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Nur 5 Prozent nutzen „Stopp-Corona-App“

Effekte können bei geringer Nutzung festgestellt werden. Sorge vor einer Totalüberwachung unbegründet.

„Hat jemand die Stopp-Corona-App vom Roten Kreuz?“, frag´ ich in eine Geburtstagsrunde. Einhelliges Kopfschütteln. „Hab´s einmal probiert, da hat sie aber nicht funktioniert“, meint eine Freundin. Ich starte einen zweiten Versuch in meiner Familie: Wieder Kopfschütteln. Nur ein Lienzer Rettungssanitäter enttäuscht mich in meinen Recherchearbeiten nicht, er hat sie, verpflichtend sei es allerdings beim Roten Kreuz nicht. Somit bildet mein Umfeld die österreichische Bevölkerung ganz gut ab. Die anfänglichen Startprobleme sind zwar behoben, die App verzeichnet seit ihrer Einführung im März aber nur 890.000 Downloads, aktiv genutzt wird sie laut Schätzungen vom Roten Kreuz von der Hälfte davon - also etwa fünf Prozent der Gesamtbevölkerung. In Deutschland wurde eine ähnliche Anwendung, dort „Corona-Warn-App“ genannt, erst Anfang Juni eingeführt, mit Stand Dienstag wurde diese bisher von 16,6 Millionen Menschen installiert - was einem Anteil von 20 Prozent entspricht. Aus einer Studie der Oxford-University geht hervor, dass eine Contact-Tracing-App erst dann die Verbreitung des Virus stoppen kann, wenn etwa 60 Prozent der Bevölkerung die Anwendung aktiv verwenden. Eine hohe Zahl im Vergleich zu den österreichischen und deutschen Werten. Allerdings geht die Studie vom denkbar schlechtesten Szenario aus - nämlich, dass die App als einzige Maßnahme gegen das Virus eingesetzt wird. Erste Effekte würden sich aber auch schon bei einer 15-prozentigen Nutzung der App feststellen lassen, so die Studie. Beispielsweise könnte die Übertragung des Virus zumindest in lokalen Bereichen verhindert und die Verbreitung verlangsamt werden. Unbedingt empfohlen wird allerdings, alle anderen Maßnahmen - das Abstandhalten, Schützen der Risikogruppe und schnelle und effektive Testungen - aufrechtzuerhalten.
Auch wenn nur wenige Menschen derzeit die "Stopp-Corona-App" nutzen, schätzt man beim Roten Kreuz, dass schon hunderte Infektionsketten unterbrochen werden konnten.  Foto: Dolomitenstadt/Wagner
 

Wie funktioniert die Stopp-Corona-App?

Mit Hilfe der Stopp-Corona-App soll das „Contact-Tracing“, also das Nachvollziehen der Kontakte einer infizierten Person schneller und einfacher vonstattengehen. Haben zwei Personen die App auf ihrem Smartphone installiert und die Bluetooth-Funktion aktiviert, tauschen die beiden Smartphones untereinander pseudonyme IDs aus. Gleichzeitig werden auch andere Faktoren, wie der Abstand zwischen den beiden Smartphones oder die Länge des Kontaktes ermittelt, woraus mit Hilfe eines Algorithmus berechnet wird, ob der Kontakt eine infektionale Relevanz hat. Sollte ein in Frage kommender Kontakt in den darauffolgenden drei Tagen eine Infektion melden, bekommt man eine Benachrichtigung und erhält die Empfehlung, sich selbst zu isolieren und einen Covid-19-Test durchführen zu lassen.

Ist die App der erste Schritt zum Überwachungsstaat?

