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Duell Thaler gegen Gerber im Tiroler Wirtschaftsbund

Hinter den Kulissen mischt Franz Hörl als scheidender Obmann und Mentor der Kammerpräsidentin kräftig mit.

In Tirols ÖVP-Wirtschaftsbund kommt es zum Duell in Schwarz. Die neue Wirtschaftskammerpräsidentin Barbara Thaler kündigte am Montag vor Journalisten an, bei der Hauptversammlung am 9. Februar für die Obmannschaft zu kandidieren. Der derzeitige Obmann, Nationalratsabgeordneter Franz Hörl, verzichtet für Thaler auf eine erneute Kandidatur. Ein Duell ist damit fix, denn auch Wirtschaftslandesrat Mario Gerber (ÖVP) tritt an, wie er gegenüber der APA erneut betonte.

„Er unterstützt mich“, meinte die EU-Abgeordnete Thaler in einem kurzfristig angesetztem Pressegespräch in Innsbruck in Bezug auf Hörl, der sich heuer erneut um ein Nationalratsmandat bewerben will. Mit Gerber habe es zuletzt „vertrauliche, gute Gespräche“ gegeben, an denen auch Landeshauptmann und ÖVP-Chef Anton Mattle teilnahm. Dabei sei es aber zu keiner Kompromissfindung gekommen. „Mein Angebot steht aber nach wie vor, dass Mario Gerber auf meiner Liste kandidiert“, betonte Thaler. Sie biete es ihm an. Näheres wollte Thaler zu den Gesprächen im Vorfeld nicht sagen, auch nicht, wie sich Mattle dabei positionierte. Sie habe aber logischerweise auch um die Unterstützung des Landeschefs, selbst Wirtschaftsbündler, geworben. Als „Kampfabstimmung“ wollte die 41-Jährige das Duell übrigens nicht sehen, es handle sich um einen demokratischen, legitimen Prozess: „Es gibt ein Angebot und die Delegierten entscheiden. Da ist nix Negatives.“ Man könne durchaus auch von „Vielfalt“ sprechen.

Barbara Thaler will Franz Hörl an der Spitze des ÖVP-Wirtschaftsbundes beerben. Foto: APA/Expa/Groder

Gerber machte am Montag indes nach Thalers Pressegespräch klar, dass er Thalers „Angebot“ nicht annimmt und selbst in den Ring steigt. „Ich finde es toll, dass nach der Ära Hörl jetzt zwei junge und kompetente Kandidaten Verantwortung übernehmen wollen und die WB-Mitglieder damit eine echte Wahl haben“, ließ er die APA wissen. Er habe sich „dazu schon vor zwei Monaten positioniert, sehr viel Zustimmung erfahren und bin bereit mich dieser Aufgabe zu stellen“, erklärte der Landesrat, der am Montag seinen 43. Geburtstag feierte.

Der scheidende Franz Hörl rührt indes schon einmal kräftig die Werbetrommel für Thaler. Sie sei die richtige Kandidatin für die Spitze des Tiroler Wirtschaftsbundes: „Sie bringt politische Erfahrung und ein internationales Netzwerk mit starker wirtschaftspolitischer Expertise mit für dieses Amt. Sie hat das Zeug, den Wirtschaftsbund als starke, schlagkräftige Teilorganisation der ÖVP weiter zu stärken.“ Thaler gehe es stets „um die Arbeit für die Tiroler Wirtschaft und nicht um das eigene Fortkommen“, holte der Seilbahnen-Chef und Zillertaler Hotelier per Aussendung auch zu einem versteckten Seitenhieb gegen Parteifreund Gerber aus.

Auch Landesrat Mario Gerber will an die Spitze der mächtigen ÖVP-Interessenvertretung. Foto: Expa/Groder

Mit der Kampfabstimmung „Thaler gegen Gerber“ kommt es zum Duell zweier Tiroler ÖVP-Größen aus einem mächtigen Bund, die immer wieder auch für noch höhere Weihen in Land und Partei gehandelt werden. Beiden ist jedenfalls persönlicher Ehrgeiz, die eigene Laufbahn betreffend, durchaus nicht fremd.

