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Tourismus: WK und Grüne nicht einer Meinung

Mario Gerber fordert „Tausende“ aus Drittstaaten. Barbara Neßler will Reformen statt Imagepolitur.

Tirols Wirtschaftskammer-Tourismusvertreter haben am Mittwoch Bilanz über die Wintersaison gezogen und waren insbesondere bemüht, die Branche als attraktiven Arbeitsmarkt "ins rechte Licht zu rücken". Hotellerie-Fachgruppenobmann Mario Gerber (ÖVP) blickte zuversichtlich in die Zukunft, forderte aber angesichts des Arbeitskräftemangels ein Kontingent von "Tausenden" Drittstaatenangehörigen. Ohne diese würde es "nicht gehen". "Der Fachkräftemangel ist kein Problem der Tourismusbranche", stellte Gerber im Rahmen einer Pressekonferenz in Innsbruck klar. Aufgrund des demografischen Wandels und der Vollbeschäftigung stünden schlicht und einfach nicht genügend Menschen zur Verfügung, die nach einer Arbeit suchten. Zudem sei der Mangel nicht auf unattraktive Arbeitsbedingungen zurückzuführen, sondern auf Qualitätssteigerung und Branchenwachstum der letzten Jahre. "Es wäre nicht so schlimm, Arbeitskräfte aus Drittstaaten zu holen", meinte Gerber, schließlich würden ja diese auch "Abgaben zahlen" und so "das System füttern". Derzeit seien rund 55.000 Personen in Tirol im Tourismus tätig, davon verfügten 55 Prozent über eine österreichische Staatsbürgerschaft. Er forderte "Tausende" Kontingente für Drittstaatenangehörige. Genau beziffern könne er den Bedarf noch nicht.
"Auch Arbeitskräfte aus Drittstaaten füttern das System", meint Mario Gerber (ÖVP). Foto: Expa/Spieß
Die Coronapandemie habe die Branche zwar "hart getroffen", das "Tal der Tränen" sei aber überwunden. So hätten die Buchungen sehr rasch wieder ein hohes Niveau erreicht. Der Mitarbeiterstand sei auch während der Coronapandemie nie unter das Niveau von 2016 gesunken und die hohe Rückkehrquote bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zeuge von einer "hohen Verbundenheit". Natürlich sei man noch "rund 30 bis 35 Prozent von Vor-Corona-Zeiten" entfernt, doch "die Sommerbuchungen ziehen an". Die Situation im Tourismus sei - trotz des großen Bedarfs an Arbeitskräften - "viel besser als das viele von uns denken", war es Gerber wichtig zu betonen. Seit November fungiert er auch als Obmann des Innsbrucker Tourismusverbandes. Es sei ihm ein Anliegen, den Tourismus wieder als "Erfolgsbranche mit starkem Wachstum" zu präsentieren. "Das Jammern muss jetzt ein Ende haben", forderte der Branchenvertreter, seines Zeichens selbst Hotelier.
„Ein Imagewandel entsteht nicht, wenn man unattraktive Arbeitsbedingungen schönredet“, kontert Barbara Neßler (Grüne) auf die Ausführungen von Mario Gerber. Foto: Dolomitenstadt/Wagner
Auf Gerbers Aussagen reagieren die Grünen, sowohl in Tirol als auch im Bund Koalitionspartner der ÖVP, mit Skepsis: „Die Tourismuswirtschaft wird weder mittelfristig und schon gar nicht langfristig bei der Suche nach Arbeitskräften erfolgreich sein, wenn mehr auf Imagepolitur statt echter Reformen gesetzt wird“, erklären Barbara Neßler, Grüne Tourismussprecherin im Nationalrat, und Georg Kaltschmid, Tourismussprecher in Tirol. „Ein Imagewandel entsteht nicht, wenn man unattraktive Arbeitsbedingungen schönredet, sondern durch tatsächliche Verbesserungen und Zukunftsaussichten auf eine gute, längerfristige Beschäftigung über das gesamte Jahr hinweg“, setzt Neßler nach. Eine Aufstockung des Arbeitskräftekontingents aus Drittstaaten, wie sie von Mario Gerber gefordert wurde, sei keine längerfristige Lösung, meint Neßler. Was es brauche sei eine Reformierung bzw. Attraktivierung der Rot-Weiß-Rot Karte, weil die in der derzeitigen Form nicht funktioniere. „Daher arbeiten wir gerade intensiv mit dem Koalitionspartner an dieser wichtigen Reform auf Bundesebene, die noch vor dem Sommer fertig werden soll“, erklärt Neßler. Eine Attraktivierung sei sinnvoll um Arbeitnehmer:innen aus dem Ausland eine langfristige und sichere Aufenthaltsperspektive zu bieten.

3 Postings

Der Graukofler
vor 2 Jahren

Mit schönreden ist nicht viel gemacht. Tatsache ist, dass die Tourismusbranche unter den Corona Maßnahmen stark gelitten hat. Mit der Panikmache und den verschärften Corona Maßnahmen wurden viele ausländische Gäste sehr verunsichert. Aber auch der inländische Gast hat die Annehmlichkeiten seiner eigenen vier Wände wiederentdeckt bzw. wieder entdecken müssen. Es wird Jahre dauern, bis sich die Tourismuswirtschaft wieder erholt hat bzw. das Niveau vor Corona erreicht hat. In der Zwischenzeit werden viele Betriebe zusperren bzw. zusperren müssen. Das Problem der fehlenden Arbeitskräfte ist Großteils hausgemacht. Ein gutes Betriebsklima, geregelte Arbeitszeiten und eine angemessene Entlohnung würden sicherlich zur Verbesserung der Situation maßgeblich beitragen.

 
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Bergtirol1
vor 2 Jahren

Es ist höchst an der Zeit das sich die Tourismus und Gastgewerbe branche neu orientiert. Das aufstocken von Arbeitskräften aus Drittstaaten halte ich für den falschen Weg. Es braucht Personal und das jahrelang - -und das hat dann auch seinen Preis!! Mit dem Standartsatz "Zahlung über kollektiv" lockt man heute nicht mal mehr eine Katze hinter dem Ofen hervor. Viele wollen am Wochenende nicht arbeiten und viele wollen einen klaren Ablauf ihrer Tätigkeit - - und das auch zeitlich!! Mann muss die Tourismus stellen wirklich mal richtig Attraktiv gestalten - - dann klappt es auch!! Wenn man so Stellenangebote durchschaut suchen immer dieselben Betriebe dieselben Personen... und das Saison für Saison.. da kann sich nichts ändern! Wir haben in Österreich genug Personal wir müssen es nur Wertschätzen.... denn nicht nur für den Gast wird alles teurer es wird auch alles für s Personal teurer...

 
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    dolofaxe
    vor 2 Jahren

    Sehr guter Ansatz, Hotelierie und Gastronomie von Montag bis Freitag! Vielleicht kommt dann der Wunsch in anderen Branchen unter der Woche frei zu haben? Bei gewünschter 3 oder 4 Tage Woche ginge sich das wunderbar aus! :-) Und Wochenende holt man die Kranken und Pfegebedürftigen heim, denn auch das PflegePersonal möchte frei haben. Polizei, Tankstellen, Bahn, Apotheken, Liftwarte, Schwimmbadpersonal, Lebensmittelhandel, .... mit teilweise KV wird sich sicher auch anschliessen!?

     
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