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Langzeiturlauber Tratter: RH widerspricht dem Land

Die Grünen fordern Rückzahlung und fragen sich, warum die Neue Heimat plötzlich drei Geschäftsführer braucht?

In Tirol kocht die Causa rund um den Tiroler Ex-ÖVP-Landesrat Johannes Tratter, der nach seinem Ausscheiden als Regierungsmitglied und seiner Rückkehr als Beamter in den Landesdienst zunächst 19 Wochen Erholungsurlaub am Stück konsumiert hatte, wieder hoch. Der von der Landes-Opposition eingeschaltete Landesrechnungshof soll in einer vorläufigen Prüfung zu dem Ergebnis gekommen sein, dass der Anspruch - entgegen der Ansicht des Landes - nicht zu Recht bestand. Veröffentlicht wird dieses Ergebnis freilich nicht, was die Neos kritisieren: „Wir NEOS haben auch in Erfahrung gebracht, dass die Prüfung maximal von der Landesregierung mit fadenscheinigsten Argumenten hinausgezögert wurde. Wir fordern LH Mattle auf, den Bericht sofort zu veröffentlichen. Es gibt keinen Grund, diesen auch nur einen Tag länger zurückzuhalten. Die Öffentlichkeit hat sich endlich Klarheit in dieser leidigen Causa verdient!“, fordert NEOS Klubobmann Dominik Oberhofer. Das Land verweist darauf, dass nur ein vorläufiges Prüfergebnis zur Sonderprüfung "Erholungsurlaub für einen Beamten im Landesdienst" vorliege. Die Ergebnisse seien streng vertraulich, bis der abgeschlossene Bericht den Landtagsabgeordneten übermittelt werde. Der Rechnungshof soll unter anderem argumentieren, dass ein Regierungsmitglied wie Tratter - er ist nunmehr Geschäftsführer der gemeinnützigen "Neuen Heimat Tirol" - so wie ein Landtagsabgeordneter zu behandeln sei, der sich als Beamter ebenfalls zur Gänze dienstfrei stellen lässt. Eine rechtliche Abwägung nimmt der Landesrechnungshof jedoch nicht vor, weil dies nicht in seine Zuständigkeit falle.
Von einer Schlüsselposition in die nächste – Johannes Tratter (ganz links) bleibt als Urlauber und Manager im Kreuzfeuer der Kritik. Foto: NHT
Das Land bzw. dessen Personalabteilung hatte zu Beginn des Jahres den Urlaubsfall Tratter verteidigt. Die Rechtmäßigkeit sei gegeben. Tratter habe mit Wiederaufleben seines Beamtendienstverhältnisses nach Beendigung seiner Regierungstätigkeit - er war nach der vergangenen Landtagswahl im Herbst 2022 aus der Regierung ausgeschieden und als ÖVP-Mandatar in den Landtag eingezogen - "wie jeder andere Mitarbeiter im öffentlichen Dienst wiederum gesetzlichen Anspruch auf Urlaub". Als Landesrat sei er zuvor im Landesdienst außer Dienst gestellt worden und habe in dieser Zeit - in Tratters Fall waren dies zehn Jahre, nämlich von 2012 bis 2022 - keinen gesetzlich geregelten Urlaubsanspruch gehabt. Im Beamtendienstrecht sei geregelt, den nicht konsumierten Urlaub vom Vorjahr mitnehmen zu können. Liste Fritz-Klubobmann Markus Sint sieht das naturgemäß anders: „Während andere Landesbedienstete nie und nimmer auf so exorbitant viele Urlaubstage kommen, haben die ÖVP-Parteifreunde für Tratter offenbar eine Sonderregelung erfunden. Der ÖVP-Landesrat durfte während seiner Zeit als Landesrat Urlaubsansprüche als Landesbeamter ansammeln und wurde damit allen anderen Dienstnehmern bessergestellt. Das ist das System ÖVP, das Gleiche und Gleichere schafft, wenn es der ÖVP nützt und dienlich ist! Aus dem Fall Tratter müssen Konsequenzen gezogen werden, ein Übergehen zur Tagesordnung kann es nicht spielen!“ Grünen-Klubobmann Gebi Mair wartet mit einer weitergehenden Forderung auf: "Für die nicht erbrachte Arbeitsleistung in dieser Zeit muss Landeshauptmann Anton Mattle nun eine Rückforderung der ausbezahlten Gelder verlangen." Man könne nicht einfach "mit Schulterzucken" zur Tagesordnung übergehen. Die Tiroler Grünen wollen nun aber auch noch eine Auskunft über die aktuelle Tätigkeit und das Gehalt von Hannes Tratter: „Es fällt auf, dass Hannes Tratter seit 1. Juli auf jedem Foto einer Schlüsselübergabe der Neuen Heimat zu sehen ist. Geschäftsführer der Neuen Heimat Tirol sind laut Homepage des gemeinnützigen Wohnbauträgers aber weiterhin Hannes Gschwentner und Markus Pollo. Erhält Hannes Tratter seit 1. Juli bereits ein volles Geschäftsführergehalt? Oder ist er entsprechend seiner niedrigeren Verantwortung auch niedriger eingestuft?“, fragt Mair. Falls aus zwei Geschäftsführer plötzlich drei geworden seien, solle man das zumindest ehrlich zugeben.

