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ÖGB und AK für geteilte „Familienarbeitszeit“

So will man Frauen aus der „Teilzeitfalle“ holen und Vätern mehr Zeit mit Kindern bieten.

Gewerkschaft (ÖGB) und Arbeiterkammer (AK) wollen bei der ungleichen Verteilung der Teilzeitarbeit zwischen Frauen und Männern gegensteuern, wenn Kinder da sind. Laut ihrem am Montag präsentierten Modell für eine "Familienarbeitszeit" soll es je 250 Euro monatliche Förderung für jeden Elternteil geben, wenn nicht nur einer davon die Arbeitszeit reduziert, sondern beide zwischen 28 und 32 Stunden pro Woche arbeiten, so der Wunsch. Teilzeit wird hauptsächlich von Frauen in Anspruch genommen, so ÖGB und AK in einer Aussendung, mit allen nachteiligen Folgen für Einkommen und Berufschancen bis zur Pension. "Die Familienarbeitszeit soll das ändern und Frauen raus aus der Teilzeitfalle holen", erklärte AK-Präsidentin Renate Anderl.
AK-Präsidentin Renate Anderl sieht in der Familienarbeitszeit einen Weg für Frauen aus der „Teilzeitfalle“. Foto: Expa/Groder
ÖGB-Frauenvorsitzende Korinna Schumann hofft, dadurch die zukünftige Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen Frauen und Männern positiv zu beeinflussen. Das Modell soll Frauen ein besseres Einkommen bringen, Männern mehr Familienzeit und Kindern mehr Zeit mit ihren Vätern. Das Modell sieht für die Teilzeit-Aufteilung eine Untergrenze von vier Monaten vor, maximal soll das Familienarbeitszeit-Geld bis zum vierten Geburtstag des Kindes bezogen werden können. Alleinerziehende, die ebenfalls zwischen 28 bis 32 Stunden arbeiten, sollen den gleichen Bonus wie ein Elternteil bei der Familienarbeitszeit erhalten. Das Geld für die Förderung soll aus dem Familienlastenausgleichsfonds (FLAF) kommen.
Arbeitsminister Martin Kocher setzt auf Vollzeitarbeit für Frauen und Ausbau der Kinderbetreuung. Foto: Expa/Pfarrhofer
Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) sagte dazu bei einer Pressekonferenz, aus Arbeitsmarktsicht sei es wichtig zu schaffen, dass mehr Frauen Vollzeit arbeiten bzw. ihre Teilzeit-Arbeit auf mehr Stunden pro Woche aufstocken. "Mir ist wichtig, dass es die Möglichkeit gibt, Vollzeit zu arbeiten". Dabei gehe es um den Ausbau der Kinderbetreuung, wo Österreich mehr Betreuung für Unter-Dreijährige Kinder brauche. "Es geht darum, dass Beruf und Familie vereinbar ist." Zustimmung kam von der SPÖ und den Grünen. "Die Corona-Krise hat die Ungleichheit noch weiter verschärft. Da müssen wir dringend gegensteuern", fordert SPÖ-Frauenvorsitzende Eva-Maria Holzleitner. Es brauche ein ganzes Paket für die Frauen, etwa Halbe-Halbe in der Familie und im Beruf, ein Arbeitsmarktpaket für Frauen, die Hälfte der Mittel aus der Corona-Arbeitsstiftung für Frauen, Lohntransparenz und einen raschen Ausbau der Kinderbetreuung. Die Grünen begrüßten das Modell ausdrücklich. "Vorschläge für eine gerechtere Aufteilung bezahlter Erwerbs- und unbezahlter 'Elternarbeit' gibt es schon länger und wurden auch schon von den Grünen bei den Regierungsverhandlungen eingebracht", so Markus Koza, Arbeits- und Sozialsprecher der Grünen, in einer Aussendung. Ein solidarisches Elternteilzeitmodell sei eine weitere wichtige Säule im Kampf gegen Frauenarmut im Alter und der gerechteren Verteilung von bezahlter Erwerbs- und oft genug unbezahlter Sorgearbeit", meinte auch Frauensprecherin Meri Disoski. Keine Reaktion gab es vorerst von der ÖVP. Bei der FPÖ lehnt man das Modell ab. Eine Arbeitszeitverkürzung sei der falsche Weg, vielmehr sollten Kindererziehungszeiten besser angerechnet werden, meinte Sozialsprecherin Dagmar Berlakowitsch im Ö1-"Mittagsjournal". Keine Zustimmung kam auch von NEOS-Familiensprecher Michael Bernhard: "Wir brauchen kein Halbe-Halbe bei Teilzeit, sondern ein System der Gleichberechtigung. Die Teilzeitfalle, die den Menschen nicht nur jede Selbstverwirklichung nimmt, sondern auch zu Altersarmut führt, auch noch zu fördern, ist der genau falsche Weg."

3 Postings

Wasistlos
vor 3 Jahren

Grundsätzlich eine gute Idee. Schade ist nur, dass die Förderung nur bis zum 4.Lebensjahr ausbezahlt werden soll. Wenn man bedenkt, dass eine Frau bei uns im Durchschnitt 2 Jahre in Karenz bleibt, würden dann nur mehr 2 Jahre der geteilten Teilzeit verbleiben. Und danach ist es dann wieder so wie in den meisten Fällen. Papa Vollzeit und Mama reduziert.

 
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Domenik Ebner
vor 3 Jahren

Klingt ja alles ganz nett - Problem an der Sache ist nur, dass die Teilzeitfalle dann für beide im Alter schlagend wird und zu Altersarmut führt. Die max. 500 Euro Netto Ersatz sind vielleicht für den Moment ein Ersatz um den Lohnverlust auszugleichen - aber viel zu kurzfristig gedacht - es fehlen dann ja auch die vollen Beitragsjahre für eine vernünftige Pension. Insofern ist das der falsche Weg.

 
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    FirstConsul
    vor 3 Jahren

    Guter Einwand, natürlich wäre es von Vorteil wenn ein Elternteil die Kinder erzieht, einer der beiden wird dadurch langfristig in eine Abhängigkeit des anderen getrieben. Eine Wirkliche Gleichstellung ist somit einfach nicht möglich sofern es keine Großeltern gibt im gleichen Haushalt welche bereit sind die Kinder zu erziehen.

     
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