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„Wir behandeln unsere Spieler wie die Besten der Welt.“

Rupert Marko soll Matrei vor dem Abstieg bewahren. Der ehemalige Nationalspieler im Interview.

Die Union Matrei steckt – schon wieder – in der sportlichen Krise. Der stolze Klub aus dem Iseltal schwächelt nach der Last-Minute-Rettung im Vorjahr auch in der neuen Saison. In der Winterpause haben die Matreier mit der Verpflichtung von Rupert Marko aber einen echten Coup gelandet. Der ehemalige ÖFB-Nachwuchschef ist ein Meister seines Fachs und soll die Union wieder einen. Wir haben uns vor dem ersten Spiel gegen Velden mit dem früheren Bundesligakicker unterhalten.

Rupert, erste Frage: Als fußballbegeisterter – und nicht allzu junger – Mensch kennt man dich in Österreich als Ex-Nationalspieler. Du hättest auch andere Aufgaben übernehmen können. Warum Matrei?

Ich wohne seit 2019 hier und hatte immer wieder Kontakt zu den Verantwortlichen. Ich wurde gefragt, ob ich helfen kann und das wollte ich dann auch. Es war wichtig, dass der Verein bereit war, einen Prozess zu starten. Ich habe auch mit der Mannschaft lange Gespräche geführt. Wichtig ist das Miteinander. Es braucht wieder ein echtes Vereinsleben, wir müssen eine Familie werden und das klappt bereits ganz gut.

Für Matrei habe ich auch ein Angebot aus dem Ausland abgelehnt. Ich habe in den letzten 40 Jahren vom Fußball profitiert, nun will ich etwas zurückgeben. Wir haben in Matrei gemeinsam entschieden, jetzt bis zum Sommer diesen Weg zu gehen.

Also ist nach Saisonende Schluss?

Nein, daran denken wir noch überhaupt nicht. Es geht nicht um Ergebnisse, sondern um den Prozess. Es wird sich hier etwas entwickeln.

Welchen Eindruck hat die Mannschaft in den ersten Trainings hinterlassen?

In diesem Team gibt es hochtalentierte Burschen, die aber erst in die richtige Richtung geführt werden müssen. Da sprechen wir von Bewegungsabläufen, taktischem Verhalten und Positionsspiel. Neu ist, dass wir nun alle unsere Spiele filmen. Für die Jungs ist es wichtig zu sehen, wie sie sich auf dem Platz bewegen. Nur so kann man als Spieler wachsen.

Rupert Marko gibt die Richtung vor. Am Samstag startet der Ex-Nationalspieler mit Matrei in die Rückrunde. Foto: EXPA/Groder

In den sozialen Medien wurden Bilder geteilt, die die Mannschaft bei einer Einheit im Schnee zeigen. Wie hart war die Vorbereitung?

Härte war nicht das große Thema. Die Spieler machen viel Sport und sind fit. Primär geht es um Themen wie Taktik, Technik und das richtige Mindset. Fußball ist ein Fehlerspiel, die Jungs dürfen keine Angst haben. Wir haben miteinander gesprochen und wollen auf und neben dem Platz füreinander da sein. Wir behandeln unsere Spieler so, als wären sie die Besten der Welt. Alles andere macht keinen Sinn.

Am Ende ist Fußball aber auch ein Ergebnissport. Der Klassenerhalt ist das große Ziel...

Natürlich, aber es ist kein Muss. Viel wichtiger ist die Vision des Vereins, die dahintersteckt. Deshalb haben wir auch nicht massiv investiert, mit Benjamin Cosic haben wir einen Neuzugang verpflichtet. Wir schauen jetzt von Training zu Training, von Spiel zu Spiel. Wenn alle mitziehen und jeder alles gibt, kann etwas Gutes dabei rauskommen.

Steckt die schwache Herbstsaison noch in den Köpfen der Spieler?

Wir haben das alles offen angesprochen, auch die Mannschaft selbst hat nach den Gründen gesucht. Wichtig ist aber, eine Familie zu sein. Wenn ein Spieler zum Training kommt, muss er sich wohlfühlen. Jeder muss die Chance haben, sich entfalten zu können. Wir blicken nach vorne.

Das Stadiondach hatte Löcher, ist mittlerweile aber wieder dicht. Das kann man von der Abwehr in der bisherigen Saison nicht behaupten. Wie gehst du damit um?

Die Defensivarbeit fängt vorne an. Wenn das Anlaufen und Attackieren in der Offensive nicht funktioniert, kassierst du eben viele Gegentore. Umgekehrt schießt du keine Hütten, wenn das Aufbauspiel in der Defensive lahmt.

Das bringt mich zur nächsten Baustelle. Mit elf Toren aus 15 Spielen stellt Matrei die schwächste Offensive der Liga...

Ja, aber ich kann das Team hier nicht splitten. Wie bereits erwähnt, brauche ich den Angriff und die Abwehr. Es muss eben alles stimmen.

Lange Zeit galt Matrei als Heimmacht, heuer ist man das schwächste Heimteam. Wie wichtig ist es, diese alte Stärke zu beleben? Welche Rolle spielen die Fans?

Die Leute sind am wichtigsten. Du spielst Fußball für die Fans, nicht für dich. Ansonsten kannst du daheim im Garten kicken. Damit die Leute mitziehen, musst du ihnen aber zuerst etwas geben und genau das haben wir vor.

Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich dieses Gespräch mit Dominik Hanser geführt. Auch er hat den Feuerwehrmann gemacht. Warum steckt der Verein ein Jahr später erneut in dieser Situation?

Auch wenn ich mich wiederhole, ist es wichtig, aus diesem Hamsterrad zu kommen. Wir müssen eine Entwicklung starten und nicht schauen, was in einer Woche passiert. Wichtig ist, was heute ist. Nur so lassen sich erfolgreich Strukturen für die Zukunft aufbauen.

Als letzter Unterligist startet ihr morgen in die Frühjahrssaison. Zum Auftakt wartet mit Tabellenführer Velden eine schwere Aufgabe. Ein undankbarer Gegner für den Neustart?

Im Gegenteil, Velden ist ein dankbarer Gegner. Wir haben die Möglichkeit, vor heimischer Kulisse zu überraschen. Andererseits ist die Erwartungshaltung entsprechend niedrig. Wir haben also nichts zu verlieren.

Wie schon in der Vorsaison meint es der Spielplan im Endspurt gut mit Matrei. Zum Saisonende spielt ihr drei Mal in Osttirol. Ein Vorteil im Kampf um den Klassenerhalt?

Ich hab' mir den Spielplan noch gar nicht angeschaut (lacht). Das bringt uns jetzt auch nichts. Wir müssen heute funktionieren.

Dolomitenstadt-Redakteur Roman Wagner studierte an der FH Joanneum in Graz und ist ein Reporter mit Leib und Seele. 2022 wurde Roman vom Fachmagazin Österreichs Journalist:in unter die Besten „30 unter 30“ gewählt.

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3

Ein Posting

ekloa
vor einem Jahr

Viel Glück Jungs. Deis mocht des schun. Auf geht`s

 
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