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Ein Ergebnis der Forschungen in Osttirol: „Der Mensch tut sich wesentlich schwerer, das Virus dauerhaft zu eliminieren, als angenommen.“ Foto: Ramona Waldner

Ein Ergebnis der Forschungen in Osttirol: „Der Mensch tut sich wesentlich schwerer, das Virus dauerhaft zu eliminieren, als angenommen.“ Foto: Ramona Waldner

SARS-CoV-2: Dem unsichtbaren Gegner auf der Spur

Überlebt das Virus manchmal unerkannt im Körper und taucht dann wieder auf?

Es waren beunruhigende Schlagzeilen, die vor einigen Tagen durch alle namhaften Medien dieser Welt geisterten. In Südkorea brach bei bereits „geheilten“ Patienten neuerlich eine Covid 19-Infektion aus. Sprengkraft hat diese Meldung, weil sie eine der größten Hoffnungen in der aktuellen Krise in Frage stellt: die Immunität nach einer Corona-Infektion und damit den protektiven Sinn einer „kontrollierten Durchseuchung“. Für den Osttiroler Virologen Gernot Walder, in dessen Labor in Außervillgraten bisher mehr als 3.000 Proben ausgewertet wurden, ist die Frage der Genesung weit komplexer als vielfach kommuniziert. Walder und sein 15-köpfiges Team werten nicht nur Tests aus, sie betreiben auch Forschung.
Simone Obererlacher am Mikroskop. Im Labor Walder in Außervillgraten wird auf Hochdruck getestet und geforscht. Fotos: Ramona Waldner
Wann gilt jemand als genesen bzw. als virenfrei, fragen wir den Experten? Walder: „Jedenfalls muss die Person symptomfrei sein, idealerweise weist sie auch wiederholt negative Abstrichbefunde auf. Allerdings werden nicht alle Personen nach Abklingen der Krankheitserscheinungen neuerlich getestet - sie gelten 14 Tage nach Erstellen des Quarantänebescheids als genesen.“ Die Untersuchung von Rachenabstrichen in der Rekonvaleszenz soll dann sicherstellen, dass von diesen Personen kein weiteres Infektionsrisiko ausgeht. Doch der Experte macht eine wichtige Einschränkung: „Bei SARS-CoV2 ist diese Beurteilung besonders schwierig. Beobachtungen an einzelnen Patienten zeigen nämlich, dass auch nach wiederholt über mehrere Tage negativen Abstrichbefunden der Erreger erneut im Rachen nachgewiesen werden kann. Es ist nicht auszuschließen, dass er dann neuerlich auf andere Personen übertragen werden kann.“ Das hat Sprengkraft: Negative Befunde bei exponierten Personen müssen also öfter wiederholt werden!
Gernot Walder in seinem Element. Nur unermüdliche Detektivarbeit führt auf die Spur des unsichtbaren Gegners SARS-CoV-2.
Doch damit nicht genug. Walder und seinem Team ist auch aufgefallen, dass sich SARS-CoV-2 offenbar im Magen-Darm-Trakt wohlfühlt: „Der Erreger wird häufig auch mit dem Stuhl ausgeschieden. Mitunter ist er im Stuhl länger nachweisbar als im Rachenabstrich“. Mit Blick auf die Schlagzeilen aus Südkorea ist das spannend. Für den Virologen aus dem Villgratental ist nämlich erkennbar: „Der Mensch tut sich wesentlich schwerer, das Virus dauerhaft zu eliminieren, als angenommen. In bisher fünf Fällen kam es zu einer Rekurrenz, d.h. das Virus war erst über mehrere Tage nicht nachweisbar, dann folgte eine neuerliche Virusausscheidung, die meist auf wenige Tage beschränkt war. Alle Untersuchungsergebnisse sprechen dafür, dass dabei ein vollständiges, potenziell übertragbares Virus ausgeschieden wird.“ Noch sei unklar, wo sich der Erreger im Körper versteckt und welche Mechanismen zu einer neuerlichen Aktivierung führen. Entsprechend schwer sei auch zu entscheiden, ab wann eine Person definitiv nicht mehr infektiös sei. Aus Sicht der Osttiroler Experten ist es notwendig, die Patienten über einen längeren Zeitraum zu untersuchen - um ein Wiederaufflammen der Infektion und der Erkrankung zu erkennen und zu verhindern.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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