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Nager am Vormarsch: Biber breiten sich in Kärnten aus

Jetzt tritt eine Verordnung in Kraft, die eine Entnahme erlaubt. Tiere auch in Osttirol.

Im 19. Jahrhundert wurde der Biber in Mitteleuropa mehr oder weniger ausgerottet. Seit einigen Jahren breitet sich das größte europäische Nagetier hierzulande aber wieder aus. Im Bundesland Salzburg gibt es aktuell rund 250 Tiere in 70 Revieren. Seit der Durchführung eines wissenschaftlichen Monitorings ist bekannt, dass die Biber-Population auch in Kärnten markant angestiegen ist: Von 130 Tieren im Jahr 2013 auf rund 700 Biber, die sich mittlerweile in ganz Kärnten verbreitet haben.

Das dämmerungs- und nachtaktive Nagetier ist dafür bekannt, sich seinen Lebensraum selbst zu gestalten. Mit seinen selbstschärfenden und ständig nachwachsenden Schneidezähnen bringt der Biber Pappeln und Weiden problemlos zu Fall. Seinen Damm aus Ästen und Zweigen dichtet der Nager mit Schlamm, Steinen und Pflanzenteilen ab. Gibt es in der Umgebung eines Biberdammes keine Baumaterialien mehr, buddelt das Tier meist Gräben, die bis zu einen halben Meter tief und über 100 Meter lang sein können, um Holz zum Damm zu transportieren. Dadurch können manchmal ganze Flussläufe verändert werden. Andererseits trägt der Biber so zu einer größeren Artenvielfalt in Feuchtgebieten bei.

Wie der Fischotter ist daher auch diese streng geschützte Art nicht unumstritten. Flüsse wie die Drau, Gurk und Glan sind nahezu flächendeckend von Bibern besiedelt. Es gibt keine freien Reviere mehr, in die die Tiere im Notfall umgesiedelt werden könnten. Angesichts gleichzeitig steigender Schadensmeldungen, wurde nun vom Land Kärnten eine Verordnung ausgearbeitet, „um rechtzeitig auf diese Konfliktsituationen reagieren zu können, weil es hier um den Schutz von Menschen, von Siedlungen und auch von land- und forstwirtschaftlichen Flächen geht“, erklärt Jagdreferent Martin Gruber.

Wegen der raschen Ausbreitung wurde von der Landesregierung Ende Jänner „nach intensiven Beratungen und einem Begutachtungsverfahren“ eine Verordnung beschlossen, die noch im Feber in Kraft tritt und raschere Eingriffsmöglichkeiten in den Lebensraum der Biber erlaubt. Bisher waren dafür aufwändige und langwierige Bescheidverfahren notwendig. Kernstück der Verordnung ist ein Stufenplan erlaubter Maßnahmen, von der Prävention im ersten Schritt bis zur Entfernung von Haupt- und Nebendämmen im zweiten Schritt. Als letzter Ausweg wird die Entnahme einzelner Tiere möglich. Laut Gruber sei das aber nur vorgesehen, „wenn keine anderen Möglichkeiten mehr bestehen, um die Situation in den Griff zu bekommen. Es wird also nicht die generelle Bejagung der Biber erlaubt, sondern ein sehr zielgerichtetes Einschreiten bei Gefahr in Verzug.“

In Kärnten tritt noch im Feber eine Verordnung in Kraft, die raschere Eingriffsmöglichkeiten in den Lebensraum der Biber erlaubt. Foto: Oliver Stöhr

Die Eingriffsmöglichkeiten sind geografisch und zeitlich beschränkt. So sind in Naturschutzgebieten und Europaschutzgebieten lediglich Eingriffe in den Lebensraum wie Dammentfernungen erlaubt – diese wiederum nicht während der Aufzuchtzeit. Der Hauptdamm eines Biberbaus darf also nur dann entfernt werden, wenn sich keine Jungtiere im Bau befinden. Eine Entnahme der Tiere könne laut Gruber mittels Lebendfallen oder direkter Bejagung erfolgen. Fallen sind mit GPS-Koordinaten zu melden und zu dokumentieren, um den Vollzug der Verordnung kontrollieren zu können.

„In Osttirol wurde der Biber 2016 quasi wiederentdeckt, nachdem die Art vermutlich gegen Ende des 16. Jahrhunderts verschwunden ist. Die damals durchgeführten Untersuchungen ergaben einen Bestand von vermutlich ein bis zwei Individuen in Osttirol“, schildert Matthias Gattermayr, Ornithologe bei der Naturkundlichen Arbeitsgemeinschaft Osttirol – kurz NAGO. Seit diesen Untersuchungen wurden laut NAGO aber keine neuen Kartierungen zur Aktualisierung der Daten durchgeführt. Allerdings habe man beispielsweise im BNW-Teich in Nußdorf-Debant im Herbst 2020 frische Biberspuren entdeckt, die auf eine intensive Aktivität hindeuteten.

„Es ist daher davon auszugehen, dass sich nach wie vor einzelne Individuen in Osttirol aufhalten“, so Gattermayr. Auch der ein oder andere Bau könne nicht ausgeschlossen werden, zumal es vor allem im Lienzer Talboden zahlreiche Lauen gibt, die einen geeigneten Lebensraum für das größte europäische Nagetier bieten: „Hinzu kommt, dass Osttirol unmittelbar an einen guten Kärntner Bestand grenzt und daher vermutlich laufend Tiere auf der Suche nach neuem Lebensraum einwandern. Und solange der Biber im Gewässer bleibt und nicht auf (Mais)Feldern nach Nahrung sucht, hat der reine Vegetarier in der Regel auch vom Menschen nichts zu befürchten.“

In Kärnten ist Jagdreferent Gruber der Meinung, mit der neuen Verordnung einen guten Weg gefunden zu haben, „um rechtzeitig auf die steigenden Konflikte zu reagieren und gleichzeitig ein professionelles Management dieser Tierart zu etablieren.“

2 Postings

wolf_C
vor 3 Jahren

kein platz für wölfe, kein platz für otter, zerstörung von biberbauten welche ausnahmsweise gute! landschaftsplanung machen, fische sind beim verschwinden, die vögel auch; die agrar-industrie mag keine insekten, dafür gift und vielvielviel grün! das mit der natur scheint nicht das ding der menschen zu sein, lieber schuften sie für ihre chefs und zerstören was geht. es wird dies gut subventioniert und ist gesetzlich gedeckt.

 
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    AlterSchwede
    vor 3 Jahren

    ... wie bist den du drauf?

    Ich habe auch gute Nachrichten für dich (auch wenn es nicht in deine Gemütslage passt): Wenn die Menschheit längst verschwunden ist wird es immer noch eine blühende Natur geben, anders, aber es wird sie geben.

     
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