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Arbeitslosigkeit in Tirol im Mai bei 11,5 Prozent

Doch der Arbeitsmarkt erholt sich. Osttirol kommt im Bezirksvergleich glimpflich davon.

Die Entwicklung des Tiroler Arbeitsmarktes war für Beobachter in den vergangenen Wochen zum Teil schwer nachvollziehbar, weil das AMS – offenbar auf ministeriellen Wunsch – nur Wochenvergleiche an die Medien verschickte. Da die Zahl der Arbeitslosen nach den vorsichtigen Öffnungen seit dem totalen Lockdown rückläufig ist, waren alle Botschaften positiv, der Vergleich mit dem Vorjahr aber zumindest auf aktueller Basis schwierig.

Heute trafen erstmals nach längerer Zeit wieder topaktuelle Jahresvergleichsdaten in der Redaktion ein und die zeigen: Der Tiroler Arbeitsmarkt nimmt langsam wieder Fahrt auf und erholt sich vom Corona-Schock. Eine Entwicklung, die sich im besonders schwer getroffenen Tourismus mit der für Mitte des Monats geplanten Öffnung der Grenze zu Deutschland noch weiter positiv beschleunigen dürfte.

Die Momentaufnahme für den Mai 2020 bestätigt aber im Vergleich zum Mai 2019 auch das Ausmaß der Krise. Die Zahl der Arbeitslosen hat sich – trotz exzessiver Auslegung der Kurzarbeit – mehr als verdoppelt. 39.636 Menschen sind derzeit in Tirol arbeitslos, um 20.636 bzw. 111 Prozent mehr als im Vorjahr. Im März und April war der Anstieg noch extremer. Bezogen auf die Gesamtzahl der rund 300.000 unselbständig Beschäftigten in Tirol stieg die Arbeitslosigkeit im Mai 2020 gegenüber dem Vorjahr von 5,3 auf 11,5 Prozent.

Dazu gibt es im Bundesland aktuell rund 100.000 Menschen in Kurzarbeit, das ist jeder dritte Arbeitsplatz. Bis inklusive 1. Juni 2020 wurden in Tirol laut AMS 10.794 Corona-Kurzarbeitsanträge für 99.506 Arbeitsplätze erfasst. 70 Mio. Euro Corona-Kurzarbeitsbeihilfe wurden in Tirol an 6.046 Unternehmen für 42.376 Personen bereits ausgezahlt.

Nicht unspannend aus Osttiroler Sicht ist die Bezirksstatistik:  Hier schneidet der Bezirk Lienz verglichen mit den meisten Nordtiroler Bezirken erstaunlich gut ab, was wohl der geringeren Tourismusintensität und einem ausgewogenen Mix aus Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistung sowie einem hohen Anteil an Beschäftigten im öffentlichen Dienst geschuldet ist. Nur im Bezirk Landeck war der – dennoch sehr gravierende – Anstieg der Arbeitslosigkeit verglichen mit dem Vorjahr niedriger.

Die folgende Grafik zeigt nicht die Höhe sondern den Anstieg  der Arbeitslosigkeit von Mai 2019 auf Mai 2020.

Die absoluten Prozentwerte für die Höhe der Arbeitslosigkeit liegen nun für den Monat April vor. Auch hier sieht man auf der Karte, dass sich Osttirol nicht schlecht hält. Die höchste Arbeitslosigkeit in Tirol verzeichnen derzeit – dem Lockdown im Tourismus geschuldet – die Bezirke Landeck vor Reutte, Kitzbühel und Imst. Arbeitslosenrate in Tirol im April 2020. Grafik: AMS
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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