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Earth Strike – viel Sympathie und gemischte Gefühle

Auf der Straße ist die Bewegung angekommen, in den Schulklassen eher nicht.

Freitagnachmittag in der Lienzer Innenstadt. Der Zug der Earth-Strike-Demo bewegt sich durch die Straßen und ich nutze die Gelegenheit zu einer Blitzumfrage. Dass die Friday for Future Bewegung jetzt auch nach Lienz kommt, löst gemischte Gefühle bei den Lienzer Schülerinnen und Schülern, aber auch beim Lehrpersonal aus. In den Schulen selbst werde unterschiedlich viel über die Freitagsbewegung gesprochen, erklären mir die Jugendlichen, die ich frage. In der HAK, im BORG und im Gymnasium wurde das Thema offenbar wenig bis gar nicht thematisiert. Eine Schülerin meint: „Wenn nicht die Schüler unter sich darüber diskutieren, wirft der Unterricht nicht viel Licht auf die Jugendbewegung.“ In der HLW Lienz wurde die Bewegung vereinzelt – meist mit dem Impuls der Schülerinnen und Schüler – auch im Unterricht zum Projektthema. Beim Thema „Schule schwänzen“ teilen sich dann die Meinungen. Lehrerinnen und Lehrer, Eltern, aber auch die Schülerschaft machen sich Gedanken, ob man seiner eigenen Zukunft mit Schulstreiks wirklich etwas Gutes tut und inwiefern die an den Streiks teilnehmenden Schülerinnen und Schüler wirklich im Klimaschutz involviert und vor allem interessiert sind. Während sich die unterschiedlichen Schulen in Lienz wie HAK, BORG, HLW und BG/BRG oftmals nicht einig sind, teilen alle nach meinem Empfinden klar eine Meinung: Ein Schulstreik, der um 14.00 Uhr beginnt, ist kein richtiger Streik und auch wenn er vormittags wäre, würden viele nur wegen der Alternative schulfrei hingehen. Generell zweifeln auch viele Jugendliche an der Authentizität des Interesses am Klimawandel mancher Mitschülerinnen und Mitschüler. Den Eindruck vermitteln mir sämtliche befragten Schülerinnen und Schüler aus Lienz. Dass unsere Umwelt stark gefährdet ist und dass dagegen etwas getan werden muss, ist den meisten bewusst. Schulstreik führe allerdings, meinen die meisten Jugendlichen vor Ort, zu keiner Lösung. Ein Schritt in die richtige Richtung wäre als erstes an sich selbst zu arbeiten, zu versuchen den eigenen ökologischen Fußabdruck in den grünen Bereich zu bringen – und dann erst nach einer Lösung für die größeren, lebensbedrohlichen Probleme zu suchen. Es ist gut, dass endlich intensiv darüber gesprochen wird und das Thema auch in den Medien präsent ist. Die Aufmerksamkeit, die der Klimawandel dadurch gewinnt, wird fast von allen im Schulhaus als positiv gesehen.
Lehrer und SchülerInnen Schulter an Schulter – auch das gab es bei der Earth-Strike-Demo in Lienz. Foto: Caterina Schiliro
Auch im Konferenzzimmer scheinen die Meinungen geteilt zu sein. Viele Lehrkräfte fühlen sich, wie viele andere Erwachsene, von der Klimaaktivistin Greta Thunberg aber auch den unzähligen Jugendlichen, die sich ihrer Meinung anschließen, beschuldigt und für den Klimawandel verantwortlich gemacht – und halten den Ball daher flach. Für viele Lehrer ist es zudem unklar, ob das Interesse der Schülerinnen und Schüler wirklich dem Kilmaschutz gilt, oder eher der Aussicht auf eine gute Ausrede für einen schulfreien Tag. Allerdings besteht auch auf Seiten der Lehrkräfte eine gewisse Bereitschaft für einen gemeinsamen „Streik“, wenn auch eher nur bei Eigeninitiative der Schülerinnen und Schüler. Wenn die Bewegung – wie am vergangenen Freitag – nach Lienz direkt vor die Türen der Schulen kommt, ergreifen wie man sieht aber manche Klassen mit ihren Lehrerinnen und Lehrern gemeinsam die Initiative und beteiligen sich Schulter an Schulter an der Bewegung. Schlussendlich muss jeder selbst wissen, ob und wie er oder sie sich für unser Klima einsetzt. Klar ist auf jeden Fall, dass auch die Osttiroler Jugend bereit ist, sich für den Planeten stark zu machen. Ob das nun durch Earth Strikes oder durch bewusstes Mülltrennen passiert, scheint dann auch nicht relevant zu sein.

Caterina Schiliró ist freie Mitarbeiterin von Dolomitenstadt und besucht die 7. Klasse des Gymnasiums in Lienz.

Caterina Schilirò stammt aus Kötschach-Mauthen, hat das BG/BRG in Lienz absolviert und studiert Publizistik und Kommunikationswissenschaften in Wien. Sie zählt als freie Autorin zum Team von dolomitenstadt.at.

3 Postings

ohli
vor 5 Jahren

Wir Osttiroler haben die Gelegenheit, hautnah zu sehen-wie schnell JETZT die Gletscher zurückgehen z.B. Pasterze und Schlatenkees! In unseren Wäldern ist in den letzten Jahren so viel Schaden entstanden.Dieser rasante Klimawandel muß JETZT bekämpft werden

 
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heli52
vor 5 Jahren

Gerade der letzte Satz ist der entscheidende (und leider falsche): "Ob das nun durch Earth Strikes oder durch bewusstes Mülltrennen passiert, scheint dann auch nicht relevant zu sein." Wenn in Innsbruck während der Unterrichtszeit tausende Schüler demonstrieren, danach - wie an anderer Stelle schon aus eigener Beobachtung beschrieben - McDonald und Burger King stürmen, kann sich jeder seine Meinung bilden! Nicht Großdemonstrationen (oder auch kleinere) werden dem Klima helfen, sondern das Verhalten jedes einzelnen! Jede, jeder ist vom Earth Strike aufgerüttelt und auf das Problem aufmerksam gemacht. Jetzt müssen aber die gar nicht klimafreundlichen (Groß-)Demonstrationen aufhören und wir alle müssen unseren Beitrag leisten!

 
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student
vor 5 Jahren

zu welcher Lösung soll ein Schulstreik auch führen? Die Welt wird natürlich nicht automatisch weniger durch CO2 belastet etc. Aber hier geht es doch um etwas ganz anderes. Den Politikern_innen endlich klarmachen, dass es nicht so weitergehen kann und dass dieses Negieren von Effekten des Klimawandels nicht mehr gilt. Dass WIR endlich CHANGE wollen. Ich bzw. wir Lienzer können international nicht dafür sorgen, dass zb. die Ziele des Pariser Klimaabkommen eingehalten werden, Politiker_innen aber schon!

 
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