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Rekordergebnis zum Jubiläum der Lienzer Kalender-Auktion

576 Werke, gespendet von 239 Künstler:innen, kamen im letzten Vierteljahrhundert unter den Hammer.

Er war ein Grund zum Feiern, der 25. „Adventkalender an der Liebburg“, der am Freitagabend, 3. März, in der Lienzer Spitalskirche versteigert wurde. Auch Moderatorin Christine Brugger, die in dieser Rolle erstmals durch den Abend führte, feierte Geburtstag. 576 Werke von 239 Künstlern kamen im letzten Vierteljahrhundert unter den Hammer, und mit dem Gesamterlös von 450.000 Euro förderte der Serviceclub Round Table 240 Projekte zugunsten in Not geratener Osttiroler und Osttirolerinnen.

Routiniert und flott winkte der Auktionator Stefan Taferner das erste Dutzend durch, und spätestens zur Pause schien die Schmerzobergrenze der Bieter sich so um 2.000 Euro einzupendeln. Das hatte, wie gewohnt, zur Folge, dass Bilder, deren Marktpreis über dieser Summe lagen, den Neubesitzern als „Schnäppchen“ in die Hände fielen.

Peter Wirnsperger vom Round Table Lienz, Moderatorin Christine Brugger, Bürgermeisterin Elisabeth Blanik und Auktionator Stefan Taferner vor dem Rekordbild der Auktion, gemalt von Lucia Ricelli. Foto: Round Table/Martin Lugger

Insgesamt fiel auf, dass rund ein Drittel der 24 Bilder in irgendeiner Form dem „abstrakten Expressionismus“ zuzurechnen waren, der es dem Laien schwermacht, malerische Qualitäten zu erkennen. Den Reigen der Autoren deshalb mit Namen zu garnieren, deren Prominenz sich nicht der Malerei verdankt, machte sich, wie im Falle Wolfgang Mairs, des Ex-Fußballers bei Rapid Lienz und im Nationalteam, absolut bezahlt. Seine Collage „Zeit“ wurde zum Dreieinhalbfachen des Rufpreises ersteigert.

Oswald Kollreider war nach Georg Reitter, der zweite Hundertjährige des Abends, der die geheimen Regeln der Veranstaltung durchbrach: Sein am 3. Oktober 1985 gemaltes Bild „Schloss Bruck im Mondschein“ übertraf mit 3.700 Euro deutlich den eigenen Verkehrswert. Kollreiders Malerei war immer expressiv, doch nie abstrakt. Auch ein Erfolgsrezept?

Der Ausrufpreis entspricht dem halben Marktpreis. Lucia Ricelli, Performance-Künstlerin aus Rom, setzte diesen für ihr Acryl- und Ölgemälde, einer Mischung aus Akt und Actionpainting, mit 3.500 Euro fest. Vor knapp zwei Jahren wurde das Werk vom Wiener Auktionshaus im Palais Kinsky angeboten. Offenbar erfolglos. Vergleichbare Bilder derselben Künstlerin wechselten dort kaum um mehr als 4.000 Euro die Besitzer:innen. Nicht so in Lienz: Nach dem Ende eines veritablen Krimis, bei dem ein Gebot das nächste jagte, konnte sich der Auktionator über satte 6.750 Euro freuen und die Männer vom Round Table über einen neuen Rekord, den Gesamterlös von 49.550 Euro.

Rudolf Ingruber ist Kunsthistoriker und Leiter der Lienzer Kunstwerkstatt. Für dolomitenstadt.at verfasst er pointierte „Randnotizen“, präsentiert „Meisterwerke“, porträtiert zeitgenössische Kunstschaffende und kuratiert unsere Online-Kunstsammlung.

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