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Vogelpest und Teuerung: Wie geht es den Hühnerbauern?

Kein Fall in Osttirol, dennoch erhöhte Risikostufe. Was das für die 19.000 Legehennen und ihre Bauern bedeutet.

Mitte Jänner wurde in einem Tierpark im Unterland erstmals in Tirol die Vogelgrippe nachgewiesen. Das Gesundheitsministerium hat die bereits geltenden Vorsichtsmaßnahmen gegen die Geflügelpest daraufhin in Teilen Tirols verschärft. In ganz Österreich gilt bereits erhöhte Vorsicht für Hühnerbauern, in gewissen Regionen bereits „stark erhöhtes Risiko“.

Ab sofort gilt in 57 Gemeinden in den Bezirken Kufstein, Schwaz und Innsbruck Land sowie in der Landeshauptstadt eine Stallpflicht für Geflügel. In diesem Gebiet lebt rund ein Viertel der Tiroler Hennen. Die Vogelgrippe ist eine fieberhafte Viruserkrankung für Vögel. Derzeit greift der Stamm „H5N1“ um sich. Dieses Influenzavirus gilt als nicht humanpathogen, stellt für den Menschen also keine Gefahr dar und wird auch nicht über Lebensmittel übertragen.

Für Hahn, Henne, Ente und Co. stellt das Virus allerdings ein ernstzunehmendes Risiko dar. Die Übertragung erfolgt über Wildvögel, weshalb der Kontakt zu diesen Tieren derzeit unbedingt vermieden werden sollte, wie Landesveterinärdirektor Josef Kössler erklärt. „Gerade bei diesen Temperaturen ist es kein Fehler, das Geflügel auch in Gebieten und in Betrieben, die nicht von der Stallpflicht umfasst sind, im Stall oder unter Dach zu halten“, empfiehlt Kössler.

Die aktuellen Vogelpest-Risikogebiete in Österreich. Karte: AGES

Abseits der Gebiete mit stark erhöhtem Risiko – also auch in Osttirol – sind die seit 10. Jänner geltenden Vorsorgemaßnahmen des Bundes einzuhalten. Eine Infektion hat weitreichende Folgen: Bricht die Vogelgrippe in einem Geflügelbetrieb aus, muss sofort der gesamte Bestand getötet werden. In Tirol gibt es rund 6.200 überwiegend kleine Tierhaltungen mit rund 300.000 Stück Geflügel.

In Osttirol hat das Geschäft mit den Hühnern in den letzten Jahren einen zweiten Frühling erlebt. „2015 hatten wir 'nur' 11.000 Legehennen im Bezirk“, erklärt Martin Diemling von der Bezirksstelle der Landwirtschaftskammer. Die Einschränkungen – etwa das Verbot der Legebatterienhaltung im Jahr 2012 – sorgten für eine Flaute. Mittlerweile gackern in Osttirol 19.000 Hühner. Sie leben in rund 700 Betrieben.

Einer davon ist der Bödenlerhof. Hoch über dem Lienzer Kessel haben die Hähne hier die Qual der Wahl. 1.200 Legehennen leben unter Bodenhaltung im Betrieb von Alois Lugger. Die Vogelgrippe macht ihn nicht nervös: „Derzeit ist alles unter Kontrolle.“ 300 seiner Hühner leben in einem mobilen Stall. Noch dürfen sie täglich an die frische Luft. „Mich wundert es, dass es keine generelle Stallpflicht gibt. Beim letzten Mal wurde da nicht lange gefackelt“, so Lugger, der mit einer baldigen Ausgangssperre für seine Zweibeiner rechnet.

Alois Lugger hat seine 1.200 Legehennen gut im Griff. Foto: Dolomitenstadt/Wagner

Unter Druck könnten in diesem Fall die Biobauern geraten. Wer unter dem begehrten Siegel agiert, muss strenge Auflagen einhalten. Ein Drittel ihrer Lebenszeit müssen Biohennen im Freien verbringen, pro Tag sind mehrere Stunden Auslauf vorgeschrieben – auch im Winter. Auf dem Biohof von Bernhard Stemberger im Defereggental tummeln sich rund 1.000 Legehennen. Derzeit macht ihnen die Kälte zu schaffen. „Mit dem Auslauf ist es momentan schwierig, bei minus 20 Grad würden die Hühner draußen erfrieren. Aber wir haben Spielraum, es geht sich gut aus“, so Stemberger.

Sollte jedoch eine generelle Stallpflicht kommen, ist die entscheidende Frage, wie lange die Maßnahme greift. 2017 räumte die EU den Freilandhaltern eine dreimonatige Übergangsfrist ein, um die Eier trotz Stallpflicht als Freilandeier zu verkaufen. Ansonsten müssten die Eier ab einem gewissen Punkt mit der Ziffer zwei für Bodenhaltung gestempelt werden. Für die Bauern hätte das wirtschaftliche Folgen, weil Eier aus Bodenhaltung günstiger verkauft werden.

An der generellen Wirtschaftlichkeit eines Legehennenbetriebes zweifelt Martin Diemling: „Mittlerweile sind die Futterpreise so angestiegen, dass es sich kaum noch rentiert.“ Das dementiert wiederum Alois Lugger. Zwar bezahle er für einen Kilo Hennenfutter mittlerweile zehn Cent mehr, die Preissteigerung würden die Landwirte aber an die Konsumenten weitergeben. Rund 40 Cent kostet ein Ei vom Bödenlerhof inzwischen. Luggers 1.200 Hennen fressen pro Monat vier Tonnen Futter.

„Das Geschäft rentiert sich nach wie vor. Wir könnten sogar noch mehr Eier absetzen.“

Alois Lugger, Hühnerbauer

Seine Hühner, die aus Nordtirol stammen, sind im Einkauf um rund 1,50 Euro teurer geworden. Acht Euro kostet eine Legehenne mittlerweile. Die Tiere verbringen rund ein Jahr, manchmal auch eineinhalb Jahre am Bödenlerhof, wo sie täglich ein Ei in Luggers Kasse legen. „Es stimmt, dass die Kosten steigen, aber das Geschäft rentiert sich nach wie vor. Wir könnten sogar noch mehr Eier absetzen“, blickt Lugger optimistisch in die Zukunft.

Dolomitenstadt-Redakteur Roman Wagner studierte an der FH Joanneum in Graz und ist ein Reporter mit Leib und Seele. 2022 wurde Roman vom Fachmagazin Österreichs Journalist:in unter die Besten „30 unter 30“ gewählt.

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2 Postings

isnitwahr
vor einem Jahr

für Eier von Hühnern, bei denen ich mich persönlich überzeugen kann. dass es den Tieren gut geht, dass sie gentechnik- und antibiotikafrei gefüttert und artgerecht gehalten werden, Hähne auch aufgezogen und Küken nicht geshreddert o.ä.cwerden, bezahle ich gerne mehr. Und wenn das Geflügel für eine relativ kurze Zeit wegen dieser Erkrankung im Stall bleiben muss, dann ist das eben so.

 
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    phoenix
    vor einem Jahr

    Genau! Oft weiß man aber nicht woher die Eier in gekauften Lebensmitteln kommen, vor allem bei Backwaren. Ich finde die oft diskutierte Kennzeichnungspflicht daher mehr als gut.

     
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