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Grüne kündigen Anfrage an Mattle zu Tratter-Urlaub an

Ex-Landesrat wartet im Landtag auf einen gut dotierten Vorstandsposten und hat zugleich bezahlten Beamtenurlaub.

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11 Postings

soomanides
vor 8 Monaten

Es für uns Bürger erschreckend, wie macht- unnd hilflos die hohe Politik auf das schamlose Verhalten des Hr. Tratter reagiert. Die Abgeordneten der Tiroler Landtags dürfen (!) oder wollen nur zuschauen, wie einer Einer alle Möglichkeiten ausnutzt, um seine Vorstellungen, ohne Skrupel, durchzusetzen. Mein Vorwurf richtet sich im Besonderen auch auf die Abgeordneten unseres Bezirkes, Fr. Blanik und Hr. Mayerl, sowie Hr. Dornauer als dem Zuständigen für die Wohnbauförderung. Die Führung der NHT sollte abgespeckt und nicht noch durch einen hochdotierten Posten verteuert werden. Alle NHT-Mieter, vor allem auch jene in der Lienzer Südtiroler-Siedlung werden es zu spüren bekommen, wenn die Kostenbelastung fürs Wohnen noch höher wird. Alle lauthals verkündeten Gegenmaßnahmen sind eine Farce in Anbetracht der zit. Vorgehensweise. Die Ankündigung des Hr. LH, "so etwas dürfe sich nicht mehr wiederholen", kommt zu spät. J e t z t müsste gehandelt werden. Dafür fehlt, wie es scheint, der Wille, den Günstling in die Schranken zu weisen.

 
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    Senf
    vor 8 Monaten

    wie wahr!

    wie traurig!

    leider!

     
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miraculix
vor 8 Monaten

Herr Landeshauptmann Mattle, dieser Skandal lässt sich jetzt aber nicht mehr auf die ÖVP - "Bundes-Buberlpartie" rund um Basti abschieben, den Sie ja lieber nicht mehr zurück auf der politischen Bühne haben wollen! Der ist eindeutig hausgemacht und von der Tiroler ÖVP ganz allein zu verantworten!

Es ist ja nicht unbedingt neu, dass solche Vorgänge passieren. Die Neue Heimat Tirol war ja auch schon früher ein guter Platz für einen Ex-Landesrat, wenn auch nicht von der ÖVP. Und der "wir haben alles richtig gemacht" EX-LR Tilg ist ja nach dem eher unrühmlichen politischen Ende wieder in der UMIT (Privat-Uni des Landes Tirol) gelandet, als Spezialist für medizintechnische Software. Nach fast 10 Jahren "Abstinenz" in einem sich sehr schnell entwickelnden Fachbereich war er da sicher voll auf dem laufenden. Diese Fälle haben damals relativ wenig Staub aufgewirbelt, aber die Öffentlichkeit schaut inzwischen vielleicht genauer hin, wenn so etwas passiert. Das Vertrauen der Bevölkerung gegenüber der österreichischen Politik ist in den letzten wenigen Jahren geradezu katastrophal abgestürzt. Wen wundert's?

Vielleicht wäre es in dem Zusammenhang auch der Mühe wert, in Erfahrung zu bringen, was die beiden Landesrätinnen der kleineren Regierungspartei aus der vergangenen Landtagsperiode nach ihrem Ausscheiden aus der Spitzenpolitik machen. Von einem hoch dotierten Job im unter (partei-) politischen Einfluss stehenden Umfeld war da bei beiden nichts zu hören. Offenbar gibt es, wenn auch leider nicht generell, doch noch verschiedene Zugänge ...

 
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    Chronos
    vor 8 Monaten

    Top Statement! Vielen Dank, @miraculix. Es freut mich, dass gar nicht so wenige so denken wie ich.

    Auch in dieser Hinsicht haben Sie recht. Versorgungsposten haben beide Grüne Ex-Landesrätinnen nicht erhalten. Denn solche sind ausschließlich nur den eigenen ÖVP-Leute vorbehalten - alles Familie!

    Ingrid Felipe hat seit 01.01.2023 einen Top-Manager-Posten und wird Vorständin bei der Deutschen Bahn. Sie kümmert sich um Großprojekte auf dem deutschen Schienennetz. Also ein hochdotierter Job. https://www.derstandard.at/story/2000141472479/ingrid-felipeberufliche-bahnfahrt-fuer-tiroler-gruene

    Dass es bei den Grünen auch anders gehen kann, zeigt uns die ehemalige Soziallandesrätin Gabriele Fischer. Sie hingegen übernimmt mit 01. Juni die Geschäftsführung von "Emmaus" in Innsbruck, einem gemeinnützigen Verein für ehemals suchtkranke Männer und Frauen. https://www.tt.com/artikel/30855373/vom-landhaus-an-den-stadlweg-neue-aufgabe-fuer-ex-landesraetin

     
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so ist es vielleicht
vor 8 Monaten

Traurig ist zudem, dass solche (Ex)Politiker einfach gar keinen Genierer mehr haben. Alles zu mir, das System wird ausgereizt bis aufs Letzte, hinter mir die Sintflut.... Die Gier hat kein Ende, was interessiert solche Machtmenschen der kleine Mann/Frau.

