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„Zurück in die Zukunft“: Kein Parkplatz in der Zwergergasse!

Offenbar geht es bei den Feierlichkeiten dort nicht um mich und meine Verdienste.

Jetzt hatte ich schon wieder so einen Traum. Ich bin jetzt in einem Alter, in dem mir nur noch zwei Möglichkeiten bleiben: Entweder ich werde überraschenderweise doch noch für meine Verdienste gewürdigt, oder für immer vergessen. Oder beides. Oder keines von beiden. Aussuchen kannst du es dir nicht. Statt Schäfchen zu zählen, zählte ich im Bett meine Verdienste und stellte sie angemessenen Auszeichnungen gegenüber. 

Mit beiden war ich schnell fertig. Verdienste habe ich keine, zumindest nicht solche, die ich mir nicht schon zu Lebzeiten entsprechend bezahlen hab lassen. Für einen Cavaliere del Ordine al Merito della Repubblica Italiana bin ich nicht sportlich, für einen Sancti Stephani Papae nicht katholisch genug. Ich war noch nie hoch zu Ross in Italien, ja nicht einmal mit dem Rad auf dem Hochstein. Und ich habe keine Ahnung von christlicher Ikonographie. Ich kann den Ochsen vom Esel nicht unterscheiden, geschweige denn von einem Bullen.

Ein Ochs lässt sich geduldig vor jeden Karren spannen, ein Bulle bestenfalls auf eine Karre aufmalen. Soviel ich weiß, sind beim Bullen alle vier Extremitäten zu kurz, beim Ochsen lediglich eine. Bei dem Kunstverstand bleiben dir nur noch die Verdienstmedaille des Landes oder der Ehrenring der Stadt Lienz. Wichtig ist nur, dass dir die simple Wahrscheinlichkeitsrechnung keine schlaflosen Nächte bereitet, aber man ist gegen derartige Spekulationen wohl nie ganz immun. Das betrifft nicht nur mich. Ein Bekannter von mir hat gleich nach seiner Immunisierung Corona bekommen. Der wurde mit einer Anstecknadel geimpft.

Mir blieb nichts anderes übrig, als den DeLorean am Johannesplatz abzustellen. Foto: Dolomitenstadt

Ich hatte mir vor dem Einschlafen fest vorgenommen, meinen DeLorean dieses Mal in der Zwergergasse zu parken. Wegen der Quote. Und wegen der Fans. Doch die Zwergergasse war wegen der Feierlichkeiten großräumig abgeriegelt und der Altersunterschied zwischen den Festteilnehmern und mir dermaßen groß, dass es hier ganz bestimmt nicht um mich und meine Verdienste gehen konnte. Außerdem hat man mir aus Gesundheitsgründen den Zutritt verwehrt. Aus lauter Neugier auf meine Ehrung hatte ich mich nur zwei Tage in die Zukunft gebeamt, und jetzt war mein negativer Test abgelaufen. 

Ich müsste lügen um zu behaupten, dass mich das nicht geärgert hat. Das werde ich gleich nach dem Aufwachen auf Dolomitenstadt posten! Für den Moment aber blieb mir nichts anderes übrig, als den DeLorean am Johannesplatz abzustellen. Der war so gut wie menschenleer. Dort, wo noch letzten Oktober der Maronistand stand, stand jetzt nur noch die Polizei. Die fragte mich nicht nach dem Test, dafür aber nach den Fahrzeugpapieren.

Träume kannst du nicht steuern. Bei der Aufzählung, die der Beamte jetzt vortrug, handelte es sich ganz gewiss nicht um meine Verdienste, und den Preis, den er mir dafür aushändigte, musste ich selber bezahlen. In solch einer Situation wäre es wohl jedem lieber, dem kollektiven Vergessen anheim zu fallen. Oder wenigstens der eigenen Vergesslichkeit. Ich habe mir geschworen, diesen Traum nicht aufzuschreiben. Aber das habe ich offensichtlich vergessen. 


Rudolf Ingruber ist Kunsthistoriker, Leiter der Lienzer Kunstwerkstatt und Autor. Für uns kritzelt er Notizen einfach an den Rand der Ereignisse, also dorthin, wo die offizielle Berichterstattung ein Ende hat. Wir präsentieren in unregelmäßigen Abständen „Rudis Randnotiz“.

Rudolf Ingruber ist Kunsthistoriker und Leiter der Lienzer Kunstwerkstatt. Für dolomitenstadt.at verfasst er pointierte „Randnotizen“, präsentiert „Meisterwerke“, porträtiert zeitgenössische Kunstschaffende und kuratiert unsere Online-Kunstsammlung.

3 Postings

Sonnenstrahl
vor 3 Jahren

Wieder einmal eine höchst gelungene Randnotiz! 😅Danke Rudi!

 
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amRande
vor 3 Jahren

Zwischen verbissenen Kommentaren von links und rechts genieße ich (wieder einmal) die abenteuerlichen Abstraktionen von Rudi, die mir immer wieder das Gefühl geben, dass Osttirol nicht ganz verloren ist...

 
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aenda
vor 3 Jahren

Bullen sind leicht zu erkennen, sie sind rot. Mit Parteifarbe hat das aber nichts zu tun. Politisch haben sie so wie im Sport eher extreme Ansichten, bei der Kunst eher schlechten Geschmack.

 
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