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Beeinflussen die Viren unsere Partnerwahl?

Und ist Matrei die Vorhölle? Solche Welträtsel können nur Infektiologen beantworten. 

Die Zahl der genetisch veränderten Varianten von SARS-CoV-2 ist beträchtlich. Ein paar hundert waren bereits im September vergangenen Jahres bekannt. Sie entstehen durch Zufall bei ihrer Vervielfältigung in der menschlichen Zelle, doch sind solche „Abschreibfehler“ im Regelfall tödlich – nicht nur für Viren: Bei Seepocken hat man das auch schon beobachtet. Seepocken und Viren brauchen den Menschen, um sie in Umlauf zu bringen. Höhere Tiere machen das selbst. Durch Zellteilung.

Auf den Menschen aber trifft das nicht zu. Oder glaubst du, dass zwei, die sich eine Zelle teilen, in der Lage sind, eine Familie zu gründen? Solange der Strafvollzug und das monastische Leben auf Geschlechtertrennung beharren, funktioniert das nicht einmal unter der Dusche! Dabei waren Viren verantwortlich dafür, dass uns die Evolution in zwei Geschlechter geteilt hat. Das hat zumindest eine forensische Neurowissenschaftlerin bei „Talk im Hangar 7“ behauptet. Allerdings dürfte die sich noch nicht zur Impfung angemeldet haben. Der Aufklärungsbogen, den du da ausfüllen musst, bietet dir mindestens fünf Geschlechter zur Auswahl. Da hat das Virus aber ganze Arbeit geleistet!

Partnerwahl ist der Forschungsschwerpunkt von Barbara Schweder. Sie ist die Tochter von Rupert Riedl, einem der profiliertesten Evolutionsbiologen der jüngsten Vergangenheit. Für ihn lag das spezifisch Menschliche in der Fähigkeit, „Gedächtnisinhalte absichtlich aufrufen zu können, eine Leistung, die uns, zusammen mit der Sprache, zweierlei beschert: die Entwicklung von Kultur und das Dilemma metaphysischer Rätsel.“ In Bezug auf meine Partnerin hatte er durchaus recht: Sie konnte ihr Gedächtnis zu jeder noch so unpassenden Gelegenheit aktivieren, und ein metaphysisches Rätsel bleibt sie mir allemal. Sind vielleicht Frauen mehr Menschen als Männer?

Die Naturwissenschaften, die Physik wie die Biologie, beruhen auf einer metaphysischen Vorentscheidung, die sie aus ihrer Methode nicht ableiten können: auf der Annahme, dass es die Welt, die sie zu beschreiben und zu erklären vorgeben, tatsächlich gibt. Genau das aber wird von Markus Gabriel, einem Philosophen, der ebenfalls bei „Talk im Hangar 7“ auftrat, bestritten. Der Gedanke, als Subjekt die Welt objektiv betrachten zu können, sei irrig. Wenn ich mich beispielsweise selbst im Spiegel betrachte, bin ich zugleich Subjekt und Objekt meiner Wahrnehmung, und wenn ich mich dabei auch noch rasiere, bin ich Subjekt und Objekt meiner Handlung. Ich mache mich ungern zum Gegenstand meiner Handlungen, aber was bleibt mir mangels sozialer Kontakte denn anderes übrig?

Eine Welt zu retten, die es nicht gibt, haben wir bedenkenlos der Medizin überlassen. Die Infektiologen sind keine Entertainer und ihr Fachgebiet ist eine spaßfreie Zone. Ein Primar der Universitätsklinik Salzburg, der schon öfters in besagter Talkshow gastierte, machte auch nicht den Eindruck, als würde er seine Brötchen bei den Clowndoktoren verdienen. Auf die Gefährlichkeit von Corona befragt, gab er folgende Auskunft: Es käme ganz darauf an, auf wen man die Mortalität denn beziehe. Wer gedacht hatte, auf die Verstorbenen selbstverständlich, lag weit daneben. Man könne die Sterblichkeit zu allen Getesteten oder nur zu den tatsächlich Infizierten in Relation bringen. Die Asymptomatischen senken zwar die Prozentzahl, doch müsste man diese mit der Gesamtzahl aller Menschen, die infiziert sind, multiplizieren, um wiederum auf eine sehr hohe Zahl schwer Erkrankter zu kommen. Alles klar?

