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Der Platz des Menschen in der Geschichte

Audio: Peter-Paul Wurzer liest aus „Der Scherz“ von Milan Kundera.

Milan Kundera, 1929 in Brünn geboren, stammt aus einer bürgerlichen Künstlerfamilie. Sein Vater war Pianist. Kundera lernte bereits früh Klavierspielen, studierte Musik, Literatur und Film und begann in den fünfziger Jahren mit dem Schreiben. „Der Scherz“ und die ersten aus einer Reihe später im Buch der lächerlichen Liebe veröffentlichter Geschichten sind Ausdruck der wachsenden Kritik Kunderas an den Verhältnissen in der kommunistischen Tschechoslowakei. Hier, wie in vielen seiner folgenden Werke, beschreibt er den Konflikt zwischen dem Einzelnen und seinen privaten Wünschen und Hoffnung einerseits und einem Regime, das sich in totalitaristischer Weise die Bekämpfung eben jener Individualität zum Ziel gesetzt hatte. „Der Roman ist eine Verlängerung der großen Frage nach dem Platz des Menschen in der Geschichte, nach seinen Ansprüchen darauf, nicht nur passiv ein Teil der Geschichte zu sein, sondern Verantwortung zu übernehmen – oder sich andersherum gegen die Geschichte zu stellen,“ erklärt der Literaturwissenschafter Tomáš Kubíček.
Milan Kundera, Foto: Facebook
Kundera wurde Ende der sechziger Jahre zu einer der „Galionsfiguren“ des Prager Frühlings, 1978 wanderte er – vom Regime ungehindert – nach Frankreich aus. Dort schrieb er den weltbekannten Roman „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ (1984), der erst im Jahr 2006 in seiner Heimat Tschechien erschien. Unter der Regie von Philip Kaufmann wurde die Filmversion des Buches 1989 zweifach für den Oscar und als Bestes Drama für einen Golden Globe nominiert. Heuer erhielt der mittlerweile 91-jährige Kundera den Franz-Kafka-Literaturpreis 2020. Die internationale Jury, die diesen Preis in Prag vergibt hebt Kunderas Lebenswerk hervor, das bereichernd für den Geist der tschechischen Kultur gewesen sei. Zugleich habe sein Lebenswerk “unübersehbaren Widerhall” auf der ganzen Welt, besonders in Europa und Amerika gefunden.
Die Lesereihe „Tiefe Gefühle“ wird vom Literaturkreis der Stadtbücherei Lienz realisiert, dessen Mitglieder die Texte ausgewählt und selbst eingelesen haben. Ursprünglich waren adventliche Lesungen in der Bücherei geplant, die aber der Pandemie zum Opfer fielen. 
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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