Ihr Dolo Plus Vorteil:
Diesen Artikel jetzt anhören

Osttirols Wälder durch Borkenkäfer massiv bedroht

Waldbericht 2021 dokumentiert nie dagewesene Schäden. Mitte Juni fliegt die neue Käfergeneration aus.

„Wir haben in den meisten Teilen Tirols eine stabile Situation im Wald, angespannt ist die Lage aber in Osttirol.“ So resümiert Josef Geisler das Waldjahr 2021. Nachdem das Sturmtief Vaia im Oktober 2018 große Schäden in Osttirols Wäldern hinterlassen hatte und eine massive Schneelast im November 2019 für weitere Zerstörung sorgte, ist in den vergangenen zwei Jahren der Borkenkäfer eine ständig wachsende Bedrohung. 100.000 Kubikmeter Schadholz – eine nie dagewesene Menge – gehen in Osttirol allein im Jahr 2021 auf das Konto des Käfers. Das entspricht der Höhe des durchschnittlichen Holzeinschlags eines Jahres.

In tieferen Lagen rechnen Experten bereits Mitte Juni und in höheren Lagen Mitte Juli mit dem Ausflug der neuen Käfergeneration. Um dies zu verhindern, wurden in Osttirol an neuralgischen Stellen und im Objektschutzwald bereits zahlreiche Käferfallen aufgestellt. Parallel dazu wird der Wald systematisch nach frisch befallenen Bäumen durchforstet. Diese werden möglichst rasch aufgearbeitet, um eine weitere Vermehrung des Borkenkäfers zu verhindern. Zur Unterstützung der Osttiroler Kollegen sind laut Josef Geisler 42 Waldaufseher aus Nordtirol über 60 Arbeitswochen im Bezirk Lienz im Einsatz. Weitere 180 Arbeitswochen leisten die MitarbeiterInnen aus den Bezirksforstinspektionen und der Landesforstdirektion.

So sieht der vom Borkenkäfer zerstörte Wald unterhalb des Helenenkirchls in Oberlienz aus. Foto: Land Tirol

Rund 900.000 junge Bäume pro Jahr werden in Osttirol in den kommenden Jahren gebraucht, um die notwendigen Aufforstungen, Wiederbewaldungen und den Umbau hin zu klimafitten Bergwäldern zu bewerkstelligen. Das ist doppelt so viel wie in einem durchschnittlichen Jahr. Weitere 360.000 klimafitte Forstpflanzen werden tirolweit für den Einsatz in stark vom Klimawandel betroffenen Waldgebieten benötigt. Bei den klimafitten Forstpflanzen handelt es sich um größeres und stärkeres Pflanzmaterial.

„Bislang können wir die Nachfrage aus unseren drei Landesforstgärten decken“, erklärt Landesforstdirektor Josef Fuchs. Die geänderten Anforderungen an das Pflanzenmaterial sowie die verstärkte Nachfrage nach Laubholzpflanzen zieht jedoch Veränderungen in Produktion und Logistik nach sich. Um die Versorgung mit heimischen Forstpflanzen nachhaltig zu sichern, wird im Forstgarten Bad Häring bis Ende 2023 ein über 2.000 Quadratmeter großes Kühlhaus errichtet. 

In Summe wurden im Vorjahr von den Forstgärten 2,45 Millionen Forstpflanzen verkauft. Mit 1,9 Millionen bleibt der Großteil davon in Tirol. Lag der Anteil der Fichte im Jahr 2017 noch bei 56 Prozent, ist dieser 2021 auf 43 Prozent zurückgegangen. Laubholz gewinnt an Bedeutung. Die größten Zuwächse unter den trockenheits- und wärmetoleranten Baumarten verzeichnen Linden, Eichen, Kirschen, Bergahorn und Rotbuche. Aber auch Lärche und Weißtanne werden stark nachgefragt.

Das könnte Sie auch interessieren

Borkenkäfer: Die Rettung kommt von oben

Kurt Wöls und Andreas Steiner erklären, wie KI den Wald durch die Klimakrise bringt.

Keine Postings

Ein Posting verfassen

Sie müssen angemeldet sein, um ein Posting zu verfassen.
Anmelden oder Registrieren