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Massiver Felssturz: Zwei Wände am Glödis abgebrochen

Ein Video zeigt, wie am Westgrat zwei Felswände bergab donnern. Gemeinde Kals will keinen Geologen hinzuziehen.

In Osttirol kursiert derzeit ein Video, das einen Felssturz am Glödis zeigt. Darin ist zu sehen, wie sich am 8. Oktober am Westgrat zwei Wände des markanten Gipfels lösen und bergab donnern, Augenblicke später ist das „Matterhorn der Schobergruppe“ in dichte Staubwolken gehüllt. „So massiv habe ich das am Glödis noch nie gesehen“, erzählt Alois Holaus. 50 Jahre lang war der Kalser als Bergführer im Gebirge unterwegs.

Er kennt in der Schobergruppe jeden Stein und weiß um die Gefahr am Glödis. „Es gab immer wieder kleinere Felsstürze. Früher konnte man den Berg von der Kalser Seite aus auch im Sommer besteigen, das geht heute nicht mehr. Es ist zu gefährlich, alles ist locker“, so Holaus. Das wissen die Bergführer, weshalb auf dieser Seite zu dieser Zeit „eigentlich niemand“ unterwegs sei. Einzig im Frühjahr, wenn noch Schnee liegt, könne man hier noch sicher aufsteigen.

Während das Video seit Tagen durch WhatsApp und Co. geistert, haben die offiziellen Stellen zum Teil nichts von dem Ereignis mitbekommen. Nachgefragt bei der Gemeinde Kals, betont Bürgermeisterin Erika Rogl: „Es sind wohl zwei größere Platten abgebrochen.“ Holaus, dessen Gäste in der Lesachalm das Video gedreht haben, zeichnet ein dramatischeres Bild: „Das war schon gravierender. Da ist ein ganzer Teil des Berges abgebrochen.“

Der klassische Anstieg führt von der Lienzer Hütte im Debanttal auf den Glödis, die knackige Variante auf der Kalser Seite wird hauptsächlich von erfahrenen Alpinisten gewählt. Auch der Weg über das Kalser Törl zur Lienzer Hütte verläuft im Kar unterhalb jenes Bereiches, in dem sich der Felssturz ereignet hat. „Es gibt eine neue Route, über die der Glödis seit drei Jahren mit Steigeisen und Pickel von Kals aus bestiegen wird. Ich vermute, dass es die nun nicht mehr gibt“, sagt Holaus.

Auf den Lokalaugenschein eines Landesgeologen will die Gemeinde verzichten. „Hier handelt es sich nicht um einen Dauersiedlungsraum. Es ist auch kein Weg betroffen“, betont Rogl. Auf Eigeninitiative kann die Geologieabteilung des Landes nicht nach Kals fahren. Die Experten wussten bis zu unserem Anruf aber ohnehin nichts vom Felssturz in Osttirol. „Es liegt keine Meldung vor. Für eine Lageeinschätzung müsste uns die Gemeinde als Sicherheitsbehörde anfordern“, erklärt der zuständige Geologe Roman Außerlechner.

Der warme und lange Sommer macht den Alpen zu schaffen, erst im Juni ereignete sich am Tiroler Fluchthorn ein massiver Felssturz, bei dem die Gesteinsmassen mit voller Wucht über das breite Wasser in Richtung Jamtalhütte donnerten. Die Länge der Mure betrug über zwei Kilometer. Auch auf der Stüdlhütte spitzt sich die Lage durch tauende Permafrostböden zu. Die Gefahr sei am Berg allgegenwärtig, warnt Holaus: „Am Kleinschober gibt es beispielsweise ein paar Türme, bei denen ich mir nicht sicher bin, wie lange die noch stehen.“

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