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Swarovski: Die Familie tritt aus dem Hintergrund

Widerstand gegen Pläne zur Eingliederung unter das Dach einer Schweizer Holding.

Swarovski kommt weiter nicht zur Ruhe. Familienmitglieder fürchteten vor einer Gesellschafterversammlung am Freitag, dass dabei das De facto-Ende von Wattens als Hauptstandort drohe und kündigten Widerstand an. Die Konzernspitze dementierte und verwies gegenüber der APA auf ihre Aussendung am Mittwoch, wonach auch "das Vehikel", das die Gruppe zukünftig bündelt, weiter den Sitz in Tirol haben wird. Zudem wies die Geschäftsführung rund um Vorstandschef Robert Buchbauer erneut auf ihre Erklärung hin, wonach am Standort Wattens "trotz der geplanten Restrukturierungsmaßnahmen nicht gerüttelt" werde und eine neue Organisationsstruktur "im Herbst" von den Gesellschaftern verabschiedet werden soll. Diese werde derzeit erst ausgearbeitet. Indes schritten erneut Mitglieder der Familiendynastie vor den Vorhang und zeigten sich weiter alarmiert angesichts ebenjener geplanten Strukturreform. Sie fürchten eine De facto-Aufgabe von Wattens als Hauptstandort des Unternehmens. Auf der Tagesordnung der Gesellschafterversammlung am Freitag stehe unter anderem die "Genehmigung der Einbringung" des Wattener Betriebes des Geschäftsbereiches Kristall unter das Dach einer Schweizer Holding, erklärte Paul Swarovski, Vater von TV-Moderatorin Victoria Swarovski, im APA-Gespräch. "Eine Ausgliederung des Betriebes wird letztlich zu einer Verlagerung als wahrscheinliche Konsequenz führen", meinte er. Was nun offenbar geplant sei, sei eine "Reduktion" am Standort Wattens und in Zukunft wohl eine "schleichende bzw. stille Verlagerung". Die Konzernleitung habe vor, die Komponentenfertigung für Schmucksteine "extremst auf den Eigenbedarf" zu reduzieren. Sollte dieser Plan Wirklichkeit werden, rechnete Swarovski jedenfalls mittelfristig mit "unter 3.000 Beschäftigten" am Stammsitz in Wattens. Er sei jedenfalls dafür, am Freitag über die Ausgliederung sowie die ebenfalls auf der Tagesordnung stehende Änderung der Gesellschaftsverträge abzustimmen, denn: "Es ist gut, wenn darüber abgestimmt wird. Denn damit das durchgeht, braucht es Einstimmigkeit". Und diese sei unter den rund 70 Gesellschaftern in der nicht-öffentlichen Versammlung nun einmal nicht gegeben - und damit wäre der angebliche Plan der Geschäftsführung durchkreuzt. Zudem verlange er eine "Sonderprüfung" der "Misswirtschaft", die in den vergangenen Jahren Einzug gehalten habe. Paul Swarovski gehört laut eigenen Angaben zum "Stamm Fritz", der 18,7 Prozent der Anteile hält. Sein Anteil bzw. der seiner Familie macht 1,2 Prozent aus. 3,5 Prozent dieser 18,7 Prozent entfallen indes auf Philipp Swarovski, Sohn des verstorbenen Swarco-Gründers Manfred Swarovski, und seine Brüder. Der Konzern werde derzeit seiner "Seele beraubt", klagte dieser gegenüber der APA. Firmensitz und Zentrale müssten in Wattens bleiben. Die Strukturreform sei "nicht alternativlos", so Swarovski, der im Jahr 2012 vom Stammkonzern zu Swarco gewechselt war und dort vor wenigen Wochen laut eigenen Angaben auch ausschied. "Unser Fokus ist: Wir sind hier und wir bleiben hier als Zentrale". In der "Tiroler Tageszeitung" (Donnerstagsausgabe) meldete sich auch Melanie Grieder-Swarovski, Tochter von Gerhard Swarovski, und selbstständig im Bereich Immobilien und Kunst tätig, zu Wort. "Wir können da nicht länger schweigen", meinte sie zu den Strukturplänen. Das Management, das Swarovski abgewirtschaftet habe, solle einem neuen Platz machen. Für Grieder-Swarovski werde ihre Cousine Nadja Swarovski bei der Gesellschafterversammlung die Pläne ablehnen. Am Mittwoch hatte Tirols Landeshauptmann Günther Platter das Unternehmen (ÖVP) aufgefordert, den zahlreichen Gerüchten rund um den Hauptstandort Wattens "endlich ein Ende zu setzen". Dies mahnte am Donnerstag auch AK-Präsident Erwin Zangerl ein und kritisierte: "Wir können nicht akzeptieren, dass hier auf dem Rücken der Beschäftigten eine scheibchenweise Demontage des Unternehmens erfolgt und man sich dann noch mit Sozialplänen brüstet". Der Kristallkonzern hatte im Juli angekündigt, im Herbst in Wattens von den derzeit noch bestehenden 4.600 Stellen weitere 1.000 abzubauen. Mittelfristig würden am Hauptsitz rund 3.000 Menschen beschäftigt sein. Denn bis 2022 soll sich der Mitarbeiterstand noch einmal um 600 Stellen verringern.

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