion über das Notarztwesen aussehen würde wenn der ÖAMTC damals den Stützpunkt bekommen hätte.

 
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    steuerzahler
    vor 5 Jahren

    Wäre interessant, was damals tatsächlich gelaufen ist. Wie ich weiß, kann man jede Ausschreibung so gestalten, daß der Wunschkandidat zum Zug kommt.

     
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    democraticus
    vor 5 Jahren

    Es geht derzeit nicht um die Ausschreibung eines Flugplatzerls, sondern um die Neuvergabe eines Boden-Luft-Haus/Notarztsystems als Ganzjahresstützpunkt, inkl. Förderung durchs Land in Form eines Notarzteinsatzfahrzeuges, Gemeindenotfallsanitäter, Notarztgehälter, ...

     
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      Senf
      vor 5 Jahren

      democraticus@ und der marktlerbeitrag? minus 66 krankenhausbetten plus 5 unimogstunden mit pritsche samt fahrer als anteilige bauhof-eigenleistung.

       
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skeptiker
vor 5 Jahren

"... können keine Kosten übernommen ... es eine Kostenersatzpflicht eines Dritten gibt ...".

Wenn ich das richtig verstehe dann soll niemand eine Rechnung bekommen außer man hat eine Unfallversicherung welche Hubschrauberbergung beinhaltet. Da werden sich die Versicherungen/Bergrettung/ÖAMTC mit Schutzbrief usw. aber freuen wenn sie jetzt für "normale" Einsätze (also nicht nur für Bergung am Berg durch Sportunfälle) auch noch zahlen sollen welche im restlichen Bezirk vermehrt bodengebunden durchgeführt werden. Da werden die Versicherungsbedingungen sich genau studiert werden.

 
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hachwoldhansl
vor 5 Jahren

Ich frage mich wie früher die Menschen überleben konnten, als "nur ein einfacher NA" mit seinem PKW angeeilt kam wenn jemand in einer Notlage war?! Aus Erfahrung weiß man, dass vielzählige von der Leitstelle Tirol als Notarzteinsätze eingestuften Notrufe nur einer häuslichen Weiterversogung bedürfen. Also nicht wundern, wenn in nächster Zeit mal kurz der Heli in Nachbars Garten landet und kurz darauf ohne Patienten an Bord wieder verschwindet. Oder muß in Zukunft womöglich jeder Patient welcher einen Arzt braucht gleich ins KH gebracht werden. Entweder mit dem Hubschrauber oder am Boden. Wie sonst läßt sich dieses System gegenüber den Kassenstellen bzw. jenen die für die Kosten aufkommen sonst rechtfertigen?!

 
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mali
vor 5 Jahren

Frage: was genau ist unter einem internistischen Notfall zu verstehen? Anmerkung: die Flugminute, die ich verrechnet bekam, kostete nicht 80 sondern 95,45€, dazu kommen weitere Kosten. Zum Unfallzeitpunkt war anscheinend kein bodengebundener Notarzt vorhanden, nur deshalb musste der Hubschrauber kommen.

 
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    democraticus
    vor 5 Jahren

    Schade, dass kein bodengebundener Notarzt zur Verfügung stand. Diese unangenehme Erfahrung werden im Iseltal zukünftig mehrere Menschen machen, wenn jedesmal sofort der Hubschrauber kommt.

    Siehe Homepage ÖAMTC:

    Die Verrechnung der ÖAMTC-Hubschraubereinsätze ist für jedermann transparent und klar nachvollziehbar. Seitens der Sozialversicherungsträger werden lediglich die Transportkosten, nicht aber die notfallmedizinische Versorgung getragen. Die Vergütung erfolgt durch Pauschalen, die die Selbstkosten nicht einmal annähernd abdecken.

    Bei Unfällen/Notfällen: Mit den Sozialversicherungen ist geregelt, dass für medizinisch notwendige Einsätze eine Pauschale pro Primäreinsatz bezahlt wird.

