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Wie spürt Osttirol den weltweiten Klimawandel?

Ein Interview mit der Innsbrucker Meteorologin Susanne Drechsel.

Auch in den Foren von dolomitenstadt.at wird heiß diskutiert, ob Bewegungen wie Fridays for Future ihre Forderungen wissenschaftlich begründen können. Diese Frage ist längst beantwortet. Unterstützt wird Fridays for Future mittlerweile von 26.800 Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen allein im deutschsprachigen Raum. Sie alle unterzeichneten eine Stellungnahme, in der sie bestätigen, dass die Anliegen der Klimaprotestierenden auf Basis gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnisse berechtigt sind. Die österreichische Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb vom Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit der Universität für Bodenkultur Wien, die zusammen mit Gottfried Kirchengast vom Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz, Mitautorin dieser Erklärung ist, sagt dazu: „Eine Kernaussage ist, dass konkret noch viel zu wenig geschieht, um den Klimawandel einzudämmen und eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen. Die jungen Menschen berufen sich auf die Wissenschaft und wir stellen klar: Ihre Forderungen sind ohne Einschränkungen berechtigt und ernst zu nehmen." Um auch im regionalen Bereich als Sprachrohr der Wissenschaft zu arbeiten, haben die Aktivisten von Fridays for Future Osttirol bei der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Innsbruck nachgefragt und die Meteorologin und Klimaexpertin Susanne Drechsel um konkrete Auskünfte zur Situation in Osttirol gebeten. Hier ist das spannende Interview: Sind die Wetterextreme in Osttirol der jüngsten Vergangenheit dem menschenverursachten Klimawandel zuzuschreiben? Susanne Drechsel: Die Wetterereignisse, die in Osttirol (und den umliegenden Regionen) dieses und letztes Jahr zu beachtlichen Schäden geführt haben, hängen mit Südwest- oder Südlagen zusammen, wie sie grundsätzlich typisch für die Jahreszeit und die Region sind. Problematisch war jedoch die Stärke (letztes Jahr) bzw. die rasche Aufeinanderfolge (dieses Jahr) dieser Lagen. Der Anteil des Klimawandels lässt sich bei einzelnen Wetter-Ereignissen nicht konkret beziffern. Es ist jedoch so, dass im Zuge der Klimaerwärmung die Adria, aber auch die Atmosphäre überdurchschnittlich warm sind. Somit kann mehr Wasser verdunsten und gleichzeitig kann die wärmere Atmosphäre mehr Wasser aufnehmen. In Staulagen regnet und schneit dieses viele Wasser wieder aus. Fallweise intensivere Einzelereignisse sind somit durchaus im Einklang mit dem, was man sich im Zuge des derzeitigen Klimawandels erwartet.
Klimaforscherin und Meteorologin Susanne Drechsel arbeitet für die ZAMG in Innsbruck und sieht Auswirkungen des Klimawandels auch für Osttirol. Foto: ZAMG
Können die Bewohner von Osttirol in den kommenden Jahren und Jahrzehnten mit heißen und trockenen Sommermonaten sowie niederschlagsreichen Herbstmonaten weiterhin rechnen? Susanne Drechsel: Das ist auf jeden Fall genau das Bild, das die regionalen Klimamodelle für die Zukunft zeigen. Durch die Erwärmung kommt es im Sommer vermehrt zu einer Verschiebung des Subtropenhochs vom Mittelmeerraum nach Norden, also auch zu uns. Das Subtropenhoch ist gekennzeichnet durch trockene und stabile Luftmassen. Einerseits kommt es damit wahrscheinlich seltener zu Gewittern, andererseits werden Tiefdruckgebiete, die Niederschlag bringen könnten, ferngehalten. Wenn sich allerdings doch Gewitter bilden, können diese wiederum schwerer ausfallen, da wärmere Luftmassen mehr Energie aufweisen und wie erwähnt, mehr Wasser aufnehmen. Im Herbst, wenn das Subtropenhoch sich wieder südwärts verlagert, können Tiefs wieder herein ziehen. Wie oben beschrieben, können diese zu starken oder sogar stärkeren Niederschlägen führen. Die Verlagerung des Subtropenhochs und damit trockenere und heißere Sommer kann als sehr wahrscheinlich für die zukünftige Entwicklung angesehen werden. Die Niederschlagsentwicklung im Herbst/Winter ist zumindest auf lange Sicht nicht ganz so gut abgesichert, da dies mit den Zugbahnen von Tiefs zusammenhängt, welche in Klimamodellen (noch) nicht mit ausreichender Güte vorhergesagt werden können. Sollten Klimawandelanpassungsstrategien für die Landwirtschaft und die Bevölkerung entwickelt werden? Gibt es hierzu schon Vorreiter in Österreich oder dem alpinen Raum? Susanne Drechsel: Das Land Tirol hat bereits 2015 eine erste Klimastrategie ausgearbeitet, im Mai 2018 wurde die Nationale Klima- und Energiestrategie Österreich vorgestellt. Da die Maßnahmen aus wissenschaftlicher Sicht nicht ausreichend sind, wurde im September 2019 von der Wissenschafts-Community dazu ein Referenz-Plan (Ref-NEKP) herausgegeben. Er enthält Information zu nötigen Emissions-Reduktionszielpfaden (1,5 °C Paris-Ziel), zeigt mögliche Klimaschutz-Umsetzungspfade und die dafür notwendigen Basis-Maßnahmenbündel auf und stellt eine detaillierte Sammlung wirksamer Maßnahmen bereit. Starke Trockenheit in den Sommermonaten führen zu vertrockneten Almböden und gefährden die Existenz von Bergbauern. Wenn Bergbauern die Almen nicht weiter kultivieren können, ist eine Verwilderung der Almböden eine zwingende Folge. Wann werden diese Auswirkungen für den Tourismus spürbar werden? Susanne Drechsel: Ob und wie lange Almen in Zukunft noch bewirtschaftet werden können, hängt neben der finanziellen, sozialen und demographischen Struktur im ländlichen Raum auch im Hinblick auf den Klimawandel von zahlreichen Faktoren ab, u.a. der Bodenbeschaffenheit, Quellsicherheit, Art der Bewirtschaftung, Lage/Ausrichtung der Almen,etc. . Mit gezielten Maßnahmen wird der Großteil der Almen auch noch länger bewirtschaftbar und somit für den Tourismus attraktiv sein.
Silvia Ebner ist eine Erzählerin mit Leib und Seele. Ihr erstes Buch „Vom Sterben. Und Leben“ erschien im Sommer 2018 im Dolomitenstadt-Verlag und wurde gleich zum Bestseller. Die Sprachlehrerin arbeitet auch als Journalistin, Theaterautorin und Podcasterin.