Schon interessant, warum so ein Herr meint, er muss weiterhin gleich oder besser bezahlt werden, sogar wenn er mal länger seinen "wohlverdienten" Urlaub nimmt, da dafür ein Konstrukt von 10 Jahren erfunden wird!

Danke ÖVP, die FPÖ freut sich über solche Fauxpas!!! Weiter so mit der Postenschacherei!!!! 🙈

 
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    karlheinz
    vor 8 Monaten

    Ja, man sieht es in den Umfragen und diese werden sich so nicht bessern.

     
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Senf
vor 8 Monaten

man wundert sich, mit welcher kaltschnäuzigkeit in tirol postenschacher betrieben wird und mich graust vor solchen menschen, die sich angeblich als politiker fürs volk verwenden. tratter ist seit 2013, also seit 10 jahren politiker und nun wieder weiterhin hoher landesbeamter. als solcher wurde der neuen heimat (eigentümer: 50% land irol, 50 % stadt innsbruck - gesellschaft) "verliehen".

wer es nicht überrissen hat soll wissen, dass tratter sich nach ausscheiden aus dieser wohnbaugesellschaft als privatperson nicht eine ASV-beziehen wird, sondern anspruch in die beamten-ruhestandversetzung erwirbt und rund 95% seines letztbezuges (dzt. 17.000 euro), monatlich x 14) bis zu seinem lebensende beziehen wird. tratter ist jurist, als solcher waltet er angeblich nun einen technischen aufgabenfeld, wo seine fachliche fähigkeit ohnehin in frage zu stellen ist. das scheint keine rolle zu spielen, dafür gibts dann ja untergebene, die die arbeit erledigen, während im oberstüberl vermutlich politisiert wird.

während sich die mehrzahl der tiroler derzeit mit teuerungen und einer inflationsrate von 9,5% herumschlagen muss, kann sich so mancher parteifreund im lande skrupellos die hände reiben, man hat ja freunde!

ich frage mich in zornesröte, was ist eigentlich mit dem gesunden hausverstand und einer christlich sozialen moral in dieser gesellschaft passiert, wo sichs einige richten, wie sie wollen und was geht eigentlich in solchen menschen vor? vielleicht habe sie allesamt dreck am stecken und müssen sich decken?

nur mehr zum schämen, nie wieder övp!

 
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    Chronos
    vor 8 Monaten

    Wie wahr, wie wahr! 100%-tige Zustimmung, lieber senf!

    Einsicht oder Lernfähigkeit? Oder gar Genierer? Nein, kennen diese abgehobenen Leute nicht! Wie wollen die verantwortlichen Politiker einer Kleinst-Pensionistin oder einer alleinerziehenden Mutter, welche jeden einzelnen Euro umdrehen muss, erklären, was da wieder abläuft. Wieder ist es halt ein Politiker aus der in Tirol dominanten ÖVP.

     
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    ruhigblut
    vor 8 Monaten

    ...bezeichnend das Bild gleich darüber....... der Herr Trattner, gleich dahinter der Herr Mayerl mit dem Herrn Webhofer... die liebe Familie, ein nicht enden wollender Albtraum :-(

     
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      Senf
      vor 8 Monaten

      @chronos, eine "Gemeinnützige WohnungsGmbH", also eine Privatgesellschaft bekommt nun einen der höchst bezahltesten Landesbeamten als Geschäftsführer, der - wie im Bild oben freudig festgehalten - den Wohnungssuchenden Tirolern erklären wird, wie günstig und leistbar das Wohnen in Tirol ist.

      Für wie dumm hält man das Volk eigentlich, oder ist es tatsächlich so kalkulierbar?

      Wie in der heutigen TT berichtet, kündigt Herr Landeshauptmann eine gesetzliche Klarstellung an, "damit sich der Fall Trattner künftig nicht mehr wiederholen könne"

      Resümee: die politische Entscheidung für Langzeiturlauber und den nunmehr "beamteten" Geschäftsführer der NHT Hannes Trattner ist zu akzeptieren, für zukünftige Fälle wird eine gesetzliche Regelung geschaffen.

      Wie steht eigentlich der Osttiroler Abgeordnete Mayerl dazu?

       
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      Chronos
      vor 8 Monaten

      Ja, senf!

      Der Osttiroler Abgeordnete Mayerl? Gib´s den noch? Keine Ahnung, von dem höre ich NIE etwas? Beides - Wahrheit und Sarkasmus in einem!

       
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