    Sport- und Freizeitunfälle in alpinem Gelände: Da die Krankenkasse nur für den Transport im Tal zuständig ist und nicht für den Transport vom Berg ins Tal, gibt es hier keinen kompletten Kostenersatz von der Krankenkasse. Bei alpinen Einsätzen mit sehr schweren Verletzungen bezahlt die Kasse ebenfalls nur eine Pauschale für den Transport im Tal. Die verbleibenden Restkosten müssen vom Patienten bzw. dessen Privatversicherungen getragen werden.

    Versicherung für Sport- und Freizeitunfälle: Mittlerweile haben jedoch mehr als 95 Prozent der Betroffenen u.a. bei Unfallversicherungen, der Bergrettung, beim Alpenverein, den Naturfreunden, beim Skiverband, bei Kreditkartenunternehmen, mit dem ÖAMTC-Schutzbrief, etc. eine Versicherung für diese Sport- und Freizeitunfälle.

     
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Nickname
vor 5 Jahren

Vom billigen funktionierenden System in ein teures hoffentlich funktionierendes System gewechselt. Dank ÖVP und BGM Köll. Wo war die öffentliche Ausschreibung? Freunderlwirtschaft und ....... sind allgegenwärtig. Leider sind die ÖVP Wähler gegen sowas immun.

 
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Edi1913
vor 5 Jahren

da glaubt halt einer, dass er noch bei der "neuen" türkisen wiener schnöselpartie (kurz+blüml) andocken kann, wenn er schon bei seiner alten schwarzen tiroler vp in ungnade gefallen ist.

 
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democraticus
vor 5 Jahren

Dem Artikel kann man entnehmen, dass aufgrund angeblicher Mängel im Notarztystem Walder folgende Neuerungen umgesetzt wurden / werden. Diese Dinge kosten Geld: 1) Bodengebundenes Notarztauto samt Ausrüstung und Betriebskosten. 2) Ganzjahreshubschrauber, der jeden Patienten, wenn möglich fliegt, um für das Privatunternehmen Knaus lukrativ zu sein. Normalerweise kostet eine Flugminute! ca. 80 €, bei internistischen Notfällen gibt es günstigere Pauschalvereinbarungen. 3) Nächtlicher / Zukünftig 24 h Notfallsanitäter (mindestens drei bis vier hauptberufliche Stellen beim Roten Kreuz) 4) Notarztgehälter für 24 h Boden / Luftbereitschaft 5) Personalunterkünfte / Schlafmöglichkeiten

Ich frage mich, ob die Mängel wirklich so gravierend waren und mit dieser enormen Summe, die jetzt in die Hand genommen werden, nicht hätten beseitigt werden können. Na da bleibt dann nur die Frage: Wer zahlt?

 
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democraticus
vor 5 Jahren

Eine transparente und wettbewebskonforme Ausschreibung wäre für jeden seriösen Politiker eine Selbstverständlichkeit gewesen! Nur der Schuldenkaiser aus Matrei versucht es auf seine alt bewährte Art und Weise und schmeißt schon wieder Geld, das er nicht hat, zum Himmel hinaus! Vor allem die Ausschreibung einer effizienten und effektiven gesamt osttiroler Lösung wäre sinnvoll und nicht die Insellösung Matrei Köll-Knaus, neben dem Notarztsystem Osttirol Dr. Walder, Notarztsystem Lienzer Talboden / BKH Lienz und ÖAMTC Christophorus 7.

 
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chiller336
vor 5 Jahren

es wäre schon sehr hilfreich, wenn nicht wegen jeder kleinigkeit der rettungshubschrauber gerufen würde. es mutet doch seltsam an, wenn - wie in dem bericht der verletzten urlauberin in der wöllaschlucht mit angeblich schweren verletzungen - der hubschrauber gerufen wird, und die verletzte nach ambulanter behandlung das krankenhaus verlassen kann. für mich persönlich eine reine farce, wenn man bedenkt, dass dadurch eine wirklich wertvolle resource deshalb für eine zeit ausfällt, wo sie wirklich benötigt werden könnte

 
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klf2015
vor 5 Jahren

Okay, für mich klingt diese Beamtenstellungnahme nach: Ausschreibung! Öffentliches Geld, gewinnorientierte Unternehmen, Volksgesundheit. Warum wird das im stillen Kämmerlein verhandelt und nicht öffentlich? Ein/e verwunderte(r) Österreicher/In

 
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