15 Postings

Sinnlos
vor 4 Jahren

Die Masse wird manipuliert und alle glauben es. Was sagt ihr dazu? https://youtu.be/EcwmmhmrVUw

Wenn das stimmt, was dann? Wer profitiert von dem Klima? Alles was neu angeschafft und ersetzt werden muss. Wirtschaft at it s best.

 
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    le corbusier
    vor 4 Jahren

    hab nur kurz die ersten argumente dieses herren gegoogelt. da werden bewusst daten aus dem kontext gerissen um seine verschwörungstheorie zu untermauern. bereits der erste graph von muller erzählt nur die halbe geschichte. muller unterstreicht in seinem artikel in der NY times, dass der klimawandel war ist, alle daten korrekt sind und im original "Humans are almost entirely the cause".

    https://www.nytimes.com/2012/07/30/opinion/the-conversion-of-a-climate-change-skeptic.html

    ich versteh nicht warum man einer handvoll dahergelaufener verschwörungstheoretikern aus der dritten reihe des webs mehr glauben schenkt als 12.000 anerkannten wissenschaftlern.

     
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      le corbusier
      vor 4 Jahren

      noch etwas wichtiges. er stütz sein hauptargument darauf, dass die klimadaten verändert oder gar verfälscht wurden. er nennt sogar "homogenisiert, was das auch immer heißt" und muss kichern. also, wissenschaftler (wie er sich selbst betitelt) kann der man nicht sein, wenn er von statistik keinen plan hat.

      homogenisierung ist KEIN verfälschen von daten! homogenisieren ist ein aufwändiges und notwendiges mathematisch-statistisches verfahren, um lange klimazeitreihen für die objektive klimaforschung überhaupt erst nutzbar zu machen.

      zamg: https://www.zamg.ac.at/cms/de/klima/informationsportal-klimawandel/klimaforschung/klimamessung/homogenisierung

      meteo schweiz: https://www.meteoschweiz.admin.ch/home/klima/schweizer-klima-im-detail/homogene-messreihen-ab-1864/homogenisierung-von-klima-messreihen.html

       
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    medulin
    vor 4 Jahren

    Gratulation du bist der einäugige unter den Blinden!

    Ich kann mich ja täuschen. Aber dieser renommierte und verdiente Klimawissenschaftler scheint mir eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem Betreiber des Whiskyshops zu haben, welcher in der Beschreibung des Videos verlinkt und im Video eingeblendet ist. Wirtschaft at it s best!1!!!