Eine Krankmeldung ist der erste Moment, in dem die Daten an einen Server des Roten Kreuzes übertragen werden. Zuvor werden sämtliche Daten nur lokal am Smartphone der Nutzer gespeichert. Die beiden Hersteller der Software, auf der sämtliche Contact-Tracing-Apps in verschiedenen Ländern basieren, Apple und Google, haben sich aus Datenschutzgründen bewusst für diese dezentrale Sammlung der Daten entschieden. Auch ist nicht einsehbar, wer hinter den übertragenen IDs steht, diese werden nämlich alle 15 Minuten geändert. Durch das ständige Wechseln der ID sind Rückschlüsse auf einzelne Personen so gut wie unmöglich. Wer eine Totalüberwachung über die Stopp-Corona-App anstreben möchte, müsste nicht nur flächendeckend eine Unzahl an Bluetooth-Empfängern anbringen, man müsste sie auch noch mit anderen Informationen wie Kameraaufnahmen kombinieren, um Personen identifizieren zu können. Für eine Standortüberwachung gibt es wesentlich einfachere Methoden. Außerdem schreibt das Modell von Apple und Google vor, dass es in jedem Land nur eine dieser Apps geben darf - und zwar von der lokalen Gesundheitsbehörde. Nicht verifizierte Hersteller haben keinen Zugriff auf die Funktionen der Apple/Google-Schnittstelle, in den App-Stores sind die offiziellen Corona-Anwendungen an einem roten Covid-19-Symbol erkennbar. Hauptgrund für die nur zögerliche Verbreitung sieht das Rote Kreuz in der politischen Debatte rund um eine verpflichtende Verwendung der App, die Vorschläge sind allerdings vom Tisch. Außerdem ist die Freiwilligkeit seit der Umstellung auf das System von Google und Apple von den beiden Herstellern vorgeschrieben. Auch Arbeitgeber dürfen ihre Mitarbeiter nicht zur Nutzung der App verpflichten, sagte Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) unlängst in einer Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage zu diesem Thema. Bleibt noch das Sicherheitsrisiko, das einige Nutzer über die ständige Aktivierung der Bluetooth-Funktion befürchten: Durch den eingeschalteten Bluetooth öffnet man eine Verbindung nach außen, die theoretisch für Hacker-Angriffe genutzt werden kann. Solche Hacks seien allerdings selten und nicht wirtschaftlich lohnend. Selbigem Risiko setzt man sich aus, wenn man sich beispielsweise in ein Café-WLAN einloggt, so Datenschützer. Datenschutzrechtlich scheint die App also in Ordnung zu sein – fehlt nur noch die Popularität in der Bevölkerung, damit die Anwendung tatsächlich den gewünschten Effekt erzielt. Das Rote Kreuz sieht eine steigende Tendenz und verweist auf bisherige Erfolge: "Seit der Umstellung auf die Google/Apple-Schnittstelle am 26 Juni haben 513 Personen eine mögliche Infektion gemeldet und 56 eine tatsächliche Erkrankung", sagt ein Sprecher des Roten Kreuzes Österreich gegenüber dolomitenstadt.at. Wie viele Warnungen aus diesen Meldungen resultiert sind, könne man aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht sagen, man vermute aber, dass durch die Nutzung der App schon mehrere hundert Infektionsketten unterbrochen wurden.  
Anna Maria Huber unterrichtet an der International School in Innsbruck und schreibt nicht nur für dolomitenstadt.at sondern auch für die Straßenzeitung 20er. Annas Stärken sind penible Recherchen und die Fähigkeit, komplexe Inhalte in klare und verständliche Artikel zu verwandeln.

12 Postings

alpenelvis76
vor 4 Jahren

Anderst betrachtet sind 95% dagegen. Da sollte man mal darüber nachdenken.

 
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wolfgangwien
vor 4 Jahren

Bei dieser App gibt es ja auch die Funktion, dass man Andere verständigen kann, wenn man Corona Symtome hat. Die Anderen sollen sich dann isolieren. Mit dieser Funktion wird man im Herbst bei Beginn der Erkältungssaison Angst und Schrecken verbreiten und halb Österreich wieder zum Stillstand bringen.

Gegen die Meldung einer bestätigten Corona Infektion hätte ich ja nichts einzuwenden, aber die andere Funktion ist ein Unsinn.

 
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    genaugenommen
    vor 4 Jahren

    die verständigung findet nur bei positiven test statt

     
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    wolfgangwien
    vor 4 Jahren

    Lieber genaugenommen, ich lese in der Erklärungen zur App aber was anderes.

    Das war bei der Einführung der App auch ein Problem, dass sie einfach schlecht erklärt wird.

     
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    S-c-r-AT
    vor 4 Jahren

    Wo haben Sie diese Informationen her? Ich kann nur eine "ärztliche Bestätigung melden" in der App.

    Verlinken Sie mir bitte Ihre "Erklärungen zur App".

     
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    wolfgangwien
    vor 4 Jahren

    Hallo s-c-r.at, mach doch mal in der App den Punkt: "Symtomcheck"

    https://www.roteskreuz.at/fileadmin/user_upload/Images/News/2020/Gerry_Foitik_zum_Symptom_Check.opus

    Bei diesem Punkt geht es nur um Symtome nicht um eine bestätigte Corona Infektion!

    Die relevanten Symtome werden zielich viele von uns im Herbst/Winter haben!!!

     
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genaugenommen
vor 4 Jahren

Ich kann nicht nachvollziehen was die “sogenannten” (ewig gestrigen) datenschützer gegen die app haben und im gleichen moment eine Pulsuhren mit GPS ec. am Handgelenk tragen die auch noch den Schlafzyklus im Internet abbilden! Für den Zugang zu öffentlichen massenveranstaltungen sollte die App verpflichtend sein!

 
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    benda
    vor 4 Jahren

    Apropos verpflichende App: Genaugenommen leben wir in Österreich, kannst ja nach Nordkorea auswandern, viel Spaß.

     
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      genaugenommen
      vor 4 Jahren

      ist doch freiwillig! ausser ich will ins konzert oder zum fussballspiel.

       
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      S-c-r-AT
      vor 4 Jahren

      Ziemlich wertloser Beitrag, der nur zum Stänkern dient.

       
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    Vlad Tepes
    vor 4 Jahren

    Ewig gestrig sind soche vorauseilend Gehorsamen wie du, die hats immer schon gegeben. Die App is nix anderes als ein Placebo für Ängstliche (wie übrigens das Tragen von Masken auch), in Wahrheit machen sie sich zu Erfüllungsgehilfen der digitalen Unterjochung und unterstützen die Gschäftlmacher beim Datendealen.

     
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      S-c-r-AT
      vor 4 Jahren

      Oje, oje.... wieder ein selbst ernannter Freiheitskämpfer der alle, die nicht seiner Meinung sind, verunglimpfen muss. Ich schätze, Sie sind Virologe, Mathematiker, Epidemiologe und Datenschützer in einer Person. Ansonsten müsste ich ihren Kommentar als glatten Blödsinn bezeichnen. Immer wieder lustig, wenn das eigene Profilbild ohnehin schon alles sagt. :-P

       
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