Ein Infektiologe weiß heute mehr als alle anderen Wissenschaftler zusammen. Deswegen vertrauen wir ihm, auch wenn dieses Vertrauen mit Angst erkauft ist. Angst, sagte Barbara Schweder, wird in den Mandelkernen verarbeitet, und die sind Teil des limbischen Systems. Das Teuflische daran: „Es gibt langsame Bahnen, die kennt man noch gar nicht so lang, die bringen schleichend Stress in den Körper, und das führt dann zu Depressionen.“ Das hat mich stark an Matrei erinnert. Auch dort gibt es Schleichwege, die erst jetzt bekannt wurden. Das limbische System hat seinen Namen vom Limbus, mit dem die katholischen Theologen die Vorhölle benannten. Da stellt sich am Ende doch eine Frage, die auch die Infektiologen nicht lösen: Wenn Matrei erst die Vorhölle ist, wo, bitte, ist dann die Hölle?


Rudolf Ingruber ist Kunsthistoriker, Leiter der Lienzer Kunstwerkstatt und Autor. Während des ersten Lockdowns im Frühjahr hielt uns sein Corona-Tagebuch bei Laune, doch mittlerweile kritzelt Rudi seine Notizen einfach an den Rand der Ereignisse, also dorthin, wo die offizielle Berichterstattung ein Ende hat. Wir präsentieren in unregelmäßigen Abständen „Rudis Randnotiz“.

Rudolf Ingruber ist Kunsthistoriker und Leiter der Lienzer Kunstwerkstatt. Für dolomitenstadt.at verfasst er pointierte „Randnotizen“, präsentiert „Meisterwerke“, porträtiert zeitgenössische Kunstschaffende und kuratiert unsere Online-Kunstsammlung.

6 Postings

Foschtgiehner
vor 3 Jahren

Wenn Matrei die Vorhölle/Hölle ist, wer ist dann der Teufel?

 
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ErsteHilfe
vor 3 Jahren

Der von Rudolf Ingruber beschriebene Salzburger Primar ist mir auch schon unangenehm aufgefallen. 😉

 
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aenda
vor 3 Jahren

Das Problem des Dosen-Senders im Umgang mit der Berichterstattung über die Coronapandemie liegt - wie es neulich Martin Moder beschrieben hat - an seiner “False-Balance“-Strategie. Man sucht sich ein paar Einzelgänger und Wirrköpfe, die ein möglichst breites Spektrum zwischen Coronaleugnung und -verharmlosung abdecken und setzt sie einem Wissenschaftler gegenüber, der jene Meinung vertritt, auf die sich die Forschung mittlerweile längst geeinigt hat. Ist ja auch nur eine von vielen Meinungen.

 
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Anthony Soprano
vor 3 Jahren

Lieber Rudi! Ich darf doch Rudi sagen? Ich frage nur, weil im letzten Jahr regelmäßig ein anderer Rudi im Fernshen auftritt und der ist kein Infektiologe, aber er weiß trotzdem mehr als alle Infektiologen zusammen. Hier stimmt ihre Theorie also nicht. Der andere Rudi weiß vor allem, dass die nächsten Tage entscheidend sind. Das haben mir auch meine Lehrer vor der Matura gesagt, aber gebracht hat´s nichts. Ich war wohl schon vor Corona ein totes Pferd. Ich habe aber auch gute Nachrichten für Sie und leider schlechte für mich. Ich habe mich nämlich gestern vor dem Speigel rasiert und dabei meine Frau beobachtet, wie sie mich beobachtet hat. Ich konnte dabei nicht objektiv bleiben und habe festgestellt, dass ich - zumindest vor der Rasur - tatsächlich eher einem Affen ähnlich sehe als meine Gattin. Hier stimmt also ihre Theorie.

 
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vielleserin
vor 3 Jahren

Bei der Kurzschen Clowntruppe bleibt einem das Lachen im Halse stecken, obwohl sie sonst mit dem Laptop spazierend 49000 Schleichwege für alles nicht Erinnerliche findet. Mit einem Bierlein fänd ich's verträglicher...

 
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    isnitwahr
    vor 3 Jahren

    na ja - wenn es nach Frau Dr. Rendi-Wagner gehen würde, dann hätten seit 1 Jahr nur die Lebenmittelläden offen, sonst nichts, wenns nach dem Kickl gehen würde bräuchte es gar keine Maßnahmen. Ich kann auch vieles nicht mehr gut heißen bzw. ist nicht nachvollziehbar, aber ganz allein sind Kurz und Co. auch nicht Schuld. Prof. Lechleitner hat in seinem Statement alles gesagt, was zu sagen war und damit kann ich mich tatsächlich gut identifizieren.

     
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