     
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Lurch112
vor 4 Jahren

Das derzeit wahrscheinlichste Szenario mit den momentan gesetzten Maßnahmen wird uns + 3,5 bis + 4,0 Grad bis zum Jahr 2100 bringen im Vergleich zum Mittel des 20. Jahrhunderts. Das heißt, solche Ereignisse wie jetzt vor kurzem treten häufiger auf. Warme Luft nimmt mehr Feuchtigkeit auf und im Spätherbst wird es öfter und weiter hinauf Regnen und nicht schneien. Das ist problematisch, wenn der Boden schon gefroren ist und praktisch nichts mehr aufnehmen kann. Zum Schneechaos in hohen Lagen bringt uns das auch Überschwemmungen in tieferen Lagen. Die Schneedeckendauer hat sich zB in Lienz seit Mitte des vorigen Jahrhunderts um ca 3 Wochen verkürzt. https://www.flickr.com/photos/zamg/37767430634/in/album-72157688597847381/

 
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dolomitenwurm
vor 4 Jahren

Man muss es immer wieder wiederholen: Der Klimawandel und die erwartbare Klimakatastrophe sind real und bewiesen. Es braucht dringend drastische Maßnahmen gegen den Ausstoß klimarelevanter Gase, selbst wenn das ungemütlich ist oder was kostet, denn die Klimakatastrophe wird sicher noch ungemütlicher und teurer. Osttirol ist vom Klimawandel betroffen und wird vom Klimawandel betroffen sein - mit sehr unerfreulichen Auswirkungen für die Bevölkerung.

 
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baanz
vor 4 Jahren

eine einfache Hilfestellung bietet auch der ökologische Fussabdruck, bzw dessen Fragen:

https://www.mein-fussabdruck.at/#

 
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baanz
vor 4 Jahren

Als einzelner Wurm gelten dieselben Zusammenhänge und Regeln wie im Großen:

*1. Effizienz steigern:* - Regionale Produkte / Produkte mit kurzen Transportwegen konsumieren - Eniegieeinsatz reduzieren durch zb Wärmedämmung, Fahrgemeinschaften, ... - Kreislaufwirtschaft

*2. Erneuerbare Energienquellen:* - zb Ökostrom, Heizung ohne Öl, ...

Lesetipp für alle Würmer: Referenz-nationale Energie- und Klimaplan https://ccca.ac.at/fileadmin/00_DokumenteHauptmenue/03_Aktivitaeten/UniNEtZ_SDG13/RefNEKP/Ref-NEKP_Gesamtdokument_PublVers-9.9.2019.pdf

 
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anton2009
vor 4 Jahren

... meine Frage an die Klimaforscherin: Was kann ich als kleiner Wurm in unserem Kosmos tun, um zur Verbesserung beizutragen?

 
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    Lurch112
    vor 4 Jahren

    Das ist das Problem, niemand sieht sich in der Verantwortung, aber wir sind mehr als 7 Millarden. "Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern." Gemeinsam sind wir stark.

     
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      steuerzahler
      vor 4 Jahren

      Das stimmt überhaupt nicht. Sie tun ja so, als würden alle bewußt ihre Umwelt zerstören. Damit werden alle diejenigen mit Füßen getreten, die sich schon länger bemühen in ihrem Rahmen umweltschonend und nachhaltig zu leben. Und davon kenne ich viele! Das große Problem aber, das sind die 7 oder bald 8 Milliarden, die die Resourcen beanspruchen. Das sind einfach zu viele. Hier muß man ansetzen. Ungehemmtes Bevölkerungswachstum ist unangebracht, denn der Planet hat nur begrenzte Resourcen.

       
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    bergfex
    vor 4 Jahren

    Und das passiert in anderen Ländern, uns wird die Schuld gegeben, wir würden den Planeten zerstören.

    https://www.krone.at/2054480

    Warum ist Geta nicht dort ?????

     
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      Lurch112
      vor 4 Jahren

      Entschuldigung Bergfex, aber ich glaube du hast einfach deinen geposteten Artikel nicht gelesen. Europa exportiert und entsorgt in großem Stil Müll im Ausland. Unserem Computerschrott, Plastikmüll,... Natürlich sind wir, die europäischen Staaten daran schuld. Wir wissen, dass es in den Ländern keine saubere Müllentsorgung gibt und trotzdem karren wir unseren Abfall dorthin. Im Fall Italien wird zumindest versucht, alles legal und transparent zu machen und die wissen, dass wir gute Verbrennungstechnologien haben. Besser so, als wenn die Mafia es im Meer versenkt.

       
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      Anthony Soprano
      vor 4 Jahren

      Lieber Bergfex, schön langsam schäm ich mich für dich...

       
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    Nickname
    vor 4 Jahren

    Mehr MS statt PS (Menschenstärken statt Pferdestärken) z.b.

    https://www.myclimate.org/de/informieren/faq/faq-detail/detail/News/was-sind-sinnvolle-massnahmen-und-loesungen-gegen-den-klimawandel/

     
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