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Nationalrat: Steuerreform nur von Alt-Koalition gelobt

Meinl-Reisinger: "Sie haben das Wahlergebnis und nicht das Wohl der Österreicher vor Augen."

Wahlkampfgetrieben, aber nicht sonderlich emotional ist Donnerstagvormittag im Nationalrat die Debatte zur Steuerreform geführt worden. Für die SPÖ ist die Entlastung nicht ausreichend, für die NEOS zu viel und für JETZT falsch aufgesetzt. Die alte Koalition bejubelte hingegen die Reform. Dass Bauern und Wirtschaftstreibende von der geplanten Entlastung ein Jahr früher als Arbeitnehmer profitieren können, fand SPÖ-Klubobfrau Pamela Rendi-Wagner nicht fair. Dies gelte umso mehr, als es sowieso eine Schieflage gebe, da 80 Prozent der Steuerlast von Arbeitnehmern geschultert würden. Die SPÖ will daher möglichst sofort umsetzen, dass die ersten 1.700 Euro steuerfrei werden. Damit hätten die Österreicher 1.000 Euro im Jahr mehr in der Tasche, rechnete Rendi-Wagner vor. Von solchen Ausgaben wollen die NEOS kurz vor der Wahl nichts hören. Heute seien wieder einmal alle dabei, wenn teure Wahlzuckerl verteilt werden, ärgerte sich Klubobfrau Beate Meinl-Reisinger. Das sei bitterliche Unvernunft und Zukunftsvergessenheit und nicht zuletzt ein Schlag ins Gesicht der jungen Menschen.
Klubobfrau Beate Meinl-Reisinger ärgert sich über die Verteilung teurer Wahlzuckerl. Foto: Expa/Gruber
Zehn Milliarden bis 2027 kosteten die heutigen Beschlüsse, klagte Meinl-Reisinger: "Sie haben ihr eigenes Wahlergebnis, aber nicht das Wohl der Österreicher vor Augen." Was es aus ihrer Sicht brauche, wäre neben einer Abschaffung der "kalten Progression" eine Ökologisierung des Steuersystems. Damit lag die NEOS-Chefin für einmal ganz auf einer Linie mit JETZT-Klubobmann Bruno Rossmann. Es gebe weltweite Einigkeit, dass eine CO2-Steuer nötig werde, hierzulande werde sie aber von SPÖ, ÖVP und Freiheitlichen blockiert, bedauerte er. Das, was von Türkis-Blau jetzt gemacht werde - nämlich die von ÖVP-Klubchef August Wöginger angepriesene Umgestaltung von Normverbrauchsabgabe und motorbezogener Versicherungssteuer - seien Mini-Symbolmaßnahmen. Ärgerlich ist für Rossmann auch, dass die Entlastung nur bei Arbeitnehmern und Pensionisten tatsächlich kleinen Einkommen zu gute komme. Bei den Selbstständigen steige nämlich die Entlastung bei höheren Einkommen sogar an. Dass Gewerbetreibende und Bauern nicht ausgelassen werden, war für Wöginger ein Anliegen. Denn damit Gerechtigkeit im System herrsche, müssten alle Berufsgruppen profitieren. Dass man bei den kleinen Einkommen beginne, begründete der ÖVP-Klubchef damit, dass diese es am notwendigsten brauchten. Die SPÖ kritisierte er als unverantwortlich, weil diese Anträge einbringe, die die Milliarden-Grenze sprengten. Hoch erfreut zeigte sich Wöginger, dass man gemeinsam mit den Pensionistenverbänden ein großzügiges Plus für die Senioren erreicht habe. Niedrigen Bezügen wird ja die Inflation sogar doppelt abgegolten – für Wöginger zu recht: "Wer ein Leben lang gearbeitet hat, darf in der Pension nicht der Dumme sein." FPÖ-Klubobmann Norbert Hofer schlug in die selbe Kerbe. Er sprach von einer Generation, die das Land aufgebaut und dabei nicht nur Beiträge geleistet, sondern auch fleißig Steuern gezahlt habe. Wenn eine Pensionistin jetzt 700 Euro mehr im Jahr habe, sei das nicht zukunftsvergessen, sondern beweise Verantwortung für die Aufbau-Generation, richtete Hofer Meinl-Reisinger aus. Der frühere Finanzstaatssekretär Hubert Fuchs bedauerte seitens der Freiheitlichen, dass die anderen geplanten Teile der Steuerreform wie die Senkung der Tarifstufen nicht mehr umgesetzt werden könnten. Er würde sie gerne in der kommenden Legislaturperiode mit der ÖVP abarbeiten, glaubt aber nicht so recht daran. Für ihn ist es "offenkundig, dass eine Koalition mit der FPÖ nicht geplant wird". Eine Warnung