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Lienz: Die Isel wird um 7,6 Mio Euro gezähmt

Nach jahrelangen Verzögerungen fahren 2022 im Flussbett die Bagger auf.

Ein ausgesprochen streitbarer Anrainer trieb die Lienzer Stadtverwaltung in den letzten Jahren manchmal an den Rand der Verzweiflung, indem er mit – fachlich durchaus beachtenswerten – Eingaben einen Ausbau des Hochwasserschutzes für die Stadt verzögerte. Immer wieder schleppte Bürgermeisterin Elisabeth Blanik einen Stapel Akten mit zu den Gemeinderatssitzungen um zu demonstrieren, wie hoch der Papierberg mittlerweile sei. Nun ist auch der letzte Einspruch abgewiesen und 2022 fahren die Bagger auf.
Immer wieder schwillt die Isel im Lienzer Stadtgebiet bedrohlich an. Der Klimawandel könnte diese Situation weiter verschärfen. Nun wird der Hochwasserschutz verbessert. Foto: Dolomitenstadt/Pirkner
Bereits 2015 wurde ein erstes Verbauungsprojekt vorgestellt, das neben einer Eintiefung des Flusses auch eine bis zu 120 cm hohe Mauer an beiden Ufern des Flusses vorsah, die funktional und ästhetisch hinterfragt wurde. Hier erwies sich der oben erwähnte Anrainerprotest am Ende als sinnvoller Verzögerungsfaktor. Zwischen 2015 und 2018 waren die Experten nämlich klüger geworden und erkannten, dass man die Geschiebemessstelle unterhalb des Iselsteges verlegen könnte und so eine bessere Eintiefung auch in diesem Bereich erzielbar wäre, mit dem Effekt, dass keine erhöhten Ufermauern gebaut werden müssen. Einen negativen Effekt hat die jahrelange Verzögerung allerdings auch: Die 2015 ermittelten Kosten von 4,5 Mio Euro wurden 2018 auf 5,7 Mio Euro nach oben korrigiert und bei der Gemeinderatssitzung am 21. Dezember schließlich mit 7,6 Mio Euro beziffert. Budgetwirksam werden aber 2022 „nur“ 250.000 Euro und in den Folgejahren je 400.000 Euro, von den Gesamtkosten des Projekts übernimmt der Bund nämlich 85 Prozent und nur 15 Prozent muss die Stadt berappen. Auch von bisher bereits ausgelegten 376.000 Euro für Planungsarbeiten wurden vom Bund 308.000 Euro ersetzt. Im Herbst 2025 soll die Isel im Stadtgebiet hochwassersicher und zugleich noch besser als Erholungsraum nutzbar sein. Der Fluss wird nämlich nicht nur eingetieft, sondern im Westen der Stadt unterhalb der Schlossbrücke auch aufgeweitet. Dort wird eine größere Überschwemmungszone bewusst eingeplant, die bei Normalwasser mit leicht zugänglichen Buchten, Schotter- und Sandbänken zum Erholungsgebiet werden soll.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

2 Postings

unholdenbank
vor 2 Jahren

Da wird sich die Betonier- und Baggertruppe wieder freuen. Ein öffentlicher Auftrag ist ja immer was Gutes. Da gibt es dann eine Ausschreibung, die man gewinnen kann und dann trotzdem eine saftige Baukostenüberschreitung mit oft erprobten Ausreden einpreisen wird. Ich bin nun schon viele Jahre in Lienz und habe noch nie erlebt, dass die Isel höher gestiegen ist als die Mauerkronen. Dieses Projekt ist zumindest problematisch. Aber es zahlt ja eh der Bund - dabei vergessen wir, dass der Bund auch wir mit unseren Steuern sind. Also zahlen wir es doch wieder selber - zur Freude der Betonier- und Baggertruppe.

 
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    Senf
    vor 2 Jahren

    "Also zahlen wir ..."

    ... und unserer sicherheit, denn wenn wirklich mal was passiert, dann geht das gemaule mit schuldzuweisungen erst richtig los!

    ich wohne auch am wildbach und kenne seine tücken!

     
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