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Solche dramatisch geballten, schicksalsträchtigen Stunden

Audio: Veit Rainer liest aus „Sternstunden der Menschheit“ von Stefan Zweig.

Thomas Mann schrieb über Stefan Zweig: „Es gab Zeiten, wo sein radikaler, sein unbedingter Pazifismus mich gequält hat. Er schien bereit, die Herrschaft des Bösen zuzulassen, wenn nur das ihm über alles Verhasste, der Krieg, dadurch vermieden wurde. Das Problem ist unlösbar.“ Stefan Zweig wurde 1881 in Wien in eine großbürgerliche Familie geboren. Seine Jugend und sein junges Erwachsenenleben waren frei von materiellen Sorgen. Zweig konnte reisen und schreiben, promovierte 1904 in Wien zum Dr. phil., schrieb in dieser Zeit neben Erzählungen und Gedichten auch Essays, arbeitete als Übersetzer der Werke Baudelaires und als Journalist. Er wurde während des ersten Weltkrieges nicht zum Wehrdienst an der Waffe eingezogen, er war untauglich und arbeitete im Kriegsarchiv. 1917 wurde er entlassen und zog in die Schweiz. Nach dem Ende des Krieges kehrte Stefan Zweig nach Österreich zurück und zog in das „Paschinger Schlössl“ am Salzburger Kapuzinerberg. Stefan Zweig trat engagiert gegen den Nationalismus auf und schrieb in den 1920er Jahren einige seiner erfolgreichsten Bücher, wie die „Sternstunden der Menschheit“. In den dreißiger Jahren wurden seine Werke auf die Liste der Bücherverbrennungen gesetzt, 1935 kam er auf die Liste der verbotenen Autoren. Bereits 1934 emigrierte Zweig nach London und 1940 schließlich nach Brasilien. 1942 nahmen er und seine zweite Frau sich gemeinsam das Leben. Er werde "aus freiem Willen und mit klaren Sinnen" aus dem Leben scheiden, schrieb Zweig zum Abschied. Die Zerstörung seiner "geistigen Heimat Europa" habe ihn entwurzelt, seine Kräfte seien "durch die langen Jahre heimatlosen Wanderns erschöpft". Stefan Zweig wurde ein Symbol für die Intellektuellen im 20. Jahrhundert auf der Flucht vor der Gewaltherrschaft.
Stefan Zweig. Foto: Salzburger Literaturarchiv
Über das Buch: In „Sternstunden der Menschheit“ werden 14 Miniaturen von Stefan Zweig gesammelt, die von historischen Begebenheiten erzählen. Diese Episoden haben durch ihre Hauptfiguren die Geschichte der Menschheit verändert, so Zweig. Es handelt sich keineswegs um tatsächliche historische Analysen, sondern um persönliche Empfindungen des Autors. Im Mittelpunkt jeder Miniatur steht eine historische Person wie etwa Cicero, oder auch Robert Scott. Zweig beschreibt jenen Moment, in dem die Hauptperson persönlich über sich hinauswachsen muss um zu bestehen. Heute ist das Werk neben Zweigs „Schachnovelle“ eine der am öftesten im Unterricht besprochenen Klassenlektüre.
Die Lesereihe „Tiefe Gefühle“ wird vom Literaturkreis der Stadtbücherei Lienz realisiert, dessen Mitglieder die Texte ausgewählt und selbst eingelesen haben. Ursprünglich waren adventliche Lesungen in der Bücherei geplant, die aber der Pandemie zum Opfer fielen. 
Anja Kofler leitet die Lienzer Stadtbücherei und arbeitet als freie Journalistin für dolomitenstadt.at. Zu unserem Podcast steuert sie regelmäßig unterhaltsame Interviews und Audiobeiträge über die Abenteuerlust und das Lesen bei.

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