gab es von Finanzminister Eduard Müller angesichts der hohen Kosten der Beschlüsse. Das, was heute beschlossen werde, werde auf europäischer Ebene und auf Ebene der Rating-Agenturen nicht unbemerkt passieren. Gelobt wurde von ihm die neue Digitalsteuer, eine große Maßnahme, bei der es um Fairness gehe. Die Liste JETZT brachte unterdessen am Donnerstag eine Dringliche Anfrage an Justizminister Clemens Jabloner ein. Darin geht es um den "Datenabfluss aus der ÖVP-Parteizentrale", von dem die Liste nicht glaubt, dass es sich um einen Hackerangriff gehandelt hat. Die Anfrage sei ein Versuch, "Information von Desinformation zu trennen", heißt es in den Unterlagen. Behandelt wird die Dringliche ab 15.00 Uhr. Bei aller Skepsis ist es für die Liste JETZT unbestritten, "dass Daten aus der ÖVP unter Missbrauch von Zugangsdaten einer berechtigten Person verschlüsselt an einen Server in Frankreich abgeflossen sind". Die Liste von Peter Pilz sieht jedoch mehrere Erklärungen dafür: Entweder einen Cyberangriff von außen, einen Datenexport durch einen Maulwurf in der ÖVP oder einen False Flag-Angriff, also einen Angriff unter falscher Flagge, durch die ÖVP selbst. Laut Liste JETZT sprechen jedoch mehrere Fakten gegen einen Hackerangriff. Sie vermutet eher, dass die ÖVP Medienberichte über die illegale Überschreitung der Wahlkampfkosten in einen Hackerangriff umgedeutet hat. Deshalb möchte sie den Unterlagen zufolge "möglichst viel Licht ins türkise Halbdunkel" bringen. Insgesamt richtet die Liste JETZT 98 Fragen an den Justizminister. 59 davon beschäftigen sich mit der Hacker-Affäre. Peter Pilz will unter anderem wissen, ob die ÖVP konkrete Beweise für einen solchen Angriff vorgelegt hat. Weiters fragt er den zuständigen Minister, ob Vertreter der Volkspartei "Beweise für die behauptete Verfälschung der Daten ihrer Buchhaltung bzw. für die "Einpflanzung" neuer Daten vorgelegt" haben. Zudem möchte er Informationen zum Status der bisherigen Ermittlungen, heißt es in der Dringlichen Anfrage. Die Liste JETZT würde gern erfahren, gegen wie viele Personen derzeit in der Causa "Hackerangriff" ermittelt wird und ob auch gegen die ÖVP ermittelt wird - etwa wegen Vortäuschung einer strafbaren Handlung. Die Frage der Befangenheit der Ermittler beschäftigt Pilz weiterhin, auch diese gibt er in der Dringlichen weiter. Er befürchtet, dass die Ermittlungen durch ÖVP-nahe Personen nicht objektiv geführt werden. Die Fragen 60 bis 78 der Dringlichen Anfrage betreffen die sogenannte E-Mail-Affäre, bei der angeblich belastende und laut ÖVP gefälschte E-Mails zur Ibiza-Affäre an die Öffentlichkeit gelangt waren. Pilz möchte unter anderem wissen, ob die SOKO Ibiza auch mit den Ermittlungen in der E-Mail-Affäre betraut ist und wie es denn nun mit der Echtheit der E-Mails ausschaut. Auch mit der "Causa Chorherr" beschäftigt sich die Anfrage. Gegen den früheren Wiener Gemeinderat Christoph Chorherr läuft eine Anzeige wegen Spenden an ein afrikanisches Schulprojekt im Rahmen des Heumarkt-Projekts. Dazu erfragt die Liste JETZT von Justizminister Jabloner unter anderem, wann die Anzeige erstattet wurde, wann die Ermittlungen in der Causa eingeleitet wurden und gegen wie viele Personen derzeit ermittelt wird. Begonnen wurde die Nationalratssitzung am Donnerstag mit ehrenden Worten von Präsident Wolfgang Sobotka für den vor Kurzem verstorbenen ehemaligen Sozialminister Rudolf Hundstorfer. Er beschrieb Hundstorfer als stets freundlich, offen und typischen Wiener mit Schmäh. "Wir werden ihm immer ein Ehrenandenken erweisen", bedauerte Sobotka den Tod Hundstorfers. Sobotkas Worten folgte ein Moment der Stille. Auch die SPÖ-Vorsitzende Rendi-Wagner widmete als erste Rednerin einige Worte dem verstorbenen Parteikollegen. Hundstorfer habe der Politik durch sein Handeln und sein Sein einen Hauch Menschlichkeit eingebracht, so Rendi-Wagner.