Landesparteichef und Landeshauptmann Mattle hält sich unterdessen vornehm zurück. Tirols oberster Schwarzer nehme zu keinen internen Vorgängen in den Bünden öffentlich Stellung, so auch nicht im Falle des Wirtschaftsbundes, hieß es aus der Landespartei gegenüber der APA. Sowohl Gerber als auch Thaler hätten jedenfalls sein „vollstes Vertrauen.“

„Ich bin ein Teil des Wirtschaftsbundes. Der Wirtschaftsbund ist ein Teil von mir“, hatte die 41-jährige Thaler Montagvormittag zu pathetischen Worten gegriffen und dabei Bezug auf ihre bereits 16 Jahre andauernde Mitgliedschaft genommen. Sie kenne die unterschiedlichen Herausforderungen der Betriebe und habe selbst lange Jahre große und kleine Firmen mit ihrem Unternehmen im Digitalisierungsbereich beraten. Man müsse den „Fokus auf den gesamten Standort richten, nicht nur auf eine Branche.“ Als Anspielung auf den aus dem Tourismus kommenden Gerber wollte die ÖVP-Politikerin dies allerdings dezidiert nicht verstanden wissen. Jedenfalls wolle sie auch über die Landesgrenzen hinausdenken und die europäische Perspektive im Auge behalten.

Als Vorteil gegenüber ihrem wahrscheinlichen Konkurrenten nannte die Unterländerin die künftige „Personalunion“ aus Kammerpräsidentin und Wirtschaftsbundchefin, sollte sie gewinnen. Dadurch könne man „forscher und direkter“ Forderungen stellen und habe mehr Freiheiten als ein Regierungsmitglied. Eine solche Personalunion hatte es übrigens vor Hörls Ära gegeben. Dessen Vorgänger Jürgen Bodenseer, den der Zillertaler 2016 in einer Kampfabstimmung aus dem Amt kegelte, war sowohl Kammerpräsident als auch Wirtschaftsbundobmann.

Er macht aus seinem Herz keine Mördergrube. Franz Hörl unterstützt Barbara Thalers Antreten gegen Landesrat Mario Gerber. Foto: Expa/Groder

Für Unterstützer Hörl hatte Thaler nur Lob parat. „Der Franz“ habe „das Herz am rechten Fleck.“ Sie wolle nach dessen „erfolgreichen Jahren“ den Bund weiter stärken und dem „Weg von Franz Hörl nachfolgen - natürlich mit meiner eigenen Handschrift“. Es gehe darum, dafür zu sorgen, dass der Wirtschaftsbund der „schlagkräftigste Bund in der Tiroler Volkspartei bleibt.“

Auf die Frage, ob die Achse mit Hörl quasi auf einem politischen Tauschgeschäft basiere und sie, Thaler, den Seilbahnen-Chef im Gegenzug in puncto seiner Nationalratswahlkandidatur unterstütze, wollte Thaler nicht näher eingehen. Die Nominierungen für die Wahllisten würden die verschiedensten Gremien der Partei vornehmen. „Ich bin heute nicht in der Lage, dazu irgendwas zu sagen. Es steht mir auch nicht zu“, ließ sie wissen. Die Bünde würden natürlich eine Vorentscheidung dahingehend treffen, aber: „Es ist heute zu früh, dass ich mich dazu äußere.“

Gerbers erste Kandidaturankündigung war im September heftig aufgeschlagen und hatte den wortgewaltigen Hörl massiv empört. Gegenüber der APA sprach er etwa davon, „überfallen“ worden zu sein. Der Wirtschaftslandesrat sah dies anders. Es brauche einen „Generationenwechsel“, den Hörl selber lange in Aussicht gestellt habe.

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