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Abstand halten ist das Gebot der Stunde

Deshalb hat mein Bruder Klamotten entworfen, die beim Individualverkehr für Distanz sorgen.

Rechtzeitig zum Ende der Coronakrise hat mir mein Bruder Zeichnungen geschickt. Konstruktionspläne für Social-Distancing-Anzüge in unterschiedlichsten Varianten. Abstand halten sei nicht nur das Gebot der Stunde, hat er gemeint. In puncto Individualverkehr sei es das Modell der Zukunft. Regelmäßig soll ich die auf Dolomitenstadt bewerben. Und zwar in meinem Tagebuch, denn wenn sich einer nicht an die Verordnung hält, wird’s nicht bei einer Kleinanzeige bleiben. Auf meine Frage, was das jetzt soll, hat er gesagt, ich sei doch der Metaphysiker! Er selber sei nur Physiker. Messtechniker, um genau zu sein. Der kann dir auf den Millimeter genau sagen, wieviel ein Meter ist. Leider können das die wenigsten Bewohner seiner Wohngemeinde und kommen ihm daher ganz oft zu nahe. Er wohnt im Wienerwald, da nehmen sie es mit dem Sicherheitsabstand nicht so genau wie wir in Osttirol. Bei uns gelten im Wesentlichen die Gemeindegrenzen. Obwohl da gegenüber Lienz die kleineren Gemeinden eindeutig im Nachteil sind. Wie Obermauern oder Welzelach. Diverse Entwürfe für Social Distancing Suits. Copyright: DI Dr. Bernhard Ingruber Auf jeden Fall entwirft mein Bruder jeden Tag zwei Anzüge. Wie sein Vater, der war Schneider. Meiner auch. Der hat für seine Kinder immer Samtanzüge angefertigt und dabei für alle strikt das gleiche Muster eingehalten. Bis unsere Mutter sie nicht mehr auseinanderhalten konnte. Die Muster und die Kinder. Wir trugen nämlich immer gleichzeitig unseren Samtanzug. Außer unser Jüngster, der trug eine Windel. Samt Anzug. Der sah dann aus wie auf dem ersten Bild mit der Variante 1. Ohne Windel sah er aus wie die Variante 5. So hat ihn unsere Mutter dann beim Einkaufen vor dem Geschäft angebunden, weil er dort nicht mehr hineingepasst hat. Die Geschäfte waren damals viel, viel kleiner als die heutigen erlaubten. Der Metzger Haslinger zum Beispiel. In dem Geschäft hat meine Mutter immer Schnitzel eingekauft. Heute macht da drin ein Schnitzler sein Geschäft. Die Variante 2, „Die Sparvariante“, wirkt dagegen richtig antiquarisch. Sie verwendet noch die alten Schilder. Wie der Schnitzler zwischen Lienz und Tristach, bei dem ist so ein Schild an die Toilettentür genagelt, weil er beim Gang auf die Toilette die Gemeindegrenze überschreiten muss. Wenn der ganze Spuk einmal vorbei ist, werden wir uns bestimmt an neue und modernere Verbotsschilder zu gewöhnen haben. Im Verkehrsministerium arbeiten sie schon intensiv daran.
Rudi Ingruber ist Kunsthistoriker, Leiter der Lienzer Kunstwerkstatt und freier Autor – auch für dolomitenstadt.at. Sein Corona-Tagebuch erscheint während der Zeit der „Corona-Krise“ in unregelmäßigen Abständen.
Rudolf Ingruber ist Kunsthistoriker und Leiter der Lienzer Kunstwerkstatt. Für dolomitenstadt.at verfasst er pointierte „Randnotizen“, präsentiert „Meisterwerke“, porträtiert zeitgenössische Kunstschaffende und kuratiert unsere Online-Kunstsammlung.

5 Postings

aenda
vor 4 Jahren

Na also, da sind sie wieder, die Anzüge, die sich auf's Haar gleichen. Nur heutzutage in einer etwas unsympathischen Farbe irgendwo zwischen Blau und Grün. Zur Unterscheidung trägt der Erste einen Traktorreifen, der Zweite ein Windrad, und vom Jüngsten sollte man ohnedies Abstand halten. Hier - drei Wochen nicht gewaschen - schaut er ja aus wie Charlie Brown, aber geschruppt und das Haar gebürstet...

 
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vielleserin
vor 4 Jahren

Sehr geehrter Herr I., für Social-Distancing eignen sich offenbar Slimfitanzüge hervorragend. Der Abstand zwischen Frage und Antwort beträgt weit mehr als die geforderten zwei Meter und ist längst neue Normalität. Neben dem Verkehrsministerium entstehen auch andernorts in Kurzarbeit verzopfte Leitfäden zum Erlassen, Rücknehmen und Empfehlen. Bitte nicht auf meine Interpunktion achten, das wäre jetzt wirklich zu viel verlangt...

 
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    r.ingruber
    vor 4 Jahren

    Jetzt machen Sie aber einen Punkt! Kaum schaltet sich ein Physiker in die Debatte, steigt auch das intellektuelle Niveau der Kommentare. Seien Sie bedankt dafür!

     
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nikolaus
vor 4 Jahren

Eigentlich sollte der Spuck doch schon vorüber sein, da wir ja jetzt (zumindest theoretisch) alle einen Schutz gegen den Spuck (und den Hust und den Nies) vor unseren gefährdenden Körperöffnungen tragen (sollten). Liest man den Beitrag zum infiziert eingeflogenen Ernterumänen ganz genau, kommt einem der leise (oder auch laute, jedenfalls aber hoffenlich geruchlose) Verdacht, dass auch noch von anderen Körperöffnungen Gefahr ausgehen könnte. Denn nur so kann ich mir erklären, warum als enge Kontaktpersonen auch jene identifiziert wurden, die zwei Reihen HINTER selbigem im Flugzeug gesessen sind (und das MIT Spuck-Schutz - aber der hilft ja, wie wir alle wissen, nicht einem selber, sondern nur allen anderen).

Die Idee mit den Mindestabständern (so würde ich zumindest den Social Distancing Suit eindeutschen) ist jedenfalls verfolgenswert. Vielleicht kann dolomitenstadt.at ein Upload-Tool (zu Deutsch vielleicht Hochladungswerkzeug, aber da weiß leider niemand, was damit gemeint ist) für innovative Designs installieren (für ein potentielles Startup wenn möglich copyright-frei).

 
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    r.ingruber
    vor 4 Jahren

    Hochladungswerkzeug... Mir wäre dazu schon was eingefallen. Aber könnten Sie mir verraten, wie Sie damit 2 Meter überbrücken?

     
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