11 Postings

Bergziege
vor 5 Jahren

Es fällt mir sehr schwer zu glauben, dass ihr, liebe NEOS, so anders seid, als alle anderen Parteien, die beim "Trog" hocken. Ich hab im gesamten "Wahlkampf" bis jetzt nicht viel Sinnvolles gehört, dass mich wirklich überzeugt hätte. Alle Parteien geben für mich nur perfekt geplantes, inszeniertes und möchtegern gehörtes BLABLABLA von sich. Mir fehlt ein ehrlicher Versuch, ein EHRLICHES MITEINANDER herzustellen, das die WIRKLICHEN Anliegen des Volkes versucht zu hören und zu gestalten. Dieses ständige Anschwärzen anderer Parteien und das ewige Gegeneinander werden zu keiner guten Regierung führen, schon gar nicht zu einer stabilen. Da können noch so viele Daten und Fakten (...bei denen sowieso niemand mehr weiß, ob sie stimmen oder wieder nur zu "Wahlkampfzwecken" gebraucht werden...) angegeben werden.... Auf eines ist wenigstens Verlass: Bis ich in Pension gehe, werden noch so viele Änderungen von instabilen Möchtegernregierungen gemacht werden, dass ich mir jetzt noch keine großen Gedanken darüber mache.... Erschreckend und überaus peinlich, was in unserem schönen Österreich momentan geschieht!

 
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Domenik Ebner
vor 5 Jahren

Es ist ja leider immer das Gleiche... Sündteure Wahlzuckerln wenige Tage vor der Wahl - da sind sich immer alle einig. Alle? Nein nicht ganz! Die einzigen die dagegen auftreten sind die NEOS.

 
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    le corbusier
    vor 5 Jahren

    Nein nicht ganz! Die Neos stimmen zusammen mit FPÖVP dafür, dass die KV-Beiträge von Selbständige und Bauern gesenkt werden. Wirkung 2020 und für alle ohne Einkommensobergrenze. ArbeitnehmerInnen und PensionistInnen müssen bis 2021 warten und dann beschränkt auf geringe Einkommen.

    Bei mehr alls überfälligen Pensionsanpassungen stimmen die Neos dagegen. Die Alten bringen in einer NEO(S)liberalen Welt ja keine Leistung mehr.

    bin gespannt mit welchem hashtag du jetzt antwortest.

     
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      Domenik Ebner
      vor 5 Jahren

      Den ein oder anderen # hab ich hier natürlich mitgebracht :-) Aber zur Sache: Pensionsbeschlüsse von gestern, 19.09.2019:

      1. Verdoppelte Pensionserhöhung Kosten nur der Verdoppelung = EUR 500 Mio pro Jahr.

      2. Abschlagsfrei in Frühpension (nur für Männer) Kosten EUR 380 Mio pro Jahr

      3. Erste Pensionserhöhung im ersten Jahr D.h. am 01.12. in Pension und am 01.01. eine Erhöhung. Kosten EUR 50 Mio pro Jahr.

      4. Abschlagsfreies Sonderruhegeld EUR 30 Mio pro Jahr.

      In Summe also knapp unter 1 Mrd EUR für #Pensionen zusätzlich zu den 21 Millarden, die sowieso schon jedes Jahr in die Pensionen fließen - weil das Umlageverfahren sich schon seit Jahrzehnten nicht mehr ausgeht.

      Ein einziger Wahnsinn. Es gibt einen Generationenvertrag der mit Füßen getreten wird. Das ist weder #gerecht, #nachhaltig noch #enkelfit. Wir wollen auch für die kommenden Generationen eine gute Pension sicherstellen - dafür haben wir tolle, flexible Modelle vorgelegt. www.neos.eu/programm

      zum Abschluss: Diese Summe ist in etwa das, was das Bundesheer pro Jahr benötigen würde um die Aufgaben der Landesverteidigung und Katastrophenschutzes erfüllen zu können.

       
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      genaugenommen
      vor 5 Jahren

      @Dominik, für Männer die mit 62 Jahren bereits 45 Jahr und mehr gearbeitet haben!!! von wegen Generationenvertrag - wieviel Arbeitsjahr bringst du mit 62 Jahren zusammen?

       
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    Senf
    vor 5 Jahren

    domenik@: es ist kein geheimnis, dass im unteren segment der pensionisten nicht wenige dabei sind, die in ihrer aktiven zeit faul waren und sich vor arbeit gesträubt und die AMSler verflucht haben. ich meine damit nicht die arbeitswilligen, frauen und fleissigen oder leute, die sich am arbeitsmarkt schwer getan haben und niedrige einkommen hatten, sondern die tachenierer. für sie wird die pension ständig überdurchnittlich erhöht.

    beim mittlere segment der pensionisten reicht die erhöhung nicht einmal zur inflationsabdeckung aus.

    die oberen pensionsbezieher bekommen noch weniger, allerdings tun mir diese nicht leid, denn sie haben ja durch die obergrenze in der beitragsbemessung im verhältnis am wenigsten in die PK eingezahlt.

    der blöde der reform und den jährliche "anpassungen" ist immer der pensionist im mittleren segment. diesem wird die pension jedesmal stillschweigend gekürzt.

    die NEOS scheinen das noch nicht überrissen zu haben, weil sie ja brav mit den regierenden parteien ihr händchen hoch halten und mit dem strom schwimmen. domenik, findest du das toll, oder gar gerecht? bitte keine ausreden!

     
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      Domenik Ebner
      vor 5 Jahren

      @Genaugenommen: Mit 62 hab ich 47 Beitragsjahre.

      @Senf: Die 3,6 % gilt für alle. Vom Mindestpensionisten bis zur Luxuspension. Ist das fair oder sozial gerecht? Nein ist es nicht. Kostet nur einen Haufen. Weder wurden Luxuspensionen gekürzt oder eingeschränkt.

      Was genau du mit Händchen heben mit der Regierung meinst beim Thema Pensionen erschließt sich mir nicht. Wir sind die einzigen die bei dem Wahlzuckerlwahnsinn nicht mitmachen - und dazu steh ich zu 100%.

       
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      genaugenommen
      vor 5 Jahren

      @Dominik, dann gehörst du zu den wenigen dir mit 15 zu Arbeiten begonnen hast, warten wir mal bis du die 47 Arbeitsjahre zusammen hast, mal sehen ob du dann noch die gleiche Meinung hast? Wird ja vermutlich noch ein bar jährchen dauern!?

       
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    Senf
    vor 5 Jahren

    mit den neos teilweise mitbeschlossen wurde die pensionserhöhung im niedrigsegment bis 1.100 euro mit 3,6 %. im mittleren segment wird dieser satz in stufen auf 1,8 % reduziert. nichts anderes hab ich gemeint und recht behalten. bitte nicht jounglieren.

     
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    seppl17
    vor 5 Jahren

    Ein Mann der mit einem Alter von 62 Jahren bereits 45 Jahre arbeitete, hat seinen Beitrag zum Generationenvertrag sicher geleistet. Das muss ein heute 20 – 35 jähriger erst einmal zusammenbringen. Heute wird nach der Schule erst einmal 1-2 Jahre um die Welt gebummelt bis endlich ins Arbeitsleben eingetreten wird!!

     
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      Senf
      vor 5 Jahren

      und eine frau? bist wohl noch einer von der ganz alten sorte 😋

      übrigens: es schadet nicht, wenn man sich in den jungen jahren die welt ein wenig anschaut. ich meine damit nicht diejenigen, die sich auf der anderen seite der weltkugel in nobelhotels inmitten der pampas und slams den arsch bräunen lassen und hier damit prahlen.

       
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      steuerzahler
      vor 5 Jahren

      Schaut euch einmal an, wie die Schweden die Pensionen geregelt haben. Dort werden die Anpassungen weitestgehend automatisch durchgeführt und die Berechnungen sind auch gerecht und durchschaubar. Die Schweden zahlen sogar ein bißchen weniger als wir ein. Wie wäre es, wenn sich unsere Volksvertreter einmal dort umsehen anstatt ständig spezielle österreichische Lösungen zu basteln, mit denen keiner zufrieden ist.

       
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